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«Unser Testfahrer ist Michael Schumacher»

Wie lange Peter Sauber sein Jungtalent Räikkönen noch wird halten können, darüber wagt er nicht zu spekulieren. Keystone

Vier Rennen vor Schluss der bislang erfolgreichsten Saison seines Teams seit dem Einstieg in die Formel 1 im Jahr 1993 blickt Peter Sauber bereits Richtung WM 2002. Sauber über Testfahrer, Kimi Räikkönen und seine Ziele für die nähere Zukunft.

Peter Sauber, wenn Ihnen vor Saisonbeginn jemand prophezeit hätte, dass Ihr Team bei noch sechs ausstehenden Rennen, das heisst nach dem Grand Prix von Grossbritannien, bereits mehr Punkte auf dem Konto hat als im Rekordjahr 1995, was hätten Sie geantwort

Ich hätte ihn wohl ausgelacht und gefragt, ob er überhaupt schon einmal ein Formel-1-Rennen gesehen habe.

Mit den Erfolgen in diesem Jahr sind aber auch die Ansprüche, mitunter Ihre eigenen, gestiegen.

Sollten wir unseren vierten Rang in der Konstrukteuren-Wertung bis Ende Saison halten können, wäre es unser primäres Ziel, die diesjährige Leistung konsolidieren zu können.

Dazu soll auch bald der eigene Windkanal seinen Beitrag leisten. Mit dessen Bau auf Ihrem Werksgelände in Hinwil ist jedoch noch nicht begonnen worden. Wann, rechnen Sie, wird er fertig erstellt sein?

Ich hoffe, dass dies Ende 2003 so weit sein wird.

Um auch in Zukunft so erfolgreich zu sein, braucht es immense finanzielle Mittel. Kündigen sich Verträge mit neuen Sponsoren an?

Konkret ist diesbezüglich noch nichts. Doch wir sind mit potenziellen Geldgebern in Kontakt. Vor zwei Wochen haben wir mit Sven Zehnder einen neuen Verantwortlichen im Marketing-Bereich angestellt.

Wird es auch in weiteren Bereichen zusätzliche Leute brauchen?

Nein, unser Personalbestand bleibt zahlenmässig weitgehend gleich.

Wie stehts mit dem Engagement eines Testfahrers?

Darauf werden wir auch in der kommenden Saison aus finanziellen Gründen verzichten. Anderseits haben wir ja eigentlich den besten Testfahrer, den wir uns wünschen können. (Er lacht.) Michael Schumacher fährt bekanntlich jeweils mit jenen Motoren, die uns Ferrari für die nachfolgende Saison zur Verfügung stellt.

Diese Situation ist für Ihr Team sicher ein Vorteil.

Mit Sicherheit ist dies ein grosser Vorteil für uns, zumal in den Monaten Oktober, November und Dezember Testfahrten verboten sind. Das Ganze kommt uns auch beim Bau des neuen Autos zugute, weil wir die Dimensionen des Motors bereits kennen.

Je stärker Nick Heidfeld und Kimi Räikkönen fahren, desto grösser ist die Gefahr, dass sie den Topteams abgeworben werden. Hat Sie das angebliche Interesse von McLaren-Mercedes an Räikkönen beunruhigt?

Dass Ron Dennis (Teamchef McLaren-Mercedes, Red.) an Kimi interessiert ist, weiss ich. Bis heute ist in dieser Sache aber niemand an mich herangetreten. Wenn Leute eines Topteams mit mir über die Zukunft eines unserer Fahrer reden wollen, so können wir uns in Hinwil treffen. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.

Wie gross war das Risiko, im Nachhinein betrachtet, Räikkönen nach nur 23 Rennen in kleineren Rennserien unter Vertrag zu nehmen?

Das war nicht so gross. Schliesslich wussten Willy Rampf (Technischer Direktor bei Sauber, Red.) und ich nach einem Testtag im September in Mugello, welch grosses Talent Kimi ist.

Dass er zusammen mit Heidfeld aber gleich so einschlagen würde, kam aber auch für Sie überraschend.

Auf jeden Fall. So starke Leistungen hätte ich ihm in der ersten Saison nicht zugetraut.

Mit Räikkönens Verpflichtung haben Sie sozusagen einen neuen Weg eingeschlagen. Zuvor haben Sie in der Fahrerfrage immer auf mehr oder weniger bekannte Namen gesetzt. Wieso plötzlich diese Wandlung?

Nach den Enttäuschungen in den voran gegangenen Jahren konnte es für uns nur besser werden. Wir haben sozusagen die Flucht nach vorne angetreten. Das ist das Los der kleineren Rennställe in der Formel 1. Die grossen Teams können warten und zusehen, wie sich ein Fahrer entwickelt und verpflichten ihn dann unter Umständen. Die «Grossen» meinen sowieso, sich mit ihrem Geld alles kaufen zu können.

Interview: David Bernold, Mogyorod (sda)

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