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Presseschau vom 19.11.2003

Der erste Staatsbesuch eines US-Präsidenten in Grossbritannien ist Schwerpunktthema in den Zeitungen vom Mittwoch. Er komme Premierminister Tony Blair ungelegen, ist man sich einig.

Breit kommentiert werden auch die anhaltenden Lohnunterschiede zwischen Mann und Frau.

Als George W. Bush das letzte Mal im Buckingham-Palast Tee trank, habe er nur mit seinen Cowboystiefeln Anstoss erregt, schreibt die BERNER ZEITUNG, BZ. Damals sei er noch der Sohn des Präsidenten gewesen und habe sich der Queen als «schwarzes Schaf der Familie» vorgestellt:

«Jetzt wird er nach Schätzungen etwa 100’000 Demonstranten auf den Plan rufen. Sein dreitägiger Besuch erfordert die grösste Sicherheitsaktion der britischen Geschichte.»

Zum Tagesthema George W. Bush stellt die BZ auch das neue Buch von «Amerikas letztem Rebellen» Michael Moore vor unter der Überschrift

«Erzengel Michael speit Gift und Galle gegen den Drachen Bush».

Nach «Stupid White Men» dresche Moore erneut auf seinen Lieblingsfeind ein. Das sei diesmal bisweilen etwas öde, doch meist nach wie vor erfrischend.

«Der ungeliebte Gast ist da»

titelt der BLICK und spricht von drei «schweren» Tagen, in denen Bush versuchen werde, die kritischen Briten von seiner Irak-Politik zu überzeugen.

Politisches Geschenk für Blair?

Vor sechs Wochen wären Washington und London noch versucht gewesen, den Besuch Bushs als Siegesfeier nach dem Krieg gegen Saddams Regime zu betrachten, schreibt die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG. Jetzt aber laste die schwierige Lage im Zweistromland auf der «Special Relationship» zwischen den USA und Grossbritannien.

«Wer hat ihn eigentlich eingeladen?»

fragt die AARGAUER ZEITUNG und betont, die Visite bringe den britischen Premierminister in eine missliche Lage. Nur der Gast freue sich, denn:

«Für Bush ist die London-Reise der Auftakt für den Wahlkampf in den USA: Die Fotos mit dem Papst hat er bereits im Kasten, nun kommen noch die Bilder mit der Queen hinzu.»

Die Genfer Zeitung LE TEMPS schlägt einen ähnlich zynischen Ton an. Bush dürfe damit rechnen, hübsche Fotos mit der Queen nach Hause zu tragen. Was aber Blair von diesen drei Tagen für Vorteile habe, sei unersichtlich.

Nicht alle gleich vor dem Gesetz



Dass auch heute noch Frauen in der Schweiz massiv weniger verdienen als Männer sei beschämend für eines der wohlhabendsten und hoch entwickeltsten Länder der Welt, kritisiert der Zürcher TAGES-ANZEIGER:

«Offensichtlich waren all die schönen Worte aus Bern und aus den Teppichetagen nur Lippenbekenntnisse. Am Willen, die Ungerechtigkeit zu beseitigen, fehlt es.»

Es sei nicht nur ärgerlich, es sei auch nur schwer nachzuvollziehen, weshalb ein grosser Teil der Bevölkerung beim Lohn benachteiligt werde, kommentiert der TAGI weiter; denn Diskriminierung sei schädlich. Sie führe dazu, dass in Unternehmen, an Hochschulen und auf Verwaltungen viel Talent vergeudet werde:

«Warum soll sich eine Frau beruflich übermässig engagieren, wenn ihr männlicher Kollege für die gleiche Arbeit deutlich mehr verdient?»

Es bleibe zu hoffen, dass mehr Frauen ihr Schicksal in die Hand nehmen und gegen ihre Arbeitgeber klagen, denn Diskriminierung sei nicht nur stossend und negativ. Sie sei auch ungesetzlich.

Wer männlichen Geschlechts, verheiratet und gut ausgebildet sei, dazu in einer höheren Position möglichst im Bankenbereich und erst noch in Zürich arbeite, gehöre zu der Gruppe in der Schweiz, die im Jahr 2002 am meisten verdient habe, resümiert die BASLER ZEITUNG die amtliche Lohnstrukturerhebung.

Und zur umstrittenen Frage des Lohndumpings schreibt der Berner BUND:

«Das Problem wird auf guteidgenössische Weise gelöst werden – mit einer Kommission, in der Vertreter der Sozialpartner und des Staats das tun werden, was sie meist gut können: Rede mitenand.»

swissinfo, Monika Lüthi

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