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Kunstsammler Thyssen-Bornemisza gestorben

Vor zehn Jahren hatte Baron Thyssen-Bornemisza einen grossen Teil seiner Sammlung aus der Billa Favorita im Tessin nach Spanien verlegt. Keystone Archive

Der Schweizer Kunstsammler und frühere Industrielle Baron Hans Heinrich Thyssen-Bornemisza ist tot. Er starb im Alter von 81 Jahren in Spanien.

Der Baron deutsch-ungarischer Abstammung war seit längerem herzkrank. Er starb in der Nacht zum Samstag in seinem Haus in Sant Feliu de Guíxols bei Gerona an der spanischen Costa Brava, wie das nach ihm benannte Museum in Madrid bekannt gab. Beigesetzt werden soll er im Familienmausoleum auf Schloss Landsberg in Deutschland.

Thyssen-Bornemisza hatte seine Kunstsammlung, eine der grössten der Welt, zuerst in der Villa Favorita in Lugano untergebracht. Vor rund zehn Jahren verlegte er dann den grössten Teil davon nach Madrid.

Der Baron war seit längerem krank gewesen. Seit Dezember 2000 trug er einen Herzschrittmacher.

Der Direktor des Thyssen-Museums, Tomás Llorens, reagierte mit Bestürzung auf die Todesnachricht. “Der Baron war einer der herausragendsten Kunstsammler unserer Zeit. Er war ein Geschäftsmann, der sich leidenschaftlich der Kunst verschrieben hatte.”

Villa Favorita am Luganersee

Der auch als “Kunstbaron von Lugano” bekannte Baron wurde am 13. April 1921 bei Den Haag geboren. In den 60er und 70er Jahren sass er in den Aufsirchträten von 30 Firmen auf beiden Seiten des Atlantiks. Er galt als harter und äusserst rednitebewusster Geschäftsmann. Zugleich galt er als einer der bedeutendsten Kunstförderer.

Sein Vater, der deutsche Baron Heinrich Thyssen (1875-1947), hatte in den 20er Jahren damit begonnen, eine Sammlung alter Meister anzulegen. 1932 erwarb er von Prinz Friedrich Leopold von Preussen die am Ufer des Luganersees gelegene Villa Favorita.

Nach dem Tod seines Vaters erweiterte Hans Heinrich die Sammlung wesentlich, und zwar insbesondere mit Werken moderner Kunst. Zudem machte er die Kollektion in der Villa Favorita dem Publikum zugänglich. 1950 liess er sich in der Schweiz einbürgern.

Die Sammlung Thyssen-Bornemisza ist die grösste im 20. Jahrhundert angelegte Privatsammlung, nach derjenigen der Königin von England, Elisabeth II. Sie umfasst rund 1620 Ölgemälde, Aquarelle und Zeichnungen, ferner Skulpturen, antike Möbel, Gold- und Silberarbeiten, Teppiche und Schmuck.

Sammlung nach Spanien verlegt

1992 wurde die Sammlung nach einem internationaen Gerangel zum grössten Teil von Lugano nach Spanien verlegt. Rund 800 Gemälde sowie 200 Kunstgegenstände sind in der Hauptstadt Madrid im “Museum Thyssen-Bornemisza” gegenüber dem Prado untergebracht.

Die Villa Favorita in Castagnola bei Lugano, die noch rund 150 Werke der Kunstsammlung umfasst, wird von der Tochter des Barons, Francesca von Habsburg, geleitet.

Der verstorbene Baron war fünf Mal verheiratet, zuletzt mit der Spanierin Carmen Cervera. Er war Vater von fünf Kindern.

swissinfo und Agenturen

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