Neues Angebot der SBB - dennoch weitere Streiks
Es genügt den SBB-Cargo-Mitarbeitern in Bellinzona nicht, dass die SBB den Stellenabbau vorläufig auf Eis legen - sie wollen Garantien. Deshalb werden sie den Streik fortsetzen.
Inzwischen wollen die SBB auch den Stellenabbau in Freiburg aufschieben.
Nach einem Treffen mit Bundesrat Moritz Leuenberger und Vertretern des Freiburger Staatsrats sagte SBB-Chef Andreas Meyer am Donnerstagnachmittag, dass auch die Abbaumassnahmen in Freiburg bis zur Debatte im Nationalrat am nächsten Mittwoch sistiert werden sollen.
Sollten in der Parlamentsdebatte neue Elemente auftauchen und der Auftrag an SBB Cargo verändert werden, würden die SBB dem Rechnung tragen, sagte Meyer: "Wir sind offen für alles." Es sei nur ein Akt der Fairness, Freiburg die selbe Hand auszustrecken wie dem Tessin.
Gewerkschaft will schriftliche Zusagen
Die Freiburger Kantonsregierung und der Schweizerische Eisenbahn- und Verkehrspersonal-Verband (SEV) sind zwar erfreut über die Sistierung der Massnahmen beim Kunden Service Center (KSC) von SBB Cargo Freiburg, wollen aber weiter kämpfen.
Die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Verhandlung seien noch nicht gegeben, teilte der SEV am Donnerstag mit. Die Gewerkschaft erwartet von SBB Cargo schriftliche Zusagen, dass mit offenen Unterlagen und offenem Ausgang diskutiert werden kann.
Freiburger Regierung erleichtert
Die Kundgebung in Freiburg soll am Freitag wie geplant stattfinden. Eine Delegation der Tessiner Streikenden will am Freitag nach Freiburg reisen und die Arbeitskollegen davon überzeugen, sich der Streikbewegung anzuschliessen.
Die Freiburger Regierung zeigte sich in einer Mitteilung erleichtert über den Sistierungs-Entscheid der SBB. Sie will in den kommenden Tagen zusammen mit den Freiburger Bundeshauspolitikern die Diskussionen auf Bundesebene genau verfolgen. Ziel der Regierung sei es, das KSC in Freiburg zu erhalten.
In Bellinzona geht der Streik weiter
Die von SBB-Chef Andreas Meyer am Mittwoch angekündigte Sistierung genügte den 430 Arbeitern in Bellinzona nicht. Sie beschlossen am Donnerstag einstimmig, den Arbeitskampf so lange fortzusetzen, bis die SBB-Direktion Garantien für den Erhalt der Arbeitsplätze und die Zukunft der Werkstätten gibt.
Das Angebot sei zwar "ein Signal der Eröffnung eines Dialogs" sagte Gianni Frizzo, Präsident des Streikkomitees. Aber das Tessin "hat schon zu viele Kehrtwendungen der SBB erlebt, die ihre Versprechungen nie gehalten haben", rief Frizzo in den Saal.
Bei den SBB nimmt man den Entscheid über die Fortsetzung des Streiks "zur Kenntnis", wie SBB-Sprecher Roland Binz sagte. "Unser konstruktives Angebot steht." Die SBB seien nach wie vor bereit, die Umsetzung der Massnahmen in Bellinzona zu sistieren und "offen, den Dialog mit allen interessierten Partnern für gute Lösungen zu führen".
swissinfo und Agenturen
Freiburg und Bellinzona
In Freiburg sollen 165 Stellen abgebaut werden: Der Restrukturierungsplan der SBB sieht vor, das Kunden Service Center von SBB Cargo zu schliessen, 51 Stellen zu streichen und 114 Stellen in die Zentral von SBB Cargo nach Basel zu transferieren.
In Bellinzona sollen 114 der 142 Stellen beim Unterhaltsdienst für die Cargo-Loks verschwinden; die 28 anderen Stellen werden nach Yverdon und nach Chiasso verlegt.
Beim Güterwagen-Werk Bellinzona fallen 12 der 212 Stellen weg. Die restlichen 200 sollen in das neue dortige Unterhaltswerk für Güterwagen ausgelagert werden.
SBB im Parlament
Der Nationalrat wird am 19. März eine dringliche Debatte zu den Problemen bei SBB Cargo abhalten.
Es soll aber auch ein Zeichen gesetzt werden für die rund 400 Angestellten, die im Rahmen der geplanten Sanierungsmassnahmen ihre Stelle verlieren.
Die Grosse Kammer hat am Mittwoch einen Entscheid des Ratsbüros von vergangener Woche umgestossen und zwei Ordnungsanträge der SVP und CVP gutgeheissen.

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