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Den Geist in der Tinte wecken

Peter von Matt: "Ich möchte, dass die Leute meine Texte zu Ende lesen." Keystone Archive

Von allen Schweizer Autoren schreibt er am besten - jedenfalls laut Einschätzung von Marcel Reich-Ranicki. Am Montag ist der Literatur-Wissenschaftler Peter von Matt 65-jährig geworden.

Der Schweizer Literatur-Wissenschaftler, Publizist und Kritiker Peter von Matt hat die Grenzen seiner Alpenheimat lange überschritten. Bei der Verleihung des Kunstpreises der Stadt Zürich im Dezember 2000 wurde darauf verwiesen, dass seine außergewöhnliche schriftstellerische Leistung weit über die Stadt Zürich und die Schweiz hinaus strahlt.

Geheimer Ehrgeiz

“Es steckt bestimmt auch Eitelkeit dahinter: Ich möchte, dass die Leute meine Texte auch zu Ende lesen. Das ist so mein geheimer Ehrgeiz”, sagte Peter von Matt vor zwei Jahren in einem Interview.

“Um 1980 herum” – da war er schon einige Jahre ordentlicher Professor an der Universität Zürich – habe er “den Entschluss gefasst, jetzt einfach so zu schreiben, wie ich gerne schreibe”: wissenschaftlich verbindlich zwar, doch mit spielerischem Element, Literaturwissenschaft auch für Nichtakademiker. “Nichts geht über den Moment, wo es einem gelingt, den Geist zu wecken, der in der Tinte steckt” erklärte er 1991.

Bestseller und Preisregen

In einer seiner zahlreichen Würdigungen heißt es, er habe es zunehmend verstanden, ein Publikum in der breiteren Öffentlichkeit anzusprechen, indem er die Literatur in Geschichte und Gegenwart nach aktuellen gesellschaftlichen Problemstellungen untersuchte.

Bücher wie “…fertig ist das Angesicht. Zur Literaturgeschichte des menschlichen Gesichts” (1983), “Liebesverrat. Die Treulosen in der Literatur” (1989) und “Verkommene Söhne, missratene Töchter. Familiendesaster in der Literatur” (1995) und “Die tintenblauen Eidgenossen” (2001) wurden Sachbuch-Bestseller.

Von Matt erhielt dafür unter anderen 1991 den Johann-Heinrich-Merck-Preis, 1994 den Johann-Peter-Hebel-Preis, dazu 1997 den ersten Preis der Frankfurter Anthologie und den Orden “Pour le mérite”, 2000 den Zürcher Kunstpreis und 2001 den Friedrich-Maerker-Preis.

Innerschweizer, seit 1958 in Zürich

Peter von Matt wurde am 20. Mai 1937 in Luzern als Sohn eines Buch- und Schreibwaren-Händlers geboren und wuchs im nahen Stans auf. Er studierte Literatur in Zürich und Nottingham und promovierte 1964 über Grillparzer. Seine Habilitationsschrift hatte “E.T.A. Hoffmanns Imaginationslehre” zum Thema.

1971 wurde von Matt Assistenz-Professor, 1976 ordentlicher Professor an der Universität Zürich. 1980 hatte er eine Gastprofessur an der Stanford University. Seit 1964 ist er mit der ebenfalls sehr bekannten Literaturkritikerin Beatrice von Matt- Albrecht verheiratet. Das Paar erhielt 1997 als erstes überhaupt gemeinsam den Innerschweizer Kulturpreis. Die von Matts leben in Dübendorf.

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