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1 Million Schrille und Schöne an der Street Parade

Schrill und bunt kam die Streetparade auch im Jahr 2004 daher. Keystone Archive

Rund eine Million Technofans haben am Wochenende die Stadt Zürich in Beschlag genommen - so viele wie im Rekordjahr 2001.

Die Nacht nach dem grossen Tanz bei der 13. Street Parade vom Samstag blieb weitgehend friedlich.

Die Street Parade erwies sich einmal mehr als riesige Party der Schrillen und Schönen. Wummernde Techno-Bässe gaben den Takt vor, die Raver präsentierten sich in bester Tanzlaune. Die einen beeindruckten durch aufwendige Outfits, andere durch viel nackte Haut. Die fröhliche Stimmung griff auch auf die Schaulustigen über.

Im Hauptbahnhof starb in der Nacht auf Sonntag ein aus Italien stammender junger Mann. Die Todesursache ist noch unklar. Sonst sei es zu den “üblichen Lärmklagen” gekommen, sagte Bruno Inauen vom Stab der Einsatzzentrale der Stadtpolizei Zürich am frühen Sonntagmorgen. Die Polizei habe bei einigen “kleineren Zwischenfällen” einschreiten müssen; es habe aber keine Verletzten gegeben.

Markant sei dagegen die Zunahme der Anzahl Betrunkener gewesen, sagte Inauen ohne genaue Zahlen zu nennen. Er führte dies darauf zurück, dass an der diesjährigen Street Parade erstmals Alkohol am Rande der Strecke ausgeschenkt worden war. Fachstellen für Drogen- und Alkoholprävention hatten den Bierverkauf schon im Vorfeld kritisiert.

100 Parties in und um Zürich

In der Nacht zum Sonntag wurden in und um Zürich rund 100 Parties veranstaltet – sowohl Grossanlässe – wie etwa die “Energy”-Party in Zürich-Oerlikon oder die Party im Zürcher Hauptbahnhof – als auch kleine Underground-Events.

Am Samstag hatte bei sommerlichen Temperaturen rund eine Million Raver dem Seebecken entlang getanzt. Zum Publikumsrekord trug die Absage der Love Parade in Berlin bei. Viele Deutsche reisten statt dessen nach Zürich.

Grössere Zwischenfälle gab es auch tagsüber nicht. Gegen 400 Personen wurden laut den Veranstaltern in den 15 Sanitätszelten behandelt. Es handelte sich um kleinere Blessuren, Kreislaufprobleme sowie Drogen- und Alkoholbehandlungen. 25 Personen mussten ins Spital.

Bei der diesjährigen Street Parade kam etwa ein Drittel der 31 Love-Mobiles aus dem Ausland. Über 200 DJs legen Platten auf. “Elements of cultures” lautete das Motto dieses Jahr. Die Parade startete am Nachmittag im Zürcher Seefeld-Quartier und endete kurz nach 22 Uhr am Bellevue und am Bürkliplatz.

Touristischer Imagewert

Der touristische Imagewert der Street Parade für die Limmatstadt ist beträchtlich, reisen doch über ein Drittel der Raverinnen und Raver aus dem Ausland an, die meisten davon aus Deutschland.

Juristisch handelt es sich nach wie vor um eine politische Demonstration. Dies erspart es dem veranstaltenden Verein, für den Sicherheitsaufwand aufkommen zu müssen. Seit 1996 müssen die Organisatoren aber die Beseitigung der mittlerweile mehreren Dutzend Tonnen Abfall berappen.

In den letzten Jahren ist die Street Parade auch zunehmend zum Medienanlass geworden. Seit 1999 geht schon Wochen vor dem Event jeweils ein Radio Street Parade auf Sendung. Mehrstündige Live-Übertragungen im Fernsehen ermöglichen auch den Zu-Hause-Gebliebenen den Blick auf die verrückte Party.

Die Teilnehmerzahlen stiegen von 1500 bei der ersten Auflage von 1992 bis auf eine Million im Jahr 2001. Ein Jahr danach sorgte der Regen für einen Rückgang auf 650’000 Teilnehmer. 2003 machten dann bei Temperaturen von bis zu 35 Grad wieder rund 900’000 Menschen mit.

swissinfo und Agenturen

Die Zürcher Street Parade hat sich innert 13 Jahren vom Minderheitenanlass zur grössten Open-Air-Party der Schweiz entwickelt.

Nach anfänglicher Skepsis der Behörden – 1994 wollte die Stadt Zürich den Anlass verbieten – wird die Mega-Tanzparty um das Zürcher Seebecken heute nicht nur geduldet, sondern sie ist zu einem Wirtschaftsfaktor mit einem Umsatz von über 150 Millionen Franken geworden.

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