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Gesichtserkennung am Zürcher Flughafen

Das FAREC-System erfasst die biometrischen Daten der Gesichter. Keystone

Am Flughafen Zürich-Kloten ist nach monatelanger Verzögerung das Gesichtserkennungs-System eingeführt worden.

Der Test dauert bis Ende März, im Visier hat die Polizei als europaweite Neuheit abgewiesene Asylbewerber ohne Papiere.

Das Gesichtserkennungs-System FAREC (Face Recognition) erfasst bei den vorgelagerten Grenzkontrollen die biometrischen Daten der Gesichter von Passagieren, die aus Migrationsländern ankommen, wie die Verantwortlichen der Zürcher Kantonspolizei bei einer Demonstration vor den Medien am Donnerstag zeigten.

Die Daten werden digital verschlüsselt gespeichert und können erst mit der Eingabe eines zuvor erstellten Referenzbildes ausgewertet werden. Nicht möglich ist aus Datenschutzgründen das blosse Sichten der Aufnahmen.

Die Gesichter werden von einer kleinen Videokamera erfasst, die auf einem mobilen Gerät mit PC und Drucker montiert ist. Die Kamera vermisst die Gesichtsproportionen mittels neuronalem Netz und speist die Daten unmittelbar in den PC. Das System hat 55’000 Franken gekostet.

Ausschaffung erleichtern

Wer bei der Einreise befragt und abgelichtet wird und wer nicht, soll wie bisher entschieden werden, hiess es. Als Kriterien für die vorgelagerte Grenzkontrolle gelten weiterhin Herkunft, Nationalität, Flugrouten und allenfalls das Verhalten.

Die Polizei hofft, bereits abgewiesene Asylbewerber, die über Drittstaaten erneut einzureisen versuchen und keine Papiere mehr vorweisen, besser erkennen zu können. Bisher zog sie in solchen Fällen früher erstellte Ausweis-Fotokopien heran.

Die Fluggesellschaften sind verpflichtet, Passagiere ohne gültige Papiere auf eigene Kosten an ihren Ausgangspunkt zurückzufliegen. Deshalb ist es für die Kantonspolizei wichtig, die Passagiere einer Airline zuordnen zu können, wie sie sagte.

Grobe Zuverlässigkeit

In der Testphase wird die Polizei eine höhere Zuverlässigkeit des Systems aufweisen müssen als bei der Demonstration vor den Medien. Zwei Versuche ergaben eine fünfzigprozentige Fehlerquote. Dies sei nicht repräsentativ, sagte die Polizei. Es handle sich nach unzähligen Tests um den bisher zweiten Fehler.

So oder so muss der zuständige Beamte jeweils erkennen können, ob ihm das System trotz biometrischer Übereinstimmung allenfalls eine nicht identische Person anzeigt. Die Polizei verwies wiederholt auf «Spürsinn und Erfahrung des Fahnders».

Rechtsgrundlage fehlt

In der bis Ende März dauernden Testphase sollen täglich 200 Personen erfasst werden. Über die definitive Einführung des FAREC-Systems – auch an den übrigen Schweizer Flughäfen -entscheidet der Bund. Bisher fehlt dafür die Rechtsgrundlage.

Abhängig ist der Entscheid auch von der Annahme des geplanten neuen Ausländergesetzes (AuG) in den Eidgenössischen Räten. Bis dahin fehlt für jede weitergehende Anwendung des Systems die rechtliche Grundlage.

Es darf weder während des WEF zum Einsatz kommen noch dürfen Personen aus einer grösseren Passagiermenge heraus abgelichtet werden. Technisch wäre dies bereits möglich. Während der Testphase werden die gespeicherten Daten aus Datenschutzgründen nach 30 Tagen automatisch gelöscht.

swissinfo und Agenturen

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