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swissinfo: Schweizer in Frankreich “entsetzt”

Die Schweizer in Frankreich wehren sich gegen den Abbau von swissinfo. swissinfo.ch

Vertreterinnen und Vertreter der Schweizer Vereine in Frankreich haben sich am Samstag einstimmig gegen einen Abbau von swissinfo ausgesprochen.

An ihrem Kongress in Agen verabschiedeten sie eine Resolution gegen die Abbaupläne der SRG SSR idée suisse.

In Frankreich lebt die grösste Gemeinschaft von Schweizerinnen und Schweizern ausserhalb der Landesgrenzen: 166’199 waren es Ende Dezember 2004. Damit haben sie unter den Repräsentanten der Fünften Schweiz ein starkes Gewicht.

Dieses Wochenende haben sich rund 150 Delegierte von der Vereinigung der Schweizer-Vereine in Frankreich (UASF) in Agen zum 47. Jahreskongress getroffen. Anwesend waren auch der Schweizer Botschafter in Frankreich und das konsularische Corps.

Im Mittelpunkt standen am Samstag die Abstimmung über Schengen/Dublin vom 5. Juni, Europa, die Migration und swissinfo. Der geplante Abbau des Informationsportals für Auslandschweizer wurde von mehreren Teilnehmern zur Sprache gebracht. In einer Resolution beschlossen sie einstimmig, gegen das Vorhaben der SRG zu intervenieren.

Die 150 Delegierten “appellieren inständig an die zuständigen Behörden, Mittel zu finden, um swissinfo/SRI zu erhalten. Vor allem für die 30’000 Schweizer Bürger in Frankreich, die von ihrem Stimm- und Wahlrecht in der Schweiz Gebrauch machen, ist das Portal ein unverzichtbares Kommunikations-Insturment”, heisst es in der Resolution.

Ein wichtiges Medium

Das “Protestschreiben” stammt von Jean-Paul Aeschlimann, Präsident der Auslandschweizer-Organisation in Montpellier. Er präsentierte das Papier am Kongress.

“Der Entscheid der SRG-Administration macht uns Sorgen”, betont er gegenüber swissinfo. Das Nachfolgeprodukt von Schweizer Radio International sei für sie ein extrem wichtiges Medium, “seien es die Nachrichten auf dem Internet oder die CDs für Schweizer Stimmbürger im Ausland”, so Aeschlimann weiter.

Die SRG begründet ihre Abbau-Pläne bei swissinfo mit der Tatsache, dass es heute andere Informationsquellen über die Schweiz gebe, beispielsweise TV5 Europe, die Web-Auftritte der regionalen SRG-Unternehmenseinheiten, oder die der Zeitungen.

“Uns stehen tatsächlich viele Informationsquellen zur Verfügung, das ist wahr. Der Vorteil von swissinfo aber ist die unabhängige Berichterstattung. Über unterschiedliche Blickwinkel wird ausgewogen und sehr schnell berichtet. Wir brauchen eine unabhängige Berichterstattung – frei von politischem und wirtschaftlichem Druck”, stellt Aeschlimann fest. Er lebt schon seit 30 Jahren im Ausland.

Die Stimme des Botschafters

Der Schweizer Botschafter in Frankreich, François Nordmann, erklärte an dem Kongress in Agen: “Ich glaube, dass die Position der Schweizer in Frankreich mit der unsrigen im Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten übereinstimmt.”

1999 wurde beschlossen, dass swissinfo Schweizer Radio International ersetzen sollte. “Ich erinnere mich, dass man damals die BBC als Beispiel anführte, die ihre Inhalte auch im Internet anbot. Heute stelle ich fest, dass es den Kurzwellen-Dienst der BBC immer noch gibt, im Gegensatz zu dem unsrigen. Jetzt soll gar das Nachfolge-Produkt zwar verständlichen, aber völlig unangebrachten Sparplänen geopfert werden”, ergänzte Nordmann.

Zwar stammt der ökonomische und strategische Entscheid von der SRG, aber man darf nicht vergessen, dass es der Bund war, der sich zuvor entschlossen hatte, seine Beteiligung am Budget von swissinfo zu streichen. Nordmann hält eine Kehrtwende des Bundes nicht für ausgeschlossen.

Zusammengefasst und zugänglich

“Wir leben in einer von drastischen Budgetkürzungen geprägten Zeit, und das Parlament überbietet sich mit Sparmassnahmen zu den Vorschlägen des Bundesrats. Aber es kam auch schon vor, dass man die Sparvorhaben zurückdividierte. In diesem speziellen Fall muss man auch die Auswirkung auf die Präsenz der Schweiz im Ausland prüfen: Wir können keine widersprüchliche Politik verfolgen.”

Obwohl ihnen in Paris und besonders in der Schweizer Botschaft genügend Informationen über die Schweiz zur Verfügung stünden, schätze er die Hintergründe und die Dossiers von swissinfo. “Das findet man vielleicht auch irgendwo anders, aber bei swissinfo ist alles zusammengefasst und zugänglich”, schliesst Nordmann.

swissinfo, Bernard Léchot, Agen
(Übertragung aus dem Französischen: Nicole Aeby)

Im Dezember 2004 lebten 623’057 Schweizerinnen und Schweizer im Ausland, 10’495 mehr als im Vorjahr.

60,5% von ihnen leben in Ländern der EU.

71% haben eine Doppelbürgerschaft.

Die grösste Gemeinschaft von Auslandschweizern lebt in Frankreich. Sie zählt 166’199 Mitglieder.

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SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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