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Erschreckende Verwandlungskünstler

Valon Behrami (links) war nicht in Hochform. EQ Images

Böses Ende des "Turniers der Kontinente" in Österreich für die Schweizer Fussball-Nati: Nach einer 2:0-Führung verlor sie nach eklatantem Leistungsabbau 3:4 gegen Japan.

Für Coach Köbi Kuhn ist das komplette Auseinanderfallen seines Teams ein Lehrstück. Die Fehler müssen nun analysiert werden.

“Ich gratuliere dem Gegner. Für die Zuschauer war das mit Sicherheit ein interessantes, abwechslungsreiches Spiel – für mich war es etwas zu viel”, sagte der Schweizer Nationaltrainer Köbi Kuhn nach dem Spiel.

In der Tat war das Schlussspiel im “Turnier der Kontinente” turbulent: Noch vor der Halbzeit war in Klagenfurt klar, wer den Platz regierte.

Bereits nach 13 Minuten schien der Erfolg der Schweizer mit Treffern von Ludovic Magnin und Blaise Nkufo festzustehen. Die Schweizer Fussball-Nati führte 2:0 und hielt das gegnerische Team aus Japan im Griff.

Zweite Halbzeit – alles anders

Doch nach der Halbzeit änderte sich alles: Die Schweizer gerieten 2:3 in Rückstand und verloren in letzter Minute noch 3:4.

“Am Ende blieb den Schweizer Fussballern nur die Fassungslosigkeit, der wirre Kopf und die Frage, wie ihnen eigentlich geschehen war”, schreibt die Neue Zürcher Zeitung. “Aus Überzeugung wurden Fehlpässe, aus Leichtigkeit Unsicherheit. Es war eine erschreckende Verwandlung”, heisst es weiter.

“Mit Beginn der zweiten Halbzeit war nichts mehr zu sehen von dem Selbstvertrauen, mit dem Kuhns Spieler ihre Arbeit bis dahin erledigt hatten, schon gar nichts mehr von gutem Fussball. Sie verloren jegliche Ordnung und jeglichen Zusammenhalt und wurden überrumpelt von den Japanern, die wie ausgetauscht aus der Kabine zurückgekommen waren”, schreibt die Basler Zeitung.

“Kuhn: Albträume wegen Behrami”, titelte der Blick, der Valon Behramis Fehltritte als “stümperhaft” bezeichnet. Behrami verschuldete zwei Elfmeter. Er war auch an einem dritten Gegentor mitbeteiligt, weil er ungenügend verteidigt hatte.

Ein Lehrstück

Wie ist solch ein eklatanter Leistungsabbau während des Spiels möglich? “Ich möchte einzelnes Fehlverhalten nicht beurteilen, weil ich auf der Spielerbank doch weit weg war”, sagt Kuhn. “Es war ein intensives Spiel, aber wenn sieben Tore fallen, wurden sicher einige Fehler gemacht”, so Kuhn.

Für den Nationaltrainer ist das Spiel gegen Japan, das den Abschluss des zehntägigen Nationalmannschafts-Camps in Österreich darstellt, ein Lehrstück. “Wir müssen die Fehler analysieren. Wir müssen aus diesen profitieren.”

Auch der Schweizer Spieler Christoph Spycher sieht im EM-Testspiel gegen Japan als lehrreiches Experiment: “Diese Niederlage ist bitter, aber wir können sehr viel daraus lernen. Es zeigte sich erneut, dass wir nur gewinnen können, wenn jeder hundertprozentigen Einsatz abliefert”, sagte er.

“Quirlige” Japaner

Für den Trainer der japanischen Fussballmannschaft, Ivica Osim, ist klar: “Die Schweizer waren sich ihrer Sache sicher und spielten sorglos. In der zweiten Halbzeit seien die japanischen Spieler mehr gelaufen, sie seien “quirlig und sehr beweglich” gewesen.

“Das war schön anzusehen. Solche Spiele hat man nur einmal in zehn Jahren”, sagte Osim über das Spiel.

“Für uns ist wichtig, dass die Vorbereitung für 2008 läuft”, betonte Kuhn. “Die Spieler müssen sich für die EM qualifizieren. Wenn wir im Frühling dann Bilanz ziehen, werden auch diese zehn Tage in Österreich ihre Schatten werfen.”

swissinfo und Agenturen

Schweiz-Japan 3:4 (2:0)
11. Magnin 1:0, 13. Nkufo 2:0 (Penalty), 53. Nakamura 2:1 (Penalty), 67. Maki 2:2, 78. Nakamura (Penalty), 2:3, 80. Djourou 3:3, 92. Yano 3:4
Schlussstand (2 Spiele): 1. Japan 4 (4:3), 2. Chile 3 (3:2), 3. Schweiz 3 (5:5), 4. Österreich 2 (0:2)

Die Euro 2008 findet vom 7. bis 29. Juni in der Schweiz und in Österreich statt.

Von den 31 Spielen werden 15 in der Schweiz und 16 in Österreich durchgeführt (mit Final in Wien).

Insgesamt werden 1’050’000 Tickets ausgestellt.

In der Schweiz werden bis zu 5,4 Mio. Zuschauer erwartet, darunter bis 1,4 Mio. aus dem Ausland.

2500 Journalisten werden die Spiele kommentieren, die für einige Milliarden TV-Zuschauer in 170 Ländern übertragen werden.

Die Gesamtkosten werden auf 182,1 Mio. Franken geschätzt. Der Beitrag des Bundes beläuft sich auf 82,8 Mio.

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SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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