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Kein Sinn fürs Finanzielle

Christoph Marthaler muss auf Ende der kommenden Saison das Zürcher Schauspielhaus verlassen. Der 51-jährige international bejubelte Künstler hatte sich allzu wenig um die finanzielle Realität gekümmert.

Marthaler wurde 1951 in Erlenbach am rechten Zürichseeufer geboren.

Er studierte Musik und arbeitete zunächst als Theatermusiker am Zürcher Neumarkttheater. Von 1988 bis 1993 war er am Basler Theater tätig und machte sich mit Musik- und Theaterprojekten einen Namen. Später arbeitete er als Regisseur am Deutschen Schauspielhaus Hamburg und an der Volksbühne Berlin.

Bald war vom sogenannten “Marthaler-Stil” die Rede: Inszenierungen mit viel Musik und wenig Handlung, die von Langsamkeit und Wiederholungen geprägt sind.

1997: “Regisseur des Jahrzehnts”

Mit seinen Inszenierungen erspielte sich Marthaler in Deutschland, Österreich und der Schweiz eine grosse Fan-Gemeinde. 1997 wurde er für seine Inszenierung von Ödön von Horvaths “Kasimir und Karoline” am Theatertreffen Berlin als “Regisseur des Jahrzehnts” ausgezeichnet.

Nach Zürich kam Marthaler 2000 als künstlerischer Direktor. Zur Begeisterung der Kritiker. Unter seiner Ägide erhielt das Zürcher Schauspielhaus zweimal den Titel “Theater des Jahres”. Das Publikum nahm seine Inszenierungen indes unterschiedlich auf: Die einen waren begeistert, andere konnte damit nichts anfangen, wieder andere lehnten sie rundweg ab und blieben dem Theater fern.

Um Dinge wie Zuschauerzahlen oder Finanzen kümmerte sich Marthaler allerdings nicht: Er beharrte auf der Umsetzung seiner künstlerischen Ideen. Die Eskalation des Konflikts “Kunst oder Geld” war absehbar.

swissinfo und Agenturen

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