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Lärm und Arbeit vertragen sich schlecht

Zu viel Lärm am Arbeitsplatz ist ungesund. Keystone

Jede fünfte Person in der Schweiz fühlt sich bei ihrer Arbeit durch Lärm gestört. Dies kann zu Stress, verminderter Leistung und mehr Unfällen führen.

Jedes Jahr verzeichnet die Schweizerische Unfallversicherungsanstalt (Suva) rund 600 berufsbedingte Gehörschäden.

In der Schweiz sind 200’000 Beschäftigte gehörgefährdendem Lärm ausgesetzt, in den 15 alten EU-Staaten arbeiten 16,6 Millionen Personen unter ständigem Lärm.

Die Suva anerkennt nach eigenen Angaben jährlich 600 Fälle berufsbedingter Lärmschwerhörigkeit. Diese ist damit die drittverbreitetste Berufskrankheit. Sie verursacht jährliche Kosten von rund 8 Mio. Franken.

Fachleute aus dem In- und Ausland beschäftigten sich in Luzern an der Schweizerischen Tagung für Arbeitssicherheit mit dem Thema “Lärm am Arbeitsplatz”.

Wirksame Prophylaxe

Die Suva anerkennt lärmbedingte Hörschäden erst seit 1956. Seit den 1970er-Jahren betreibt sie eine systematische Lärmprophylaxe. Deren Ziel sei es, dass die dem Lärm ausgesetzten Arbeiter auch nach der Pensionierung noch genügend hörten, erklärte Suva-Mediziner Laszlo Matéfi an der Tagung.

Die Prophylaxe hatte Erfolg, wie die in Luzern präsentierten Zahlen zeigen: Wies 1975 noch jeder Dritte der untersuchten lärmexponierten Arbeiter einen Gehörschaden auf, so ist es heute nur noch jeder Zehnte.

Leicht verschärft werden sollen die Vorschriften, ab wann ein Gehörschutz obligatorisch ist. Allerdings seien die besten Schutzvorkehrungen nutzlos, wenn sie nicht genutzt würden, schreibt die Suva.

Komfort entscheidend

Der Tragkomfort habe eine grosse Auswirkung auf die Tragquote, sagte dazu Akustik-Experte Heinz Waldmann von der Suva. So müsse der Gehörschutz auch dann angenehm zu tragen sein, wenn der Arbeiter gleichzeitig einen Helm oder eine Brille aufgesetzt habe.

Verhindert werden muss laut Waldmann auch, dass die Dämmung zu stark sei. Sonst könnten Signale nicht mehr wahrgenommen oder Gespräche unnötig stark beeinträchtigt werden, erklärte er, und verwies dabei auf Neuentwicklungen, die einen individuell abgestimmten Schutz möglich machen.

Störende Geräusche

Lärm gefährdet aber nicht nur das Gehör, sondern er belästigt auch. Selbst verhältnismässig leise Gespräche, Musik oder Tonfolgen können etwa in Grossraumbüros die Mitarbeiter ablenken.

Gestört würden vor allem Arbeiten, bei denen das Kurzzeitgedächtnis gebraucht werde, erklärte Brigitta Danuser vom Lausanner “Institut romand de la Santé au Travail”. Man mache mehr Fehler oder sei abgelenkt, ohne dies bewusst wahrzunehmen.

Die Lärmprävention ist aber auch für den Mutterschutz wichtig. Eine dauerhafte Belastung einer Schwangeren durch Lärm könne das Hörvermögen des Kindes beeinträchtigen, sagte Sylvie Praplan vom Staatssekretariat für Wirtschaft (seco). Auch hätten einige Studien ergeben, dass das Risiko für Frühgeburten oder Wachstumsstörungen steigen könne.

swissinfo und Agenturen

Die Suva anerkennt jährlich 600 Fälle berufsbedingter Lärmschwerhörigkeit.
In der Schweiz sind 200’000 Beschäftigte gehörgefährdendem Lärm ausgesetzt.
Die Suva anerkennt lärmbedingte Hörschäden seit 1956.
Sie sind die drittverbreitetste Berufskrankheit und verursachen jährliche Kosten von rund 8 Mio. Franken.

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