Der “Elefant von Murten” – die Geschichte einer Exekution
1866 wurde in Murten ein Elefant erschossen. In Bern präsentiert das Naturhistorische Museum nun diese Geschichte einer Hinrichtung.
Der Elefantenbulle eines in dem Freiburger Städtchen gastierenden Wander-Zirkusses war am 28. Juni 1866 ausser Kontrolle geraten und hatte dabei seinen Wärter getötet.
Artillerie angefordert
Der Zwischenfall – heute eine knappe Zeitungsnotiz wert – versetzte damals die Bevölkerung Murtens in Angst und Schrecken. Die Behörden brachte er zeitweise ans Ende ihres Lateins, wie es in den Unterlagen zur Ausstellung heisst.
Die Gemeindebehörden forderten das Militär an, welches das Tier mit einer Kanone regelrecht exekutierte. Wie aus zeitgenössischen Berichten hervorgeht, gingen danach die Metzger zu Werk, und das Fleisch des Dickhäuters wurde zu 20 Centimes das Pfund vermarktet.
Haut verloren, Skelett erhalten
Die Haut des Tiers wurde ausgestopft und für die Präsentation erwägten die Murtener gar der Bau eines exotischen Pavillons. Das Projekt wuchs ihnen jedoch über den Kopf, und sie verkauften das Präparat an das “Naturalien Cabinett” des Berner Museums. Dort verlor sich seine Spur in den dreissiger Jahren beim Umzug des Museums.
Das Skelett des Tier wurde dagegen wenige Jahre nach dem Zwischenfall dem Anatomische Institut der Universität Bern übergeben und ist noch heute erhalten. Die Universität hat es dem Museum für die Dauer der Austellung zur Verfügung gestellt.
Unterschiedlichste Protagonisten
134 Jahre nach dem Zwischenfall kann der Elefant nun im Naturhistorischen Museum Bern wieder bewundert werden – und mit ihm seine merkwürdige Geschichte. Dazu gehörten laut Organisatoren so unterschiedliche Protagonisten wie Gemeindebehörden, Armee, Metzger, Präparator, Natukundler, Köchinnen, Fanatiker und Spötter.
Heute erinnere nur noch das Skelett daran, dass der Elefant weder ein unbezwingbares Monster noch eine Sagen-Gestalt gewesen war, sondern ein für das harte Zirkusleben abgerichtetes Arbeitstier.
Elendes Leben
Der nach damaliger Auffassung entsprechend bestrafte Täter war, schreiben die Organisatoren, so betrachtet ein Opfer, das als Glanzstück eines Wanderzirkus’ ein elendes Leben führte. Meist angekettet, von seinen Haltern mit brutalen Methoden unter Kontrolle gehalten sorgte er wie damals üblich als Wundertier für gefüllte Kassen.
Realisiert wurde die Ausstellung vom Gestalter Claude Kuhn und von der Zoologin Dora Strahm, beides Mitarbeiter des Naturhistorischen Museums Bern.
swissinfo und Agenturen
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