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Nahost: Ausländer verlassen Libanon

Israelischer Luftangriff auf den Süden Beiruts. Keystone

Angesichts der anhaltenden Gewalteskalation haben mehrere Länder ihre Staatsbürger aus dem Libanon evakuiert. Unter ihnen haben bisher 136 Schweizer die Grenze zu Syrien überquert.

Die Schweizer Botschaft versucht, 55 weitere, im Südlibanon blockierte Staatsangehörige zu evakuieren. Die Kämpfe zwischen Israel und der Hisbollah haben zahlreiche, auch zivile Opfer gefordert.

55 Schweizer Staatsangehörige sitzen weiterhin im südlibanesischen Kriegsgebiet fest, wie die NZZ am Sonntag meldet. Mit Hilfe der UNO und Frankreichs versuche die Schweizer Botschaft, sie zu evakuieren.

Wie Jean-Philippe Jeannerat, Sprecher des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA) am Samstag erklärte, haben am Freitagabend 54 Schweizerinnen und Schweizer sowie 30 deutsche Staatsangehörige an Bord eines Busses, der von den beiden Regierungen zur Verfügung gestellt wurde, Beirut verlassen.

Da die Schnellstrasse Beirut-Damaskus geschlossen ist, musste der Bus viele Umwege fahren und traf erst am Samstagmorgen in Damaskus ein. Alle Passagiere seien wohlauf.

Nach der israelischen Bombardierung des Flughafens von Beirut und einer Seeblockade ist eine Ausreise problematisch geworden. Libanon hat nur Grenzen zu Israel und Syrien. Wichtige Verkehrsachsen wie die Strasse nach Damaskus sind gesperrt.

Am Sonntag haben 82 weitere Schweizer Staatsbürger Libanon mit einem Bus Richtung Syrien verlassen.

Kooperation mit anderen europäischen Ländern

In Libanon sind etwa 838 Schweizer Staatsangehörige niedergelassen, davon sind 713 Doppelbürger. Über die Zahl der Geschäftsleute und Individualreisenden lagen dem EDA keine zuverlässige Zahlen vor. Die grossen Reiseveranstalter Hotelplan und TUI haben momentan keine Klienten im Zedernland.

Angesichts der kritischen Lage rät das EDA von Reisen nach Libanon ab. Die weitere Entwicklung sei ungewiss, heisst es in den Reiseempfehlungen des Departements.

Schweizer, die Libanon verlassen möchten, könnten sich bei der Botschaft melden, sagte der EDA-Sprecher. Massnahmen seien ergriffen worden, um eine Ausreise zu erleichtern. Einzelheiten würden jedoch aus Sicherheitsgründen keine angegeben. Die Schweiz arbeite mit anderen europäischen Ländern zusammen.

Auch Frankreich, Italien, die skandinavischen Länder sowie die USA haben damit begonnen, ihre Staatsbürger zu evakuieren.

Nach vier Tagen Konflikt haben laut den syrischen Behörden bereits 90’000 Personen, die meisten Libanesen, die Grenze zu Syrien überschritten.

Weitere Angriffe mit Todesopfern

Der Konflikt zwischen Israel und der radikal-islamischen Hisbollah ist am Sonntag weiter eskaliert Bei dem schwersten Raketenangriff der libanesischen Hisbollah-Miliz seit mehr als zehn Jahren sind am Sonntag in der israelischen Hafenstadt Haifa mindestens acht Menschen getötet worden. 20 andere erlitten nach Angaben von Ärzten zum Teil schwere Verletzungen.

Am Samstag hatte die israelische Luftwaffe nach Angaben aus libanesischen Sicherheitskreisen einen Lastwagen angegriffen, auf dem Zivilisten aus einem Dorf im Süden des Landes fliehen wollten. Dabei kamen mindestens zehn Menschen ums Leben.

Der amerikanische Sender CNN hatte zuvor von einem Angriff auf einen Kleinbus mit 15 Toten berichtet. Mindestens drei Raketen schlugen in einem Stadtviertel im Süden von Beirut ein.

swissinfo und Agenturen

838 Schweizer Staatsangehörige leben in Libanon.
713 sind schweizerisch-libanesische Doppelbürger.
Im Moment befinden sich einige hundert Schweizer Touristen in Libanon.
54 Schweizer wurden am Freitag evakuiert und haben am Samstagmorgen Damaskus erreicht.
Besorgte Angehörige in der Schweiz können sich an den konsularischen Schutz in Bern wenden, Telefon +41313249808.

Wie die Europäische Union (EU) hat auch die Schweiz am Donnerstag den Gegenschlag der israelischen Armee in Libanon verurteilt.

Sie kritisiert zwar die Aggressionen der Hisbollah, prangert aber die israelische Reaktion als unverhältnismässig an.

Die Schweiz hat die Konfliktparteien beschworen, ihre Gewaltspirale, die sich in einen regionalen Krieg zu verwandeln droht, zu unterbrechen.

Ausserdem hat sie sie daran erinnert, die internationalen Menschenrechts-konventionen zu respektieren.

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