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Mit List gegen Sauen

Anspruchsvolle Jagd: Die schlauen Wildschweine sind nicht leicht zu schiessen. Keystone Archive

Fünf Kantone erproben einen neuen Weg, um die Wildschweinplage in den Griff zu bekommen. In der Schonzeit sollen Schwarzkittel neu nur auf freiem Feld gejagt werden.

In Jagdrevieren im nördlichen Mittelland, wo besonders viele Wildschwein-Rotten umherstreifen, haben junge Sauen schon heute keine Ruhe mehr vor den Flinten. Lediglich die Leitbachen, die die Familienverbände anführen, dürfen in der Schonzeit von Ende Februar bis Ende Juni nicht geschossen werden. Denn, verliert eine Wildschweinrotte die führende Bache (Muttertier), zerstreuen sich die führungslosen Tiere weit herum und verursachen noch mehr Schäden.

Schlaue Tiere

In den Kantonen Aargau, Basel-Landschaft, Solothurn und Thurgau werden die Richtlinien für die Schonzeit im Frühjahr angepasst. Neu dürfen junge Tiere nur noch im freien Feld geschossen werden. Bleiben sie dagegen im Wald, dürfen die Jäger die Flinte nicht anlegen.
In Zürcher Revieren wird seit zwei Jahren nach dieser Vorschrift gejagt. Erstmals wollen fünf Kantone gemeinsam vorgehen. Die Massnahme soll helfen, den Sauenbestand zu senken und die gelehrigen Tiere von den Feldern fernzuhalten.
«Die Leitbachen werden rasch merken, dass ihrer Rotte nichts passiert, wenn sie diese in der Schonzeit nicht aus dem Wald führen», sagte der Aargauer Jagd- und Fischereiverwalter René Urs Altermatt.

Kritik von Aargauer Jägern

In Aargauer Jägerkreisen wird die Neuerung kritisiert. Sie sei nicht praxistauglich und habe unter den Jägern viel Staub aufgewirbelt, berichtet Josef Binkert. Er ist im Kantonalen Jagdschutzverein für Schwarzwild zuständig und arbeitet in einer kantonalen Kommission mit, die sich mit der Wildschweinplage befasst.
Viele der im vergangenen Jagdjahr im Aargau geschossenen 1000 Sauen seien während der Schonzeit im Wald getötet worden, so Josef Binkert. Und das Hauptziel der Jäger sei ja, den Bestand zu senken.
Für René Urs Altermatt widerspiegeln die Zahlen dagegen lediglich die Gewohnheit der Jäger, Wildschweine nachts vom Hochsitz aus zu jagen. «Auch sie müssen eben ihre Gewohnheiten ändern», sagt er.

Gute Erfahrungen aus Zürich

Schützenhilfe erhält René Urs Altermatt aus dem Kanton Zürich, wo die neue Vorschrift bereits in Kraft ist. 800 Schwarzkittel wurden im zu Ende gehenden Jagdjahr im Zürcher Weinland und Unterland erlegt. Das sind 350 mehr als im Jahr zuvor, wie Fischerei- und Jagdverwalter Max Straub auf Anfrage sagte.
Die Erfahrung habe gezeigt, dass sich die Tiere während der Schonzeit aus den Feldern zurückgezogen hätten. «Und die Jagd im Wald im Frühling und Frühsommer stört andere Tiere, die Schonzeit haben.»
swissinfo und Agenturen

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