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“Schweizer Fotografen sehen Shanghai” – Ausstellung in Shanghai

Zehn Tage lang sind rund 150 Fotos von drei Schweizer Fotografen unter dem Titel "Schweizer Fotografen sehen Schanghai" im Schanghaier Kunstmuseum ausgestellt. Die Präsentation war Teil des Kulturprogramms der China-Reise von Bundespräsident Adolf Ogi.

Für Edy Brunner war es Liebe auf den ersten Blick. 1997 kam der in Bern geborene Fotograf zum ersten Mal in die chinesische Hafenmetropole Schanghai. “Ich habe mich sofort in Schanghai verliebt”, sagt Brunner.

Seinen Schweizer Fachkollegen Ferit Kuyas und Marco Paoluzzo erging es ebenso. Auch sie konnten sich der Faszination von Chinas westlichster Stadt, die sich voll und ganz dem Fortschritt verschrieben hat und in atemberaubendem Tempo ihr Gesicht verändert, nicht entziehen.

Im März 1998 reisten die drei Fotografen erstmals gemeinsam nach Schanghai. Weitere Besuche folgten. Das Ergebnis ihrer Arbeit ist ein Bildband mit Schwarz-Weiss-Aufnahmen, der keine Dokumentation sein will, sondern die 17-Millionen-Stadt aus drei sehr unterschiedlichen Blickwinkeln zeigt.

“Wir sind mit Gefühl und Neugier herangegangen”, sagt Edy Brunner, dessen Panoramafotos Linien und Strukturen im Stadtbild des modernen Schanghai aufzeigen.

Viele seiner Aufnahmen könnten auf den ersten Blick in jeder beliebigen Grossstadt der Welt entstanden sein. Doch beim genauen Hinsehen entdeckt Brunner etwa im scheinbaren Gewirr übereinander verlaufender Schnellstrassen einen originär chinesischen Charakter. “Das sieht aus wie ein Schriftzeichen, das hat denselben Rhythmus”, meint er.

Fünf-Sterne-Aufnahmen

Ferit Kuyas hat für einige seiner Blicke auf die chinesische Wirtschaftsmetropole aus den oberen Stockwerken der Luxushotels fotografiert. “Fünf-Sterne-Aufnahmen” nennt er das. Doch der gelernte Architektur-Fotograf hat für die Arbeit in Schanghai sein Thema geändert. “Meine Motivwelt war bislang menschenleer. In China kommt man aber um Menschen nicht herum”, sagt er.

Menschen sind auch das Thema von Marco Paoluzzo: die Boys im Shanghai Hotel; die Braut, die im Fotostudio frisiert wird; die jungen Reichen in den schicken Restaurants; die Wanderarbeiter auf den Baustellen oder die Soldaten beim touristischen Ausflug auf der Yangpu-Brücke, einem der Symbole des Fortschritts in Schanghai.

Eine Stadt in Bewegung

Die drei Schweizer haben keinen nostalgischen Blick auf Schanghai, einst das “Paris des Ostens”, geworfen. Sie haben die moderne Stadt fotografiert, wohl wissend, dass ihre Bilder Momentaufnahmen sind. “Wir waren erschrocken, was sich verändert hat in zwei Jahren”, sagt Edy Brunner dennoch. Viele der Motive von 1998 sind nicht mehr da.

Nicht alles aber, was die Schweizer abgelichtet haben, musste allein dem Fortschritt weichen. Ein Foto von Marco Paoluzzo zeigt eine Szene auf der Huaihai Road, einer beliebten Einkaufsstrasse. Ein alter Mann steht neben einer lebensgrossen Kupferplastik, einer jungen Frau an einem öffentlichen Telefon. Die Skulptur ist inzwischen einem dreisten Kunstraub zum Opfer gefallen und wird seit März vermisst.

swissinfo und Agenturen

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