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Heidi überzeugte (Erwachsene) nicht ganz

Das neue "Heidi" surft im Internet, vergisst die Ziegen aber nicht ganz. Film Heidi

Gute Unterhaltung für Kinder - nicht mehr, aber auch nicht weniger: Markus Imbodens neuer "Heidi"-Film, der im Kinderfilm-Wettbewerb der Berlinale uraufgeführt worden ist, überzeugt nur teilweise.

Eine neue “Heidi”. Das Mädchen von der Alp mailt und surft im Internet, der Geissenpeter heisst Peter Geissler, kommt aus Boston und fährt mit seinem Mountain-Bike auf die Alp, und die böse Tante lebt nicht in Frankfurt, sondern in Berlin.

Und doch bleiben die Figuren im Film von Markus Imboden dem Geist von Johanna Spyri (sie schrieb den Roman im 19. Jahrhundert) treu. So ist Heidi immer noch die gute Seele vom Land, verwurzelt in den Bündner Bergen und dank der Sterne auf ewig verbunden mit ihrer toten Mutter. Und der Alpöhi ist wiederum ein knorriger Einzelgänger mit harter Schale, aber weichem Kern.

Für Kinderherzen

Die Kinderherzen werden dieser “Heidi”-Version wohl zufliegen (dafür ist er primär auch gedreht worden), die Erwachsenen aber kann die aktualisierte Verfilmung des Kinder-Buchklassikers von Johanna Spyri kaum mitreissen.

Dazu wirkt der Film, der am Mittwoch (14.02.) im Rahmen des Kinderfilmfests der Berlinale in Anwesenheit von Regisseur Markus Imboden und der jungen Schauspielerinnen und Schauspieler seine Uraufführung erlebte, über weite Strecken zu stark wie ein Kompromiss.

Er habe keinen Heimatfilm drehen wollen, sagte Imboden am Premieren-Empfang, an dem auch Botschafter Thomas Borer teilnahm. Vielleicht liegt genau darin eine der Schwächen des Films.

Zwar haben Jasmine Hoch und Martin Hennig den Roman von Johanna Spyri, deren 100. Todestag dieses Jahr begangen wird, geschickt aktualisiert. Trotzdem bleibt die Frage, ob eine historische Version nicht die Möglichkeit gegeben hätte, freier mit den Emotionen umzugehen, die in diesem Stoff zweifellos liegen.

Frisch und sympathisch

Überraschend zurückhaltend ist der Film auch in der visuellen Schilderung der Bergwelt. Das liegt allerdings auch an den schwierigen Wetterverhältnissen während der Dreharbeiten und an den Verzögerungen, die sich durch die Probleme mit der Besetzung ergaben. Diese kann auch nicht in allen Teilen Überzeugen. Die grossen Hoffnungen, die man in der Schweiz in “Heidi” setzt, erfüllt die schweizerisch-französische Koproduktion künstlerisch nur bedingt.

Trotzdem: Das Markenzeichen “Heidi” und die kindergerechte Umsetzung sollten dafür sorgen, dass der von der Zürcherin Ruth Waldburger produzierte Film ein breites, junges Publikum findet. Der Film kommt Ende März mit fünfzig Kopien in der Deutschschweiz und in der Romandie in die Kinos.

swissinfo und Agenturen

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