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Montreux – der Gipfel, der die Frankophonie erfreut

Gruppenbild mit Doris Leuthard (zwischen OIF-Präsident Abdou Diouf und dem französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy). Keystone

Am Genfersee ist am Sonntag der 13. Frankophonie-Gipfel zu Ende gegangen. Er brachte die "Erklärung von Montreux" sowie neun Resolutionen hervor. Fünf neue Mitgliedsländer stiessen hinzu.

Zu Beginn des Grossanlasses waren es 70 Staaten, am Schluss sind es 75: Estland, Bosnien-Herzegowina, Montenegro, die Dominikanische Republik und die Vereinigten Arabischen Emirate stiessen neu zur Internationalen Organisation der Frankophonie (OIF).

Abdou Diouf, der am Samstag bestätigte OIF-Generalsektretär, lobte die Arbeit des Gastgeberlandes Schweiz als “fruchtbares Engagement”.

“Alles Haitianer”

Auch Joseph Kabila, Präsident der Demokratischen Republik Kongo, die 2012 den nächsten OIF-Gipfel ausrichtet, dankte der Schweiz sowohl für “einen der erinnerungswürdigsten Gipfel der Organisation” als auch das Engagement der Schweiz zur Stärkung der Frankophonie in seinem Land.

“Alle angehörigen der frankophonen Welt sind in diesen Momenten Haitianer”, sagte Abdou Diouf. Damit brachte der Ex-Präsident Senegals die Solidarität mit den Bewohnerinnen und Bewohnern des krisengeschüttelten Landes zum Ausdruck. Nach dem Erdbeben im letzten Winter grassiert im Inselstaat jetzt eine Cholera-Welle, die bereits mindestens 200 Menschenleben gefordert hat.

Eine Zukunft namens Afrika

An der Medienkonferenz zum Abschluss des Treffens hob Abdou Diouf hervor, dass die Zukunft der Frankophonie stark von Afrika geprägt werden würde. Der Senegalese verwies auf die “eindrücklichen Worte”, mit denen Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy am Samstag eine Erneuerung der weltweiten Governance forderte.

“Ist es normal, dass dem UNO-Sicherheitsrat kein Land Afrikas als ständiges Mitglied angehört? Eine Milliarde Menschen! In 30 Jahren zwei Milliarden Bewohner, ohne permanente Vertretung! Das ist ein Skandal!”, hatte Sarkozy ausgerufen.

In dieselbe Richtung hatte auch die Schweizer Bundespräsidentin Doris Leuthard gestossen. Sie appellierte an die über 60 Delegationen, “mutig zu sein und sich stark, konkret und messbar zu engagieren”.

Die Gastgeberin forderte die Mitglieder der Frankophonie auf, in internationalen Gremien wie der G8 oder G20 besonders in Bezug auf die Reform des UNO-Sicherheitsrates ihren Einfluss geltend zu machen.

Gipfel 2012 als Hoffnungsträger

Kinshasa als Tagungsort des nächsten Frankophonie-Gipfels war umstritten. Zu den Befürwortern zählte Frank Salin, Chefredaktor der Internetmagazins Afrik.com. “Ein Gipfel von solcher Bedeutung ist für den Kontinent immer eine gute Sache”, sagte der Journalist. Es gelte aber, die Daumen zu drücken, dass sich die Lage in der Region der Grossen Seen bis 2012 etwas beruhige.

Selbst wenn dies nicht der Fall sein sollte, könne der Anlass Wirkung zeigen. “Er bietet Gelegenheit, über den Frieden zu sprechen, denn die Frankophonie nimmt zunehmend ihre Rolle in der Konfliktlösung und der Förderung von Frieden, korrekten Wahlen und der Pressefreiheit wahr”, so Salin.

Defizite in internationalen Organisationen wettmachen

Wichtiges Thema am Genfersee war natürlich auch die französische Sprache. “Erst zum zweiten Mal an einem Frankophonie-Gipfel wurde die Situation der französische Sprache in der Welt analysiert”, hob Christian Rioux hervor, Korrespondent der kanadischen Zeitung Le Devoir.

Nur so könne die Organisation ihre Bestrebungen bündeln, die französische Sprache weltweit zu stärken. “Zahlreiche Länder unternehmen diesbezüglich keine grossen Anstrengungen”, kritisierte Rioux. Dies sei insbesondere innerhalb der internationalen Organisationen der Fall.

Didier Berberat, Präsident von einer der insgesamt vier parlamentarischen OIF-Kommissionen, bezeichnete seinerseits die Diskussionen über nachhaltige Entwicklung und Klimawandel als “extrem interessant”. Der Schweizer Ständerat registrierte aber eine “grosse Verunsicherung” der Länder des Südens, insbesondere von Tschad und den Seychellen.

Das Frankophonie-Gipfeltreffen in Montreux fand vom 22.-24. Oktober statt. Daran teil nahmen 40 Staats- und Regierungschefs.

An jedem Gipfel schlägt das Gastgeberland ein Hauptthema vor. Die Schweiz hat sich für das Thema “Zukünftige Herausforderungen und Visionen für die Frankophonie” entschieden. Es ging um die drei Bereiche: “Weltregierung und Demokratie, Freiheit, Menschenrechte”, “Nachhaltige Entwicklung: Nahrungssicherheit und Klima” sowie “Französische Sprache: kulturelle Diversität und Innovation”.

Der Gipfel wollte “den Einfluss der Frankophonie auf die restliche Welt stärken”. Das war das Ziel, das sich die Schweizer Aussenministerin Micheline Calmy-Rey für das Treffen in Montreux vorgenommen hatte.

(Übertragung aus dem Französischen: Renat Künzi)

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