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«Wir befinden uns im Krieg»

US-Präsident George W. Bush und Aussenminister Colin Powell in Camp David. Keystone

US-Präsident George W. Bush hat die Bevölkerung auf einen bevorstehenden Krieg vorbereitet und den in Afghanistan vermuteten Terroristen Osama Bin Laden als Hauptverdächtigen für die Terroranschläge in New York und Washington genannt. Unterdessen erklärte sich Pakistan bereit, alle amerikanischen Forderungen zu erfüllen.

«Wir befinden uns im Krieg», erklärte Bush am Samstag im Fernsehen. Bin Laden könne sich vor den USA nicht verstecken. «Wir werden die Schuldigen finden, wir werden sie in ihren Löchern ausräuchern», sagte Bush in seinem Landsitz Camp David. Der US-Präsident versammelte dort seine führenden Berater, um Vergeltungs-Massnahmen zu diskutieren.

Pakistan erklärte sich unterdessen bereit, alle amerikanischen Forderungen zur Vorbereitung eines Angriffs auf Afghanistan zu erfüllen. Dazu gehört dem Vernehmen nach die Stationierung von Bodentruppen, die Bereitstellung des Luftraums, die Abriegelung der Grenzen nach Afghanistan sowie die Bereitstellung von Informationen des Geheimdienstes.

Taliban drohen mit Krieg

Das Taliban-Regime drohte jedem Land, das die USA bei einem Angriff auf Afghanistan unterstützt, mit Krieg. Der Botschafter der Miliz in Pakistan, Abdul Salam Saif, sagte mit Hinblick auf Pakistan, jedes benachbarte oder in der Region angesiedelte Land, das den USA helfe, setzte sich einer besonderen Gefahr aus.

Grünes Licht für Militärschlag

Bush hatte am Freitag den nationalen Notstand ausgerufen. Es war die Voraussetzung für eine Teilmobilisierung der militärischen Reserven, die sofort begann.

Das Verteidigungs-Ministerium berief vorerst 35’000 der 50’000 von Bush genehmigten Reservisten ein. Sie sollen nicht für Kampfaufgaben, sondern zur logistischen Unterstützung eingesetzt werden.

Der Kongress bewilligte als Teil eines 40-Milliarden-Pakets 20 Mrd. Dollar für den Kampf gegen den Terrorismus und ermächtigte Bush in einer Resolution zum Militäreinsatz.

Mehrheit dafür

Mehr als zwei Drittel der US-Bürger fordern einer Umfrage zufolge einen militärischen Vergeltungs-Angriff gegen Terroristen und Staaten, die den Terror unterstützen.

Nach einer am Samstag veröffentlichten Umfrage des US-Nachrichten-Magazins «Newsweek» sind nach den Anschlägen in den USA 71 Prozent der Amerikaner für einen Militärschlag. Sie würden dafür auch zahlreiche zivile Opfer in Kauf nehmen.

Hektische Suche

Derweil setzten die US-Ermittler ihre hektische Suche nach den Verdächtigen fort. Die US-Bundespolizei hat 25 Personen festgenommen, von denen sie sich Aufschluss über die Terroranschläge erhofft.

Wie das Justizministerium mitteilte, wurden zwei Männer in Fort Worth im Staat Texas festgenommen und nach New York überstellt. Die beiden waren am Dienstagmorgen Passagiere eines Fluges, der in Newark startete und wegen der Anschläge vorzeitig in St. Louis landen musste.

Bei ihnen wurden 5’000 Dollar Bargeld sowie Teppichschneider gefunden. Mit solchen Werkzeugen waren am Dienstag einige der Flugzeuge entführt worden. Einige der anderen Inhaftierten wurden während Befragungen zu den Anschlägen festgenommen, weil sie gegen die Einwanderungs-Bestimmungen verstossen hatten.

Liste der Vermissten

In New York wurden nach dem Terroranschlag auf des World Trade Center bislang 152 Leichen geborgen, von denen 92 identifiziert werden konnten. Die Zahl der Vermissten stieg nach Polizeiangaben auf 4’972. Beim Anschlag auf das Pentagon in Washington kamen laut Behörden 189 Menschen ums Leben.

Auf der Liste der Schweizer Staatsangehörigen, von denen Angehörige und Bekannte seit dem Anschlag ohne Nachricht sind, stehen laut EDA noch 150 Namen.

swissinfo und Agenturen

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