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Mozarts Schweizer Wunderkindertour

Wolfgang Amadeus Mozart (1756 - 1791). Keystone

Am 27. Januar begeht die Welt den 250. Geburtstag von Wolfgang Amadeus Mozart. Im Herbst 1766 weilte das Musik-Genie zum einzigen Mal in der Schweiz.

Die Schweiz wurde als Abkürzung gewählt. Die schlechte Gesundheit der Kinder Mozart liessen die geplante Reise durch Frankreich und Italien nicht zu.

“Mozart hat gelebt, da gibt es keinen Zweifel”, schrieb die NZZ kürzlich. Jede Generation jedoch habe sich ein eigenes Bild über ihn zurechtgelegt.

Das heutige, so die Zeitung, sei stark geprägt von Milos Forman, der mit dem Film “Amadeus” Mozart zu einer Figur werden liess, die mit ihrem unangepassten Verhalten in weiten Kreisen zu Popularität fand.

Ein anderes Bild, das oft zitiert wird, ist das kleine Wunderkind, das zusammen mit seiner Schwester “Nannerl” dem Adel und Grossbürgertum als musizierende Attraktion vorgeführt wird.

Schaukonzerte

Manager dieser “Mozart-Touren” durch Europa war der geschäftstüchtige Vater Leopold Mozart. Er wollte, nebst Geld verdienen, seinem hochbegabten Sohn eine Stelle an einem Fürstenhof verschaffen und Kompositions-Aufträge hereinbringen.

So wie heute die Pop- und Rockstars Geld und Ruhm mit Tourneen mehren, so tat es auch Leopold. Als Tourmanager zog er mit seinen zwei Kindern durch Europa, auch durch das Gebiet der heutigen Schweiz.

Wie der Berner Bund in einem ausführlichen Artikel über diese Reise schreibt, boten die Mozarts den geladenen Gästen, welche Eintrittspreise von heute rund 80 Franken bezahlten, spektakuläre Schaukonzerte.

Da wurden Stücke auf dem Klavier und der Violine sowie Improvisationen dargeboten. Dazu etwas Show, wie das Spiel auf der verdeckten Klaviatur. Viel bestaunte Ereignisse übrigens.

Zuerst in Genf

Mozarts Schweizer-Aufenthalt bildete den Abschluss der dreieinhalbjährigen “Wunderkindertournee”, welche die Familie Mozart durch Süddeutschland, Niederlande, Paris und London geführt hat. Im Spätsommer und Herbst 1766 ging es von Genf nach Schaffhausen.

Die Kinder waren von der mehrjährigen Reise geschwächt und so wurde die Schweiz als “Abkürzung” gewählt. Eigentlich wollte die Familie in Frankreich bleiben und dann die grossen italienischen Städte besuchen.

Am 20. August trafen Mozarts in Genf ein, wo Wolfgang und seine ebenfalls hochbegabte Schwester mindestens zweimal öffentlich auftraten. Der Korrespondent einer Schaffhauser Zeitung sprach von “wahren Wundern in Absicht der Tonkunst” und meinte über den Knaben “er könne mit den grössten Meistern anbinden, und sich mit ihnen messen”.

Vermutlich handelt es sich hier um einen PR-Text von Vater Leopold. Der auf sein Schaffhauser Gastspiel aufmerksam machen wollte und wie fast immer, seine Kinder als jünger ausgab, als sie wirklich waren.

Bern und Zürich

Nach Lausanne weilte die Familie Mozart acht Tage lang in Bern. Im Bern der Patrizier, welche nur ein Jahr zuvor Jean-Jacques Rousseau aus ihrem Staatsgebiet verwiesen hatten.

Ob die Mozarts in Bern den Universalgelehrten Albrecht von Haller trafen, ist nicht überliefert. Wenn ja, dann konnte jedenfalls Haller der Musikerfamilie die Schweizer Berge nicht näher bringen. In den Briefen von Leopold Mozart fehlt jeder Bezug zu den Erhebungen, welche durch Hallers Vers-Epos “Die Alpen” erstmals so richtig bekannt wurden.

Anders in Zürich, wo sich die Familie Mozart rund zwei Wochen aufhielt und im besten Hotel der Stadt, im “Schwert” logierte. Eine Lithografie von 1832 trägt den Titel “Besuch Mozarts bei dem Dichter Salomon Gessner in Zürich”.

Die Bekanntschaft mit Gessner hat Vater Mozart in einem seiner Briefen erwähnt. “Wir hatten Gelegenheit, uns mit Gelehrten in Zürich bekannt zu machen und zwar mit den beiden Gessner.”

Die Wunderkinder Mozart spielten übrigens anlässlich von zwei Auftritten im Saal des Musikkollegiums beim Fraumünster “vor einem grösseren Publikum”.

Dann ging die beschwerliche Reise mit Kutsche und eigenem Diener weiter via Winterthur nach Schaffhausen. Wo die Schweizer Reise am 15. Oktober 1766 ihren Abschluss fand.

Leopold schrieb, dass der viertägige Aufenthalt “sehr angenehm” war. Schaffhausen selber konnte ihn nicht begeistern: “Die engen mittelalterlichen Gassen sind “abgeschmackt und abscheulich altväterisch”, schrieb er.

swissinfo, Urs Maurer

27. Januar 1756: Mozart wird in Salzburg geboren.
1763: Start der dreieinhalbjährigen Europa-Tournee, die auch durch die Schweiz führt.
20. August 1766: Mozarts treffen in Genf ein.
Ab 11. September: Aufenthalt in Lausanne, 2 Konzerte
8. – 14. September: Aufenthalt in Bern
7. und 9. Oktober: Konzerte in Zürich
15. Oktober: Abreise aus der Schweiz

Wolfgang Amadeus Mozart wurde am 27. Januar 1756 in Salzburg geboren.

Er starb 1791.

In der Schweiz wird das “Mozartjahr” eher konventionell begangen.

Praktisch jedes Schweizer Theater spielt eine Oper von Mozart.

Einzig Bern will sich dem “Mozartrummel” entziehen.

Nur Lausanne feiert die Erinnerung an Mozarts Besuch von 1766: Mit einem vielseitigen Reigen.

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