Presseschau vom 29.11.2003
Das Wochenende beginnt im schweizerischen Blätterwald thematisch eher regional. Von den Polit-Aspirationen eines abgespeckten Ex-Volksmusikkönigs in der Zentralschweiz bis zum Sonntagsverkaufs-Seldwyla in Bern.
Auch regional, doch international viel gewichtiger: Die Wahlresultate im nordirischen Regionalparlament enden mit den Gewinnen der Scharfmacher.
Der Polarisierung in Nordirland nach dem offiziell verkündeten Wahlergebnis wird in der BASLER ZEITUNG prominent Platz auf der Front eingeräumt. «(…) und doch schenken die Wähler den katholischen und protestantischen Scharfmachern mehr Vertrauen als den Friedensbewegten, denen es gelungen war, die Waffen zum Schweigen zu bringen», schreibt die BAZ.
«Stramm in die Sackgasse»
«Die Überwindung der Krise des Selbstverwaltungs-Konzepts wird durch die verstärkte Polarisierung erschwert», schreibt auch die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG auf ihrer Frontseite.
DER BUND titelt seinen Kommentar zu Nordirlands Wahlen: «Stramm in die Sackgasse.» Jetzt hätten die Wähler die Geduld verloren und Zuflucht in simplen Schlachtrufen gesucht.
«Nach dieser Wahl steht der Pfarrer Ian Paisley an seinem Lebensabend triumphierend an der Spitze der grössten Partei Nordirlands», so der Bund. «Mit wem sollen die Repräsentanten des katholisch-irischen Bevölkerungsteils künftig verhandeln?»
Universitäten im Fokus
Im Inlandbereich Zeit für Lokales: Die Schweizer Zeitungen widmen ihre Frontseiten am Samstag vorwiegend regional-lokalen Themen. In Zürich und Bern resp. beim DER BUND und beim TAGES-ANZEIGER gibt es Probleme rund um die Universitäten, und die BERNER ZEITUNG freut sich über die nachträglich doch noch bewilligten Sonntagsverkäufe im Dezember.
DER BUND lässt mit dem Titel «Im Elfenbeinturm» den Rektor der Universität Bern zu Wort kommen. «Er hätte nicht erwartet, dass gerade die Naturwissenschaften an der Uni Bern im neuen Rating der Schweizer Hochschulen derart schlecht abschneiden würden».
Auch der TAGES-ANZEIGER kritisiert bei den Naturwissenschaften an der Uni Zürich die Dermatologische Klinik der Universität: «Zürcher Krebsforscher haben bei Impfstudie gepfuscht», lautet die Frontgeschichte.
«Wie lässt sich die mangelnde Sorgfalt der Forscher im Labor erklären?», fragt sich der Kommentator. Die Forscher, Pioniere in Sachen schwarzer Hautkrebs, waren konfrontiert mit todkranken Patienten, die ins Impfprogramm kommen wollten.
Der Tagi hält fest, dass zumindest keine Geldgier im Spiel gewesen sei: «Niemand hat sich bereichert».
Gewerkschafts-Seldwyla in der Bundeshauptstadt
Zumindest etwas reicher werden hingegen die Ladenbesitzer im Kanton Bern. Das kantonale Volkswirtschaftsdepartment hat fast alle der 156 ursprünglich abgelehnten Gesuche für vorweihnachtliche Sonntagsverkäufe «in letzter Minute doch noch bewilligt», schreibt die BERNER ZEITUNG aufatmend.
Dies sei «skandalös», zitiert die Zeitung die «stocksauren» Gewerkschaftsvertreter, die versucht hätten, mit einer Expressbeschwerde die frisch bewilligten Sonntagsverkäufe gleich wieder zu blockieren.
Der Kommentator nimmt kein Blatt vor den Mund: «Der lächerliche Streit um die Sonntagsverkäufe: Die Gewerkschaft Unia will uns mit ihrer Politik die schönen Tage (im Advent) vermiesen».
Nur der BLICK bringts noch dicker: Sepp Trütsch, innerschweizer Ex-Volksmusikkönig, wiege dank einer Magenverkleinerung 60 Kilo weniger, erwäge dafür aber mehr politische Aspirationen: Er wolle für die Schweizerische Volkspartei als Regierungsrat im Kanton Schwyz kandidieren.
Einen kleinen Haken habe die Kandidatur allerdings noch: «Sepp Trütsch muss zuerst noch Parteimitglied werden».
swissinfo, Alexander Künzle
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