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Gratiszeitung weiter auf dem Vormarsch

Die Gratis-Pendlerzeitung "20 Minuten" liegt hinter dem "Blick" an zweiter Stelle. Keystone

Die Gratis-Pendlerzeitung "20 Minuten" hat die Zahl ihrer Leser erneut massiv gesteigert. Sie schliesst damit zum Boulevard-Blatt "Blick" auf, das stärkste Zeitung bleibt.

Der Schweizer Zeitungskonsum blieb laut WEMF-Studie 2003 gleich hoch wie im Vorjahr.

Für die seit dreieinhalb Jahren existierende Pendlerzeitung “20 Minuten” weist die Erhebung der WEMF AG für Werbe-Medienforschung eine kräftige Zunahme der Leserschaft um 194’000 auf 720’000 aus.

Schon 2002 hatte “20 Minuten” um 212’000 Leserinnen und Leser zugelegt. Der Anstieg damals war allerdings durch eine Ausweitung des Verteilgebietes begründet. “20 Minuten” wird im Dreieck Zürich-Bern-Basel an Bus- und Tramhaltestellen sowie in Bahnhöfen gratis abgegeben.

Das Blatt, das aus einem norwegischen Medienhaus stammt, platziert sich so hinter der wie bisher grössten Schweizer Zeitung “Blick” mit 746’000 Lesenden. Der “Blick” konnte nach einem Rückgang auf 734’000 im letzten Jahr wieder zulegen.

“20 Minuten” verdrängte den “Tages-Anzeiger” auf Platz drei. Dennoch legte der Zürcher “Tagi” um 28’000 auf 559’000 Leserinnen und Leser zu.

Interesse an seriöser Information

Wie Gabriele Siegert, Leiterin des Instituts für Journalismus und Medienforschung an der Universität Zürich, gegenüber swissinfo sagte, verlieren die Tageszeitungen auf Kosten von “20 Minuten” zwar an Werbeaufträgen.

Die jüngsten Entwicklungen hätten jedoch auch eine positive Seite, betonte Siegert: “Die WEMF-Studie zeigt, dass die Schweizer Leser zwei Zeitungen kombinieren können – eine Seriöse für zu Hause und ein Boulevard-Blatt.”

Es zeige auch, dass junge Leute nicht eine Zeitung durch eine andere ersetzten. “In der Schweiz ist das Interesse an seriöser Information noch immer gross.”

Alles beim Alten

Mit 366’000 und einem Plus von 5000 Lesenden etablierte sich die “Mittelland-Zeitung” auf Platz vier, dicht gefolgt von der “Berner Zeitung” mit 341’000 und der “Neuen Zürcher Zeitung” mit 324’000 Lesenden.

Die “BZ” wuchs im Vergleich zum Vorjahr um 38’000 Lesende; die “NZZ” um 27’000.

Mit 1,026 Mio. (+ 9000) Leserinnen und Leser behauptete sich der “SonntagsBlick” auf dem ersten Platz am Sonntag. Die “SonntagsZeitung” lasen 813’000 Schweizerinnen und Schweizer, 30’000 mehr als im Vorjahr. Die “NZZ am Sonntag” – seit 17. März 2002 auf dem Markt – führten sich 434’000 Personen zu Gemüte.

Bei den Zeitschriften verteidigte der “Beobachter” mit 1,122 Mio. (+ 77’000) Lesenden den ersten Platz und verbuchte eine laut WEMF signifikante Änderung.

Das Nachrichtenmagazin “Facts” steigerte sich um 37’000 auf 521’000 Leserinnen und Leser.

Die “Coop-Zeitung” mit “Coopération” und “Cooperazine” fand laut WEMF-Erhebung 3,205 Mio. Leserinnen und Leser. Das Migros-Pendant “Brückenbauer” mit seinen französischen und italienischen Ausgaben konnte auf 2,76 Mio. Leser zählen.

Keine Verschiebungen in der Westschweiz und im Tessin

In der Westschweiz blieb “Le Matin” mit 310’000 Lesenden (+11’000) an der Spitze. Darauf folgten “24 Heures» mit 243’000 (+2000) und “Tribune de Genève” mit 193’000 (+4000).

Im Tessin behauptete sich der “Corriere del Ticino” mit seinen 113’000 Lesenden auf Platz Eins. Allerdings musste er eine Einbusse um 5000 hinnehmen.

“La Regione”, wie bisher auf dem zweiten Platz, lasen 100’000 (+4000) Personen, gleich viel wie die Sonntagszeitung “Il Caffè della domenica”.

Die Gratis-Sonntagszeitung der Lega dei Ticinesi, “Mattino della Domenica”, fand ebenfalls 100’000 Lesende. Die dritte Tageszeitung, “Il Giornale del Popolo”, lasen 66’000 Personen im Südkanton.

Achtung Statistik

Die erhobenen Reichweiten lagen für alle Zeitungen und Zeitschriften im Vergleich zum Vorjahr in etwa gleich, teilt die WEMF mit.

Nur für gerade 30 Titel lasse sich eine signifikante Veränderung im Vergleich zum Vorjahr feststellen. Meist wiesen die Zahlen einen leichten Zuwachs aus.

Die WEMF betont zudem, dass für die Erhebung der Leserzahlen die während des Befragungszeitraums in einem Gebiet gestreuten und gelesenen Exemplare ausschlaggebend sind.

Darum sei es möglich, dass eine stabile oder sogar grössere Leserschaft ausgewiesen werde, obwohl die beglaubigte Auflage eines Titels sank.

swissinfo und Agenturen

Die 12 leserstärksten Zeitungen der Schweiz:

1. Blick
2. 20 Minuten
3. Tages-Anzeiger
4. Mittelland Zeitung
5. Berner Zeitung
6. Neue Zürcher Zeitung
7. Le Matin
8. Neue Luzerner Zeitung
9. Die Südostschweiz
10. 24 Heures
11. St. Galler Tagblatt
12. Basler Zeitung

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