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Lukrative Pocken-Impfstoffe

Kuno Sommer, CEO Berna Biotech AG, mit guten Aussichten. Keystone

Die Berna Biotech hat mit dem Verkauf von Pocken-Impfstoffen ihren Umsatz praktisch verdoppeln können.

Die Berna Biotech – das frührere Schweizerische Serum- & Impfinstitut Bern – geht jetzt das Wagnis ein, gleich mit fünf Produkten die letzte Testphase vor der Markteinführung zu durchlaufen. Das sei etwa so, wie wenn in einer Familie fünf Kinder gleichzeitig an der Universität seien, erklärte Geschäftsleiter Kuno Sommer an einer Medienkonferenz in Zürich.

Angst vor Terror begünstigt Geschäft

Berna Biotech könne es sich jedoch leisten, sagte Sommer weiter. Die Angst vor terroristischen Anschlägen mit hochansteckenden Krankheitserregern hat eine neue Nachfrage nach Pockenimpfstoffen geschaffen. Berna Biotech hat seither für 150 Mio. Franken Verkaufsverträge mit ausländischen Regierungen abgeschlossen, weitere 50 bis 70 Mio. Franken werden aus laufenden Vertragsverhandlungen erwartet. Unter den Käufern seien Italien und Deutschland.

Pocken-Impfstoffe gelagert

Die Umsätze mit diesem Impfstoff kämen einer Kapital-Erhöhung gleich, denn sie seien ohne Kosten erzielt worden, sagte Sommer. Berna Biotech habe seit den 80er Jahren, als die Pockenimpfung in der Schweiz aufgehoben wurde, die Bestände nur noch gelagert, ohne etwas zu verkaufen.

Die Angst vor Anschlägen habe aber das Impfen allgemein zum Thema gemacht, sagte Sommer weiter. Darunter falle vor allem die Impfung gegen Grippe. Der Grippe-Nasenspray Nasalflu befinde sich in der klinischen Bewährungsprobe, nachdem er im September wegen möglicher Nebenwirkungen vom Markt genommen worden war. Erste Resultate sollen im Frühjahr vorliegen. Berna setzt aber weiterhin auf diese Form der Grippeimpfung.

In 46 Fällen von 90’000 Dosen sei es letzten Winter zu Gesichtslähmungen gekommen, sagte Achim Kaufhold, Leiter Klinische Forschung und Mitglied der Geschäftsleitung. Es sei aber kein Zusammenhang gefunden worden zwischen der Anwendung des Nasensprays und dem Auftreten der Lähmung.

Mehr Umsatz erwartet

Berna hat nun ihre Umsatzschätzungen fürs laufende und kommende Geschäftsjahr revidiert und rechnet mit einem Umsatz «deutlich» über dem letztjährigen von 200 Mio. Franken. Im Kerngeschäft wird mit einem Wachstum von 40% gerechnet. Die Gewinnmarge soll bei mehr als 20% liegen.

Mit der gestiegenen Nachfrage und der vollen Kasse kann Berna gleich mehrere Forschungs-Projekte durch die Endphase vor der Registrierung schleusen. Dazu gehören Impfstoffe gegen Hepatitis B (Bio-HepB), gegen Gelbfieber sowie gegen Masern, Mumps und Röteln (MMR).
Ein Impfstoff gegen Lungenerkrankungen bei der Stoffwechselkrankheit zystische Fibrose (Aerugen) ist gemäss Kaufhold weltweit der einzige.

Die Grippeimpfung Inflexal V wurde in der Europäischen Union bereits registriert und wird ab 2002 in den meisten europäischen Ländern verkauft.

swissinfo und Agenturen

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