Schweizer reisen wieder weniger

Schweizer reisen wegen Zeit- und Geldmangel weniger in die Ferien. 2004 haben nur zwei Drittel der Bevölkerung ihr Heim für mehr als 4 Nächte verlassen.
Eine Studie der Uni St. Gallen zeigt aber, dass die über 65-Jährigen aktiver als früher sind.
Die Bevölkerung in der Schweiz reist weniger in die Ferien. Der Markt ist gesättigt, und wenn gereist wird, dann mehr um zu entspannen, als um grosse Abenteuer zu erleben.
Die Nachfrage nach Reisen der Schweizer Bevölkerung sei insgesamt rückläufig, heisst es in einer Studie über den Schweizer Reisemarkt des Instituts für Öffentliche Dienstleistungen und Tourismus der Universität St. Gallen, die am Mittwoch in der «Neuen Zürcher Zeitung» veröffentlicht wurde.
Das Institut hat seit 1972 bereits zum 16. Mal Haushalte in der Schweiz nach ihrem Reiseverhalten befragt – in diesem Jahr waren es 1500. Die Autoren der Studie führen die rückläufige Nachfrage auf klassische Sättigungstendenzen zurück, machen aber auch Veränderungen im Reiseverhalten aus.
Pensionierte reisen mehr als Junge
Heute seien berufliche Verpflichtungen und Ferienwünsche immer schwieriger unter einen Hut zu bringen. Deshalb seien fehlende Zeit oder kein Geld häufiger als früher Gründe, um nicht in die Ferien zu verreisen.
Die Reiseintensität nehme bei den 25- bis 45-Jährigen sogar eher ab, heisst es in der Studie. Dafür steigt sie bei den über 65-Jährigen, die finanziell und auch gesundheitlich besser gestellt sind und zudem über genug Zeit verfügen.
Entspannung gefragt
Und wenn es dann in die Ferien geht, dann steht die Entspannung mehr im Zentrum als das Erleben. Kultur und Exotik sind in den Hintergrund gerückt, auch weil die Reiseerfahrungen bereits sehr hoch sind. Und man verreise nicht, weil man irgendwo hin wolle, sondern weil man weg wolle, schreiben die Autoren.
Beliebteste Destination ist laut Studie immer noch die Schweiz. Knapp 80% aller Reisen entfallen auf die Schweiz und die Nachbarländer. Dabei verreisen die Schweizer und Schweizerinnen öfters nur für kurze Zeit, der Anteil der Kurzreisen ist auf knapp die Hälfte gestiegen.
Auch die Zahl der längeren Reisen hat zugenommen: Sie macht rund ein Fünftel aus. Abgenommen hat hingegen die Zahl der Reisen von einer bis zwei Wochen. Die Reisewilligen informieren sich immer häufiger über das Internet. Aber auch Freunde und Verwandte seien eine Inspiration, heisst es weiter. Die Bedeutung von Prospekten hat jedoch stark abgenommen.
swissinfo und Agenturen
Der Prozentsatz der Schweizerinnen und Schweizer, die wenigstens einmal pro Jahr Ferien mit mindestens 4 Auswärts-Übernachtungen machen, ist von 80% im Jahr 1992 auf 68% im Jahr 2004 gesunken.
Die meisten über 65-Jährigen scheinen weniger Sitzleder zu haben: Sie verreisen durchschnittlich dreimal pro Jahr – mit steigender Tendenz.
Ausländische Touristen, welche die Schweiz eine Zeit lang eher gemieden haben, kehren in die Schweiz zurück, schreibt das Bundesamt für Statistik.
Im Januar und Februar 2005 stieg die Zahl der Übernachtungen ausländischer Touristen in der Schweiz um 5,6%, während jene der Schweizer Touristen um 1,3% gesunken ist.
Zum ersten Mal hat eine grosse Zahl aus Osteuropa stammender Touristen die Schweiz besucht.

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