Eishockey-WM: Auftakt für die Schweiz geglückt

Die Schweizer Eishockey-Nationalmannschaft peilt bei der A-Weltmeisterschaft in Russland erneut die Viertelfinals an. Der Auftakt im ersten Spiel gegen Lettland ist mit einem 2:1-Sieg gelungen.
Ralph Krueger sieht sich zwar bei den Stürmern mit einer langen Liste von Ausfällen konfrontiert. Doch für den Erfolgstrainer ist dies kein Grund zur Verzweiflung.
Auch für die Moskauer Mission heisst das Ziel für die Krueger-Mannschaft der Vorstoss unter die besten Acht, also die Viertelfinalqualifikation.
Es sind 15 Monate her, seit die Schweiz an den Olympischen Spielen in Turin ihren grossen Auftritt hatte: Nach historischen Siegen über Tschechien und Kanada belegte sie den hervorragenden sechsten Platz.
Die Weltmeisterschaft danach missriet dem Team des Deutsch-Kanadiers Ralph Krueger – in Riga schaute nur ein 9. Schlussrang heraus. Jetzt steht die Mannschaft in Moskau unter Druck.
Schlüsselspiel
«Ich habe Vertrauen in meine Mannschaft, denn wir sind physisch stark, diszipliniert und wissen, was uns erwartet», sagte Ralph Krueger vor dem Eröffnungsmatch in der russischen Hauptstadt.
Die erste Bewährungsprobe liess nicht lange auf sich warten: Bereits die erste Partie am Samstag gegen Lettland hatte für die Schweiz Schlüsselcharakter, denn eine Niederlage hätte eine schwere Hypothek für das anvisierte Ziel bedeutet.
Schwere Gruppe
Die Schweiz spielt in der A-Gruppe, in der sie es nach dem Sieg gegen Lettland mit Italien (30. April) und Schweden zu tun bekommt (2. Mai).
Ohne Aussetzer, sprich eine Niederlage gegen Italien, würde sie in der Zwischenrunde auf Gastgeber Russland, Finnland und entweder Dänemark oder die Ukraine treffen.
Geht man davon aus, dass die Russen, Finnen und Schweden als Eishockey-Giganten für die Spieler Kruegers eine Nummer zu gross sein werden, hängt alles davon ab, ob die Schweizer entweder die Dänen oder Ukrainer hinter sich lassen können. Dies scheint machbar, denn die Schweiz belegt im internationalen Ranking Platz acht.
Viele Ausfälle
Ein Handicap könnten die vielen Absenzen sein. Im Defensivbereich ist die Schweiz traditionell gut aufgestellt. In Moskau streiten sich David Aebischer und Jonas Hiller um den Nr.1-Status als Torhüter. Auch in den Verteidigungslinien sind die besten Spieler des Landes präsent.
Anders sieht es aber im Sturm aus. Da hat der Nati-Boykott von Reto von Arx und Michel Riesen ja bereits Tradition. Der Riss zwischen den beiden Davoser Stars und Krueger ist kaum mehr zu kitten.
Neu ist, dass weitere Davoser Akteure auf einen Auftritt im Nationalteam verzichten. Nur gerade Hiller und Andres Ambühl vertreten den Meister aus dem Landwassertal.
Auf die Aktiven setzen
Zumindest gegen aussen markiert Krueger wie gewohnt den unbeirrbaren Coach: «Ich habe mit Davos überhaupt keine Probleme, und die Herkunft der Spieler spielt absolut keine Rolle.»
Seine Personalentscheide sind manchmal verständlich, wie im Fall des Verzichts auf den verletzten Patrick Fischer. Die Absagen an die beiden Berner Marco Bührer und Patrick Bärtschi sind schon fragwürdiger.
Nicht nachvollziehbar ist dagegen die Nichtberücksichtigung von Martin Plüss (Frölunda, Schweden), Marcel Jenni (Kloten) und Thomas Ziegler (Bern). Dafür gibt es keine sportlichen, sondern nur Kruegers persönliche Gründe.
Auf seiner Mission
«Ich spreche nicht von Abwesenden, ich plane nur mit Spielern, die präsent sind», weist er kritische Fragen kategorisch zurück.
Krueger, mit zehn Jahren an der Spitze der Schweizer Equipe der amtsälteste Nationaltrainer der Welt, ist dennoch ein Meister seines Fachs. Auch als Motivator, denn in seiner Ära hat er die Schweizer Spieler zu einer homogenen Gruppe zusammen geschweisst. «Ich glaube an das Kollektiv, denn die Schweiz behauptet sich seit mehreren Jahren konstant an der Weltspitze», sagt Krueger.
Doch er wäre nicht Ralph Krueger, wenn er nicht warnte: «Man darf sich aber nicht auf den Lorbeeren ausruhen und sich schon mit der Viertelfinalqualifikation zufrieden geben.»
swissinfo, Jonathan Hirsch
(Übertragung aus dem Französischen: Renat Künzi)
Die Eishockey-Weltmeisterschaft findet vom 27. April bis zum 7. Mai in Moskau statt. Qualifiziert sind 16 Länder, die in vier Gruppen eingeteilt sind.
Erstmals wird es kein Unentschieden mehr geben. Herrscht nach drei Dritteln Gleichstand, gibt es eine Verlängerung von maximal fünf Minuten. Fällt in dieser Overtime ein Tor, ist der Match entschieden. Steht es auch nach der Verlängerung unentschieden, gibt es ein Penaltyschiessen.
Für einen Sieg innerhalb 60 Minuten gibt es 3 Punkte. Dauert der Match länger als die reguläre Spielzeit, erhält der Sieger 2 Punkte und der Verlierer 1 Punkt.
Die ersten Drei jeder Gruppe erreichen die Zwischenrunde. In dieser wird in zwei Gruppen à sechs Teams gespielt. Die vier Erstplatzierten qualifizieren sich fürs Viertelfinale, das nach dem Knockout-Prinzip ausgetragen wird.
Vorrunde:
Schweiz – Lettland, Samstag 28.4: 2:1
Schweiz – Italien, Montag 30.4. (14.15 GMT)
Schweden-Schweiz, Mittwoch 2.5. (18.15 GMT)

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