Schweizer Perspektiven in 10 Sprachen

Lärm macht krank

Auch angenehme Töne tragen zum Alltagslärm bei. Keystone

Lärm ist die dritthäufigste Ursache für Krankheiten in Beruf und Freizeit in der Schweiz. Pro Jahr gibt es rund 600 irreversible Gehör-Schädigungen.

Die Schweizerische Unfallversicherungs-Anstalt (Suva) erinnert am internationalen Tag des Lärms daran, die Massnahmen gegen den Lärm zu verstärken.

Lärm ist ein unerwünschtes Geräusch, das sehr subjektiv empfunden wird. Er hat häufig unterschätzte Auswirkungen auf die Gesundheit, und zwar sowohl psychischer Art (Unbehagen, Stress, Kommunikations- und Schlafstörungen) als auch physischer (z. B. Gehörschäden, Bluthochdruck).

Nach Schätzungen von Experten leiden 25% der Bevölkerung in der Schweiz an einem teilweise verminderten Hörvermögen. Auch die wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen sind nicht zu unterschätzen.

“Lärm ist das Geräusch der anderen”, schreibt das Amt für Umweltkoordination des Kantons Bern: In der Nacht kreischen Güterzüge, am Morgen braust der Strassenlärm, mittags zischen Fabriken, am Nachmittag knattert der Rasenmäher, beim Einnachten brummt der “Flüster-Jet”, die Disco hämmert nachts in unseren Ohren und am Samstag knallt es von der Schiessanlage: Unser Alltag ist voller Lärm. Geräusche gehören zwar zum Leben, zu viele Dezibel sind jedoch schädlich. Die Stille muss ihren Raum haben.

Immer mehr

Die Lärmbelastung in der Schweiz hat sich in den letzten Jahren trotz Bestimmungen zur Reduktion von Lärmquellen weiter erhöht.

Die Eidgenössische Kommission für Lärmbekämpfung hat deshalb zum Tag gegen Lärm zum weiteren Kampf gegen die “Verlärmung” aufgerufen. Lärmschwerhörigkeit ist die dritthäufigste Berufskrankheit.

Laut der Kommission fühlen sich heute 64% der Bevölkerung durch Lärm gestört. Die Schweiz verlärme schleichend, und der Strassenverkehr sei heute die grösste Lärmquelle und damit auch eines der grössten Umweltprobleme.

Immer wieder: die Autos

Zum Tag gegen Lärm vom Dienstag rief die Kommission deshalb dazu auf, Ruhe wieder vermehrt auch als Inbegriff für gute Lebensqualität wahrzunehmen.

Heute noch ruhige Gebiete müssten bewahrt werden, und übermässig stark lärmgeplagte Gebiete seien wieder zu beruhigen. Ein besonderes Augenmerk soll dabei auch auf die Nachtruhe gelegt werden, die in der Vergangenheit vielerorts an Bedeutung verloren habe.

Die Folgen von Lärmbelastungen während der Nacht seien etwa Erschöpfung, Konzentrations-Schwierigkeiten oder Reizbarkeit. Nach Angaben der Schweizerischen Unfallversicherungsanstalt (Suva) ist Lärmschwerhörigkeit in der Schweiz trotz Präventionserfolgen noch immer die dritthäufigste Berufskrankheit.

Grenzwerte

Jährlich erlitten in der Schweiz über 600 Menschen irreversible Schädigungen, rund 200’000 Arbeitnehmer seien einem das Gehör gefährdenden Lärm ausgesetzt.

Zu den wichtigen Präventionsmassnahmen zählt die Suva die Lärmgrenzwerte, die in der Industrie vor 40 Jahren eingeführt wurden. Sie hätten dazu geführt, dass leisere Arbeitsverfahren entwickelt und Schallschutz-Massnahmen durchgesetzt worden seien.

Zudem sei die Motivation der Arbeitnehmer, einen Gehörschutz zu tragen, durch mobile Hörtests der Suva deutlich verbessert geworden.

Risiken berge allerdings nicht nur der Lärm in Industriebetrieben, sondern auch die Belastung durch Musik – für Berufsmusiker wie auch für normale Konsumenten.

Heutige MP3-Player beispielsweise schädigten in Maximallautstärke das Gehör ebenso stark wie ein Presslufthammer. Für Konzerte und Musiklokale gelten in der Schweiz seit zehn Jahren Grenzwerte.

Die Schweiz war damals das erste Land in Europa, das über entsprechende Vorschriften verfügte.

swissinfo und Agenturen

Die Suva mit Sitz in Luzern ist der grösste Unfallversicherer der Schweiz und versichert rund 1,8 Mio. Berufstätige gegen Berufsunfälle, Berufskrankheiten und auch ausserberufliche Unfälle.

Mehr als 1 Mio. Personen in der Schweiz sind von starkem Lärm am Wohnort betroffen.

Rund eine halbe Million Menschen leben an stark befahrenen Strassen.

Lärm durch Musik: Ein MP3-Player kann die Lärmwerte eines Presslufthammers ins Ohr leiten.

Lärm verursacht wirtschaftliche Kosten.
Neben direkten Heilkosten als Folge von Gesundheits-Beeinträchtigungen entstehen Kosten durch Lärmbekämpfungs-Massnahmen, Produktionsausfälle sowie die Lärmflucht der betroffenen Bevölkerung.
Schätzungen der gesamten Lärmkosten reichen von 0.2% bis 2% des Bruttoinlandproduktes (BIP).

In Übereinstimmung mit den JTI-Standards

Mehr: JTI-Zertifizierung von SWI swissinfo.ch

Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!

Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft