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ICT verbinden ländliches Mali mit der Aussenwelt

Tuareg-Karawane in der Wüste Malis, einem Land, in dem 80% aller Bewohner kaum mit Informationen versorgt werden. Keystone

Rund 80% der 11,3 Millionen Einwohner Malis sind von der Aussenwelt abgeschnitten, weil die entsprechende Kommunikations-Infrastruktur fehlt.

Viele Entwicklungs-Spezialisten sehen jedoch in ländlichen Radio- und Multimedia-Zentren den Schlüssel für die Integration dieses armen Landes in die Informations-Gesellschaft.

In Mali gibt es nur eine einzige Tagezeitung. Und bis diese die mehreren Tausend Kilometer von der Hauptstadt Bamako in eine Wüstenstadt wie Timbuktu zurückgelegt hat, sind die darin enthaltenen Nachrichten häufig veraltet.

Zudem kann nur ein Viertel der Bevölkerung lesen und schreiben, und weniger als ein Prozent besitzt laut der Schweizer Entwicklungsorganisation Helvetas ein Mobiltelephon oder einen Festnetzanschluss.



«Ländliche Gemeinden in Mali erstrecken sich oft über Dutzende von Kilometern und umfassen mehr als 20 Dörfer», erklärt der Leiter des Helvetas-Büros in Mali, Melchior Lengsfeld, im Gespräch mit swissinfo.

«Strassen existieren nicht, die Menschen haben keine Transportmöglichkeiten, niemand hat Zugang zu einem Telefon, und zu Fuss kommt man auch nicht an die Informationen heran – keine leichte Sache also», meint er.

Landradio

Während die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung keinen Zugang zu Informations- und Kommunikations-Technologien (ICT) wie Computer, Telefon oder Fernsehen hat, besitzen immerhin etwa 18 Prozent der Bevölkerung ein Radio.

Und Lengsfeld hält das Gemeinschafts-Radio – lokal ausgestrahlt und als Service public konzipiert – für ein äusserst wirkungsvolles Medium zur Verbreitung von Informationen an grössere Gruppen von Leuten in ländlichen Gegenden.

«Das Radio spielt eine wichtige Rolle in unseren Programmen zur Förderung der Dezentralisierung. Mali hat 703 Gemeinden, und die sind erst vier Jahre alt. Die Leute müssen erst mal lernen, was es bedeutet, Bürger zu sein und Regierungsvertreter zu wählen – in einem Land ohne demokratische Traditionen auf der lokalen Ebene», sagt Lengsfeld.

Die von Pro Helvetia in Auftrag gegebenen Radiosendungen konzentrieren sich insbesondere auf Frauen- und Jugendthemen, in der Absicht, das politische Interesse dieser traditionell marginalisierten Gruppen zu wecken.

Internet-Cafés

Als Teil ihres Dezentralisierungs-Programmes hofft Helvetas bis im Januar auch das erste von mehreren, über Satelliten verbundenen Internet-Cafés in Betrieb zu nehmen.

«Wenn die Technologie einmal funktioniert, besteht auch die Möglichkeit, die Signale in die weitere Umgebung zu spiegeln und Satelliten-Stationen in Dörfern und Landstrichen benachbarter Regionen aufzubauen.»

Hybride Netzwerke

Unesco, die UNO-Organisation für Bildung, Wissenschaft und Kultur, hat das Modell von Helvetas noch einen Schritt weiter geführt und ländliche Radios und Internet-Cafés zu so genannten «gemeinschaftlichen Multimedia Zentren» (CMCs) kombiniert.

Zwei dieser hybriden Einrichtungen hat die Unesco in den ländlichen Städten Kayes und Koutiala ermöglicht. Hier können die Besucher im Internet surfen, E-Mails versenden und Informationen abrufen, die dann via gemeinschaftliche Radiosender in der regionalen Sprache ausgestrahlt werden.



«Wir wollen die ländlichen Radiosender in die Lage versetzen, im Internet Informationen zu sammeln und diese dann den Leuten auf lokaler Ebene zur Verfügung stellen», erklärt Programmspezialist Yao Ydo im UNESCO-Büro von Mali gegenüber swissinfo.

«Das vergössert und vervielfältigt ihren Entscheidungsspielraum, denn auch Leute, die auf dem Land leben, müssen wissen, was in der Welt geschieht. Informationen beeinflussen ihr Leben, und wir können das nicht einfach ignorieren», fügt er hinzu.

Finanzierung

Beide Projektreihen werden gegenwärtig noch von der Schweizer Regierung unterstützt, doch Helvetas und Unesco bestehen darauf, dass solche Unternehmen selbsttragend und mit Vorteil kommerziell überlebensfähig sein müssen, wenn sie ihre Aufgabe wirklich erfüllen sollen.

Und sie hoffen, dass der Privatsektor vermehrt auch einen Beitrag an diese Initiativen leisten wird.

«Es wäre natürlich wunderbar, wenn Informationen vermehrt online weiterverbreitet würden. Und in bin überzeugt, dass das in fünf bis zehn Jahren der Fall sein wird, aber das erfordert grosse Investitionen, und wenn niemand Geld zur Verfügung stellt, wird es nicht passieren», sagt Lengsfeld.

swissinfo, Anna Nelson in Bamako, Mali
(Übertragung aus dem Englischen: Dieter Kuhn)

Drei Viertel der Bevölkerung können weder lesen noch schreiben.
Weniger als 1% besitzen ein Mobiltelefon oder einen Festnetzanschluss.
Die gewaltige Zunahme an Internet-Benutzern (von 2000 im Jahr 1998 auf 30’000 im Jahr 2001) zeigt, dass ICT vermehrt verfügbar sind.
18% der Einwohner Malis besitzen ein Radio, weniger als 2% einen Fernseher.

Entwicklungsspezialisten sehen in Informations- und Kommunikations-Technologien (ICT) wie ländlichen Radio- und Multimedia-Zentren den Schlüssel für die Integration Malis in die Informations-Gesellschaft.

Helvetas benutzt ländliche Radiostationen, um marginalisierte Gruppen über politische, wirtschaftliche und soziale Themen zu informieren.

Wie die UNESCO hofft auch Helvetas, Internet und E-Mail via Satellitennetzwerk in die abgelegensten Winkel zu tragen.

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