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Tausend Schweizer feuern Alinghi an

Alinghi-Team auf wilder See. www.alinghi.com

Die Alinghi hat zum Halbfinal-Auftakt bei den Ausscheidungsfahrten zum America's Cup ihre Muskeln spielen lassen. Das Syndikat besiegte Oracle mit 1:11 Vorsprung und führt 1:0.

Trotzdem reisten nicht so viele Schweizer Segelfans nach Auckland wie erwartet.

Am Start des ersten Halbfinalduells kreuzte Oracle zwar die Linie mit zwei Sekunden Vorsprung und viel mehr Speed.

Beim Abschlusstraining vor Auckland hatte das Schweizer Syndikat Alinghi einen Mastbruch erlitten: In stürmischen Böen waren die oberen sieben Meter des Mastes wie ein Streichholz abgeknickt. Die Mannschaft blieb unverletzt. Das defekte Rigg wurde durch einen gleichwertigen Reservemast ersetzt.

Die beeindruckende Alinghi-Mannschaft blieb elf Regatten hintereinander ungeschlagen: Die Männer um Chris Dickson haben ihre Landsleute auf der OneWorld in vier Runden viermal besiegt.

Darin sehen viele bereits einen vorweggenommenen Sieg. Der Kampf im Golf von Hauraki dürfte jedenfalls hart und spannend werden.

Auf dem Wasser

Rund vierhundert Meter von der Schweizer Basis entfernt liegt ein gelb-weisses Boot, das einer schmalen Fähre gleicht. An den Regatta-Tagen können hier die Passagiere entspannt an Bord gehen und die Geschehnisse direkt mitverfolgen.

Auf dem Dach dominiert eine Flagge: jene der Alinghi. Und wenn man gut hinhört, kommt einem die Sprache bekannt vor – es tönt wie zuhause. Das von Fert Voyage (offizielles Reisebüro der Alinghi) gecharterte Boot ist bereit für all jene, die aus der Schweiz angereist sind, um ihre Landsleute anzuspornen.

Diese Segelfans sind um die halbe Welt gereist, um die schwarz-rotgeflammte Class America in der Regatta bestaunen zu können. “Die Liebe zum Sport, der Stolz, Schweizer zu sein, und die Lust, ein anderes Land zu entdecken haben mich nach Neuseeland gebracht”, erklärt Jean-Claude Bobs von Vevey.

Helvetische Zurückhaltung

Der Waadtländer gehört aber zu einer Minderheit. Bisher hatten nicht allzu viele Lust, nach Auckland in Neuseeland zu reisen, um die Regatten zu verfolgen.

“Die Nachfrage ist tiefer als wir dachten”, erklärt Stephan Desenger, einer der Vertreter von Fert Voyage auf der Insel im Südpazifik. “Wir rechneten mit 3’000 Personen für die gesamte Zeit der Wettrennen, aber wir mussten unsere Erwartungen nach unten korrigieren.”

Jetzt hofft das Reisebüro noch auf rund 1’000 Personen aus der Heimat. Zwei wichtige Gründe erklären die eher bescheidenen Zahlen: Die grosse Distanz und die hohen Kosten.

Stephan Desenger fügt bei, dass die Fans aus der Romandie in diesem Fall unternehmungslustiger seien als ihre Landsleute aus der Deutschschweiz. “In unserem Land interessiert man sich wirklich für diesen Wettkampf. Würde der Cup im Mittelmeer oder im Atlantik stattfinden, wären viel mehr Leute aus der Schweiz angereist!”

Unvergessliches Erlebnis

Diejenigen aber, die da sind, finden ihr Lachen schnell wieder, sobald sie sich vom 32-Stunden-Flug erholt haben. Sie haben das Privileg, das Ereignis fast hautnah mitzuerleben.

Die Boote der Class America liefern sich erbarmungslose Kämpfe, und dies knappe 200 Meter von den Beobachtungs-Booten entfernt. Manchmal liegt in der Startphase gar ein Slalom um die Jachten drin.

“Es ist fabelhaft, ein äusserst intensiver, ein einmaliger Augenblick. Da ist der lange Flug schnell vergessen!”, freut sich die Genferin Myriam. Für sie war von Anfang an klar, dass sie auf die Südhalbkugel reisen würde.

Im Moment, da die Alinghi die Fahne der Société Nautique de Genève hisste, war es für Myriam patriotische Pflicht, ans andere Ende der Welt zu reisen. Sie hat ihren Traum wahr gemacht und wird mit vielen unauslöschlichen Erinnerungen in die Schweiz zurückkehren. Und vielleicht kommt sie fürs grosse Finale zurück…

swissinfo/François Egger in Auckland

Alinghi tritt in den Halbfinals des Louis Vuitton Cup gegen die amerikanische Oracle an.
Die offizielle Reiseagentur von Alinghi hoffte auf 3’000 Schweizer Besucherinnen und Besucher in Auckland, musste die Zahl aber nach unten korrigieren.
Wer hinreist, hat die Chance, von Beobachtungs-Booten aus in einem Abstand von weniger als 200 Metern die Duelle der Class america zu verfolgen.

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