Schweizer Perspektiven in 10 Sprachen

Der “ICON” der Euro 08 macht Halt in Paris

Der Palais Royal" ist in Schweizer Hand. swissinfo.ch

Eine Wanderausstellung reist durch die grossen Städte Europas und bringt im Rahmen der Euro 2008 den Leuten die Schweiz näher. Die "Icon Roadshow Euro 2008" machte kürzlich Halt in Paris.

Fünf rot-weisse Schiffs-Container in Form eines Schweizerkreuzes unter den Fenstern des Louvre – auf seiner Werbetour für die Euro 2008 wurde nun das Schweizer Wahrzeichen auf dem Platz vor dem Palais Royal im Herzen von Paris aufgebaut.

Neben dem imposanten Gebilde laden zwei weitere, begehbare Container, die sich wie die Stände an den Jahrmärkten nach oben aufklappen lassen, den neugierigen Besucher zu einem Rundgang ein. Zwei Hostessen, natürlich in Rot-Weiss gekleidet, beantworten allerlei Fragen: “Sind eure Stadien denn auch gross genug?” fragt ein Mann aus Marseille auf der Durchreise in Paris. Nach einem beruhigenden Ja der Hostessen meint er, “obwohl – ich kann mir vorstellen, dass alles Nötige veranlasst wurde, ihr seid ja bekanntlich gut organisiert in der Schweiz.”

Genau um solche Ungewissheiten aus dem Weg zu räumen wurde diese Wanderausstellung von den Schweizer Behörden unter dem Motto “Schweiz, entdecke das Plus (+)” organisiert. Die rot-weissen Container reisen in nur wenigen Wochen durch ganz Europa mit dem Ziel, vom Euro-Effekt zu profitieren und für die Schweiz zu werben.

Sprühende Ideen waren die Bausteine der Ausstellung! So ist in einem der Container eine riesige Kugelbahn, eine Art Flipperkasten. zu bewundern, eine Konstruktion à la Jean Tinguely: Die Kugel macht sich auf eine Reise durch die Schweiz, fährt mit der Drahtseilbahn an Schokoladetafeln und den unvermeidlichen Alphütten den Berg hoch und plumpst oben in einen Fonduetopf. Daneben preisen Videos in einer Endlosschlaufe in höchsten Tönen die Errungenschaften der Eidgenossenschaft, wie der längste Eisenbahntunnel der Welt oder das Wasserschloss Europas.

Prominente Besucher

Raymond Domenech, Pascal Couchepin, die Stadtpräsidenten von Zürich und Bern, die Crème de la Crème des französischen Fussballs und der Schweizer Politik, alle sind sie zur Feier des Symbols der Euro 2008 nach Paris gekommen.

Und sie setzten zu wortgewaltigen Höhenflügen an: “Ich möchte daran erinnern, dass die Schweiz nicht nur aus Schokolade, Banken und Bergen besteht, sondern nach den USA das wettbewerbfähigste Land der Welt ist”, so ein begeisterter Bundespräsident Couchepin.

“Zürich weist die beste Lebensqualität der Welt auf… (Lachen im Publikum)… Nein, das ist bewiesen, wir wurden sechs Mal in Folge als Stadt mit der besten Lebensqualität gewählt.” Ein Staatsrat des Kantons Genf seinerseits doppelt nach: “Beim Jet d’eau wird eine Installation rund um den Fussball zu bewundern sein, ich bin sicher, das ist das Bild, das sich ins Bewusstsein der Leute einprägen wird.”

Euro 2008 hat nicht höchste Priorität

Der Enthusiasmus der Franzosen für die Euro 2008 hält sich jedoch in Grenzen. Keiner der Passanten hat bislang Karten für die Euro 2008 gekauft. Die Besucher sind zwar einhellig der Meinung, dass die Schweiz ein sehr schönes Land sei, obwohl die wenigsten jemals den Fuss über die Grenze gesetzt haben: “Ich war noch nie da, aber ich bin überzeugt, dass die Schweizer Bevölkerung ein besseres Leben hat als wir, die Menschen haben weniger Stress”, meint ein Mann in den Fünzigern.

Der Star vor dem Palais Royal ist denn auch nicht das riesige Schweizerkreuz, sondern Raymond Domenech, der Trainer der französischen Nationalmannschaft, der für die jungen Fans der “Bleus” sein Autogramm auf Fussbälle kritzelt.

Die Organisatoren der Werbekampagne lassen sich indes nicht beirren: Nach dem Stopp beim Louvre wird die Schweiz in den nächsten Wochen die Bildschirme Frankreichs erobern. In einem Spot werden zwei Fussballkommentatoren zu hören sein, die das berühmte Tandem Thierry Rolland/Jean-Michel Larquet des Fernsehsenders TF1 imitieren. Diese geraten vollends aus dem Häuschen, als eine wohlgenährte Kuh droben auf der Alp einen Schweizer Bauer – Milchkessel und Melkstuhl in der Hand – attackiert.

Die Chance ist eher klein, dass diese Karikatur das klischeehafte Bild der Franzosen von der Schweiz verändern wird. Ein kleines Mädchen fasst am Ende der Ausstellung zusammen: “In der Schweiz gibt es Schokolade, Uhren, Berge, Schlösser, Strassenbahnen, Schlitten und Märkte.”

“Ruhe, Stille und Abgeschiedenheit”

Die drei Wörter fallen bei jedem Gespräch. Auch bei Raymond Domenech tönt es nicht anders. “Ruhe und Stille” waren auch ausschlaggebend für die Verantwortlichen der französischen Nationalmannschaft bei der Wahl der Unterkunft. Während der Euro logieren die Franzosen in einem abgeschiedenen Hotel auf den Anhöhen oberhalb Veveys am Genfersee.

“Das einzige Problem in der Schweiz sind die vielen Franzosen”, schmunzelt der Nationaltrainer, der eine Belagerung durch Fans am Aufenthaltsort der “Bleus” befürchtet.

Alles hätte perfekt sein können. Doch die Franzosen konnten miterleben, dass sogar eine Organisation à la Suisse ihre Mängel hat. Ein Mann in einem orangefarbenen Löwenkostüm bahnte sich während der Rede des Bundespräsidenten durch die Menschenmenge und schrie “es lebe Holland, es lebe Holland!”.
Bei den französischen Prospekten über das mittelalterliche Bern haperte es ein wenig mit der Übersetzung, doch vor allem stellte man fest, dass Österreich, als mitorganisierendes Land der Meisterschaft, gänzlich vergessen ging.

swissinfo, Miyuki Droz Aramaki, Paris
(Übersetzung aus dem Französischen: Christine Fuhrer)

Die vier Host Cities der Euro: Basel, Bern, Genf, und Zürich geben ihren Besuchern Tipps, wie sie auch Kultur, Essen und die nähere Umgebung geniessen können.

Basel, Wiege von Kunst und Kultur: “Ein Besuch der Fondation Beyeler lohnt sich ebenso an wie ein Abstecher zum Basler Münster und dem Münsterplatz”. Restaurant: Der Löwenzorn, eine historische Gaststätte mit einer romantischen, schattigen Terrasse. Spaziergang: die Rheinpromenade, die auch bei Joggern sehr beliebt ist.

Bern, die Bundeshauptstadt: “Das neue Zentrum Paul Klee, ein Juwel, das ganz dem Künstler gewidmet ist, wird Liebhaber von Malerei und Objektkunst begeistern”. Restaurant: Der Kornhauskeller, ein Hauptwerk des Berner Hochbarocks. Spaziergang: die sechs Kilometer Laubengänge laden zum Flanieren ein, im Sommer wie im Winter.

Genf, die kosmopolitische Stadt mit französischem Flair: “Eine wunderschöne Altstadt, ein See mit Blick auf die Savoyer Alpen und zahlreiche Luxusgeschäfte”. Restaurant: Die Brasserie de l’Hôtel de ville, eine Adresse mit viel Lokalkolorit. Ausflug: Eine Fahrt auf dem Genfersee mit den “Mouettes Genevoises” (eine Art Boot-Taxi).

Zürich, vibrierend und dynamisch: “Es gibt nicht nur Banken in der ‘kleinsten Metropole der Welt’, auch die Liebhaber von Kunst und Kultur werden in der Stadt von Max Bill und Max Frisch ihre Entdeckungen machen”. Restaurant: Die Kronenhalle, wo an den Wänden Bilder von Picasso, Chagall und Miro hängen. Ausflug: Der Uetliberg, ein Paradies für Spaziergänger auf 871 M. ü. M , bietet einen wunderschönen Blick aufs Alpenpanorama.

In Übereinstimmung mit den JTI-Standards

Mehr: JTI-Zertifizierung von SWI swissinfo.ch

Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!

Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft