Ski-WM 2003: Ein Hürdenlauf

St. Moritz hat die Hauptprobe für die Ski-WM 2003 im Oberengadin mit den jüngsten Weltcup-Rennen bestanden. Dennoch gibt es noch Probleme.
Das Wetter für die Weltcuprennen der Männer vom letzten Wochenende war prächtig, die Piste steil und anspruchsvoll. Der 2. Platz von Didier Cuche beim Riesenslalom hatte die Schweizer Blamage bei der vorherigen Abfahrt wieder ein bisschen gut gemacht. Jedenfalls sei die Hauptprobe gelungen, sagen die Organisatoren. Und dennoch gibt es noch einige Probleme, die da auf St. Moritz zukommen, bis die Ski-WM 2003 Tatsache wird.
Reklamationen von Touristen
Wegen den Weltcup-Trainings waren im Skigebiet Corviglia noch weniger Pisten für die Feriengäste befahrbar als sonst schon infolge Schneemangels. Beim St. Moritzer Tourismus-Direktor Hanspeter Danuser häuften sich deswegen die Reklamationen. Weniger Pisten für die Touristen wird es auch im Ski-WM-Jahr 2003 geben.
In den nächsten zwölf Monaten bis zur Ski-WM gibt es noch andere Probleme auszumerzen. Der Organisationschef der Ski-WM 2003, Alexander Schmid, weist dabei auf den grossen Ansturm von Zuschauern hin. Allein schon die Weltcup-Abfahrt vom letzten Samstag hatte 10’000 Leute an die Corviglia-Piste gelockt. Und für die WM werden zehnmal mehr Leute als beim Weltcup vom letzten Wochenende erwartet. Und alle diese Leute müssen im Oberengadin untergebracht werden.
Zweite Abstimmung
Weit mehr Sorgen bereitet den Organisatoren die Finanzierung der WM. Im September 2000 hatte das Bündner Stimmvolk völlig überraschend einen Kantonsbeitrag von 7 Mio. Franken an die Alpine Ski-WM 2003 in St. Moritz mit nur knapp 800 Stimmen Differenz verworfen. Die WM-Veranstalter waren perplex, zumal sich keine Opposition bemerkbar gemacht hatte.
Eine Gruppe von Grossräten aus dem Oberengadin fand sich mit der Niederlage nicht ab. Sie drückte im Kantonsparlament einen Direktbeschluss für einen Kantonsbeitrag von 4 Mio. Franken an die «Alpine Wettkampfstätte von nationaler Bedeutung» in St. Moritz durch.
Auch der Bund zahlt 4 Mio. Franken an die WM-Infrastrukturen auf Grund des Nationalen Sportanlagen-Konzepts. Die Gelder aus Bern, darunter eine Defizitgarantie von 1,5 Mio. Franken bei einem WM-Gesamtbudget von rund 80 Mio. Franken, fliessen aber nur, wenn sich St. Moritz und Graubünden finanziell engagieren.
Ausgangslage ähnlich
Die Ausgangslage für den 3. März ist teilweise vergleichbar mit der Abstimmung im September 2000. Alle Parteien sprachen sich für den Kantonsbeitrag von 4 Mio. Franken aus. Opposition ist erneut nicht in Sicht.
Sogar die Bündner Sozialdemokraten, die im vergangenen Jahr absolut gegen Olympische Winterspiele waren, haben nichts gegen die Ski-WM im Oberengadin. Eine Ski-WM verkrafte der Kanton Graubünden, ökonomisch und ökologisch, sagt der Bündner SP-Nationalrat Andrea Hämmerle. Es sei richtig, dass man solche Anlässe durchführe.
Olympische Spiele seien «ein paar Schuhnummern zu gross», eine Ski-WM hingegen nicht. «Leider wurde dies im Vorfeld vermischt.» Das sei auch ein Grund gewesen, warum die erste Abstimmung bachab gegangen sei, meint Hämmerle.
Falls das Bündner Stimmvolk aber zum zweiten Mal Nein zu einem WM-Kredit sagen sollte, dann ist auch für die Organisatoren noch nicht klar, wie diese Ski-WM genau über die Bühne gehen soll. Deshalb ist die Propaganda verstärkt worden. Ein Befürworterkomitee verspricht dem Volk, dass bei einem Ja ganz Graubünden vom weltmeisterlichen Ski-Anlass profitieren werde.
Sicher ist im Moment nur eines: Die Ski-WM 2003 in St. Moritz muss durchgeführt werden.
Jean-Michel Berthoud und Agenturen

In Übereinstimmung mit den JTI-Standards
Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!
Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch