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Zitate aus den privaten Schriften

Ernst Ludwig Kirchner war ein vielseitig begabter Mensch und Künstler. Er war nicht nur Maler und Bildhauer, sondern verfasste auch freie Texte und zahlreiche Briefe.

Ausschnitte aus seinen Schriften zeigen, wie Kirchner selbst sein plastisches Schaffen beurteilte.

Schnitzen in Ahornholz

“Das Ahornholz, das wir von Ihnen haben, lässt sich richtig gut bearbeiten, es ist so kurz in der Faser und im ganzen völlig homogen. Man kommt in Versuchung, es zu polieren. Ich habe eine sitzende Figur mit Schale auf dem Kopf gemacht und arbeite jetzt an einer Stehenden in Tanzstellung. Es ist so gut für das Malen und Zeichnen, Figuren zu machen, es gibt der Zeichnung Geschlossenheit, und es ist ein sinnlicher Genuss, wenn Schlag für Schlag mehr die Figur aus dem Stamm herauswächst. In jedem Stamm steckt eine Figur, man braucht sie nur herauszuschälen.”

Eindrücke aus der Umgebung

“Ich sehnte mich so danach, aus der reinen Phantasie Arbeiten zu machen, was man so in Träumen sieht, aber der Eindruck der Wirklichkeit ist so reich hier, dass deren Gestaltung alle Kräfte auffrisst. Einige Zeit hatte ich unter Grippe stark zu leiden, aber jetzt mit dem Schnee habe ich einige Erleichterungen an den Händen, was mich sehr freut. Ich möchte gern etwas Figuren schnitzen. In Arvenholz, das ist so weich. Die Landschaft ist doch auch im Winter herrlich schön, ich versuche die Farben des Schnees und die durch ihn geformte seltsame Gestalt der Menschen und Tiere.”

Beim Möbelbauen

“Ich bin jetzt hier beim Möbelbauen. So lange ich lebe, werde ich wohl hier bleiben. Die Bündner sind so gut zu mir und mein Leiden ist eigentlich nicht schlimmer geworden. So habe ich hier doch eine Heimatstätte und brauche nicht Anderen zur Last zu fallen. Im Sommer will ich wieder auf die Staffel.”

Das Leben und die Kunst

“Der Weg der Entwicklung in diesen Dingen des äusseren Lebens ist eine ununterbrochene logische Steigerung, die Hand in Hand ging mit der malerischen Entwicklung der Bilder und Grafik und Plastik. Die erste Schale, die geschnitzt wurde, weil man keine einem gefallende zu kaufen bekam, brachte die plastische Form in die flächige Form des Bildes, und so wurde die persönliche Form durch die verschiedenen Techniken durchgeknetet bis zum letzten Strich. Die Liebe, die der Maler dem Mädchen entgegengebrachte, die sein Gefährte und Helfer war, ging über auf die geschnitzte Figur, veredelte sich über die Umgebung in das Bild und vermittelte wiederum die besondere Stuhl- oder Tischform aus der Lebensgewohnheit des menschlichen Vorbildes.”

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