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Nachhaltiger Kaffeeanbau in Costa Rica

Rot und reif - Kaffeebohnen aus der Zona de Los Santos. Melanie Fluri

Wenn in der Zona de Los Santos in der Provinz San José die Kaffeebohnen reifen, wächst die Bevölkerung in der Region jeweils beträchtlich an. Aus Nicaragua und Panama reisen zahlreiche Familien an, um beim Kaffeepflücken etwas Geld zu verdienen.

Eigentlich ist Kinderarbeit in Costa Rica verboten. Für die Arbeiter aus Nicaragua und Panama gilt dies allerdings nicht, scheinbar aus kulturellen Gründen.

Während der Periode des Kaffeepflückens gelten sowieso andere Regeln als sonst. So darf zum Beispiel ein Kaffeebauer in dieser Zeit legal Leute auf einem Pick-up transportieren, sofern er beim zuständigen Polizeiposten eine entsprechende Bewilligung besorgt.

Kaffee in der Zona de Los Santos

Seit 1850 wird in der Zona de Los Santos Kaffee angepflanzt. Zu Beginn mussten die Kaffeebauern die Ernte nach San José bringen. Dies war zu jener Zeit ein enormer Aufwand. Erst später wurden beneficios de café (Kaffee-Verarbeitungsstätten) gegründet.

1960 wurden die ersten Kaffee-Kooperativen der Zone gegründet. Coopedota R.L. und CoopeTarrazú feierten im Jahr 2010 ihr 50-jähriges Bestehen.

Mitglied einer Cooperativa zu sein, ist für die Kaffeebauern von Vorteil. Unabhängig von der Produktionsmenge haben alle Mitglieder die gleichen Rechte und Pflichten sowie das Stimmrecht bei der Versammlung. Alle sind Teilhaber des sozialen und finanziellen Kapitals der Cooperativa.

Die Zona de Los Santos wird auch Kaffeeregion Tarrazú genannt. Es ist die grösste Kaffeeregion in Costa Rica und die einzige Zone, in welcher der Kaffee auf einer Höhe von zwischen 1000 und knapp 2000 Metern über Meer angebaut wird.

Dieser Hochlandkaffee ist von ausgezeichneter Qualität, weil er langsam reift und säuerliche Charakteristika aufweist. Er wird mit SHB (Strictly Hard Bean) bezeichnet.

Kaffee früher und heute

Zu Beginn des Kaffeeanbaus waren die Plantagen vielfältige Ökosysteme mit verschiedenen Baumsorten, die einerseits Schatten spendeten und andererseits als Nahrungsquelle für die Familien der Besitzer dienten.

Mit der grünen Revolution (revolución verde) begann die Verwendung von chemischen Produkten, von welchen die Kaffeebauern bald stark abhängig wurden und die Krankheiten auslösten.

In den letzten 50 Jahren wurde die Kaffeeproduktion in der Zona de Los Santos äusserst intensiv betrieben. Die Böden sind verbraucht durch den andauernden Einsatz chemischer Mittel, das Wasser verschmutzt, die Korallenriffe zerstört.

Um den Ertrag zu steigern, wurden in den Plantagen viele Bäume abgeholzt, was schwerwiegende Folgen hat. Denn die Kaffeeplantage mit Bäumen stellt ein agro-forestales System dar. Dies bedeutet, dass die Landwirtschaft mit der Forstwirtschaft, hier die Schattenbäume, kombiniert wird.

Die Schattenbäume schützen das Gelände vor der Erosion, die durch Regen und Wind verursacht wird. Andererseits verhindert das Laub das Austrocknen des Bodens, und der Humus wird regelmässig biologisch gedüngt. Gleichzeitig dienen diese Bäume Lebewesen wie Insekten, Vögeln und Säugetieren als Lebensraum.

Nachhaltiger Kaffeeanbau

Seit 2002/2003 existieren in der Zone verschiedene Zertifizierungs-Programme  (C.A.F.E. Practices von Starbucks Coffee, Rain Forest Alliance, Fair Trade, Bird Friendly). Diese Zertifikate erlauben den Cooperativas, ihren Kaffee zu einem höheren Preis zu verkaufen.

Zudem wurde im Jahr 2007 das Projekt “Nachhaltiger Kaffeeanbau in den Kaffeeplantagen in Tarrazú” gestartet, das dank der Unterstützung von Starbucks Coffee Company, Earthwatch Institute und CoopeTarrazú R.L. möglich wurde.

Earthwatch führt mit Hilfe von Freiwilligen Untersuchungen in den Kaffeeplantagen durch. CoopeTarrazú unterstützt dieses Vorhaben, in dem sie Kaffeeplantagen für Besichtigungen zur Verfügung stellt. Starbucks beteiligt sich an der Finanzierung dieses kostspieligen Vorhabens.

Seit letztem Jahr bietet Earthwatch mit der Unterstützung der genannten Organisationen Workshops für Kaffeebauern verschiedener Cooperativas an, um ihnen die Wichtigkeit des nachhaltigen Kaffeeanbaus aufzuzeigen.

Gleichzeitig erhalten die Teilnehmer Anleitungen und Hilfsmittel, die sie direkt einsetzen können. So zum Beispiel eine Art Agenda, die den Bauern eine genaue Buchführung ermöglicht und Aufschluss gibt über die Einnahmen, Ausgaben sowie über Ertrag und Gewinn.

Kriterien zur Zertifizierung

Die Organisationen legen Wert darauf, dass der Zustand des Bodens verbessert wird. Dazu müssen zwischen den Kaffeepflanzen wieder Bäume gepflanzt werden. Der Einsatz von giftigen Mitteln muss reduziert und der Gebrauch und die Entsorgung chemischer Mittel im Allgemeinen bewusster gestaltet werden.

Nicht zuletzt wird erwartet, dass der Kaffeebauer sich um die Gesundheit seiner Angestellten kümmert und sie gerecht entlöhnt. Die verantwortlichen Organisationen, die den Cooperativas die Zertifikate ausstellen, arbeiten mit festgelegten Kriterien. Diese werden überprüft, in dem einzelne Kaffeeproduzenten ohne Voranmeldung besucht werden.

Auf diese Weise können einerseits die Kaffeebauern ihre Produktion steigern, und andererseits kann sich das betroffene Ökosystem wieder erholen. Wer weiss: Vielleicht wird die Zona de Los Santos bei zukünftigen sintflutartigen Regengüssen nicht mehr so stark von heftigen Erdrutschen betroffen sein.

Immer häufiger reisen auch junge Leute für längere Zeit ins Ausland, sei das zum Studieren, Forschen, für ein Stage oder zum Arbeiten.

Zu ihnen gehört auch Melanie Fluri, die zur Zeit in Costa Rica weilt. 

Bis im Sommer 2011 berichtet sie für swissinfo.ch über ihre Erfahrungen und Beobachtungen in Costa Rica.

Melanie Fluri ist 1985 geboren und von Beruf Primarlehrerin.

Von 2008-2010 arbeitete sie auf ihrem Beruf in Zuchwil, Kanton Solothurn.

Von Februar 2004 bis Oktober 2005 lebte sie in Costa Rica. Eigentlich kam sie nur für 5 Monate her, um einen Sozialeinsatz in einer Primarschule mit behinderten Kindern zu leisten.

Sie verlängerte ihren Aufenthalt jedoch und arbeitete unter anderem als Freiwillige für das Rote Kreuz und unterrichtete in einer Privatuniversität Englisch.

Seit Juli 2010 ist sie in Costa Rica wieder als Freiwillige in verschiedenen Projekten tätig: So arbeitet sie etwa auf einer Schildkrötenfarm, für kurze Zeit bei der Waldfeuerwehr.

 
Neben Deutsch spricht sie Spanisch, Französisch und Englisch.

Sie reist, fotografiert und liest gerne und mag Aktivitäten in der Natur.

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