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Komponierte Sandstrände und Juralandschaften

"Plage en Normandie" im Berner Kunstmuseum. Keystone

Das Kunstmuseum Bern widmet dem jurassischen Maler Albert Schnyder (1898-1989) die erste umfassende Retrospektive.

Achtzig Ölbilder und grafische Blätter ermöglichen eine aktuelle Sicht auf Schnyders figurative Malerei.

“A la croisée des chemins”, der Titel einer ausgestellten Juralandschaft von 1966, dient gleichzeitig als Untertitel der Ausstellung und als Charakterisierung von Schnyders Kunst.

Die Ausstellung macht sichtbar, dass sich der in Delsberg tätige Maler als Kenner bewusst auf Motive aus seinem Erfahrungsbereich beschränkt hat.

Die Gattin beim Nähen

Wie das lichte Bild “Plage en Normandie” von 1933 zu Beginn der Ausstellung illustriert, hätte Schnyder unter dem Einfluss französischer Landschaften immer wieder helle Sandflächen, dunkle Meeresstreifen und weite Himmel malen können.

Der Künstler verzichtete darauf und malte zu Hause typisch jurassische Bauernhöfe in weiter, karg grüner Weidelandschaft unter graublau verhangenem Himmel.

Anstelle von städtisch gekleideten Figuren beim Betrachten des Meeres porträtierte Schnyder in Delsberg lieber seine Frau drinnen beim Nähen und Stricken.

Authentische Schweiz in Venedig



In München, wo der Maler zu Beginn, und in Paris, wo er Ende der 1920er Jahre lebte, war Schnyder einer unter vielen Künstlern. In Delsberg hingegen war er so bekannt, dass er beispielsweise den angesehenen Berner Sammler Hermann Rupf 1931 zu seiner ersten Einzelausstellung nach Delsberg einladen und ihm später drei Bilder verkaufen konnte.

Neben René Auberjonois (1872-1957) nahm Albert Schnyder 1948 als Vertreter der Schweiz mit Juralandschaften an der Biennale in Venedig teil.

Schnyders streng komponierte und in dunklen Farben gemalten Bilder seiner Heimat entsprachen nach dem Zweiten Weltkrieg dem Bild, mit welchem sich die Schweiz authentisch zeigen wollte.

Ein Vertreter des Jura

Wie informiert Schnyder über das aktuelle europäische Kunstgeschehen gewesen ist, dokumentiert in der Ausstellung das Stillleben “Die Lampe” von 1948.

Temperierter als Picasso in seinen Stillleben nach 1945 unterteilt Schnyder den Lampenschirm in eine weissliche linke, vom Licht beschienene und in eine graue rechte, im Schatten liegende Hälfte. Den Lampenfuss darunter hingegen malt er nur mit Weiss im Licht.

Aus heutiger Sicht ist Schnyder ein Vertreter der Region Jura innerhalb der Schweizer Malerei der Klassischen Moderne.

Die gegenwärtige Ausstellung lässt erkennen, wie sehr unsere Anschauung vom nördlichen Jura geprägt ist von Schnyders Bildsprache und Motiven in einfachen, klaren Formen und dunkel lastenden Farben.

swissinfo und Barbara Miesch, sfd

Die Ausstellung im Kinstmuseum Bern dauert bis zum 26. September 2004.

In der Ausstellung sind neben Gemälden und Graphiken Schnyders auch dessen Zusammenhänge mit der Künstlergruppe B.B.Z. 8 dokumentiert: mit Félix Vallotton, Paul Klee, Juan Gris, Marcel Gromaire und Sammlern wie Walter Hadorn, Hermann Rupf und Othmar Huber.

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