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Poetische Ansichten vom Aufbau und Umbau der Erde

Bilder zum Eintauchen: "Seerosenteich" im Kunstmuseum Bern. (Christian Indermühle) Christian Indermühle

Zwei Ausstellungen von drei Schweizer Kunstschaffenden zeigen im Kunstmuseum Bern, was die Erde zusammen hält: "Erdkrusten, Erdkrümmungen, Ablagerungen".

Das Künstlerpaar Elsbeth Böniger und Christian Indermühle verbindet die Faszination für Oberflächenstrukturen, während Christian Waldvogel die Umstülpung der Erde entwirft.

Die weissen Häuser der marokkanischen Stadt Casablanca mit ihren verwitterten Fassaden aus der Vogelperspektive, oder eine Nachtaufnahme der glitzernden Meeresoberfläche, die sich an der italienischen Riviera im Horizont verliert – der Fotograf Christian Indermühle zieht die Betrachter mitten in seine Welten hinein.

So taucht man buchstäblich ein, in den herangezoomten Seerosenteich, der ohne jeden Kontext, für sich stehend, den Bildrahmen zu sprengen scheint. Und zugleich zum perfekten Bild wird.

Indermühle, der auch Architekt ist, wurde mit Fotografien zerfallender ehemaliger Nobelhotels, menschenleerer Speisesäle und vor dem Abbruch stehender Industriegebäude bekannt. In urtümlichen Landschaften und deren Ablagerungen hat er nun eine neue Inspirationsquelle gefunden.

Die Wahl des Ausschnitts, des Standpunkts, des Augenblicks machen diese Fotografien einzigartig. Indermühle, der seine Sujets in der Natur oder der Architektur findet, rückt sie gleich dort, vor Ort, ins Bild.

Vom Surfbrett zum Schwemmholz

Dagegen lässt sich die Malerin Elsbeth Böniger draussen erst Mal von den Oberflächenstrukturen des Gesehenen inspirieren. Später dann, zurück in ihrem Atelier, konstruiert sie daraus ihre grossformatigen Farbflächen-Bilder und im Raum ruhenden Objekte.

So überzieht die Künstlerin ein Surfbrett mit schwarzer, dickflüssiger Farbe, die beim Trocknungsprozess Ausbuchtungen und Risse bildet, wie die Rinde eines Baumes. Legt das Objekt auf den Boden, und es wird zu “Schwemmholz”.

Böniger rekonstruiert in der Natur vorgefundene Strukturen mit Hilfe von Materialien aus dem industriellen Kontext wie Aluplatten, Silikon und Rostschutzfarbe und verbindet so Alltag mit Kunst.

Fortsetzung der Paarausstellungen

Was Elsbeth Böniger und Christian Indermühle in der Doppelausstellung “Wenn die Sehnsucht mit der Oberfläche” verbindet, ist die Faszination für Oberflächenstrukturen, Krusten, Rinden, Häute. Doch könnten ihre Arbeitsweisen gegensätzlicher nicht sein.

Ihre gemeinsame Ausstellung reiht sich ein in die Serie erfolgreicher Paarausstellungen im Berner Kunstmuseum, darunter “Lee Krasner – Jackson Pollock” und “Margrit und Walter Linck”.

Die Umstülpung der Erde

Verwandt und doch ganz anders als Böniger und Indermühle arbeitet Christian Waldvogel. Kern seiner Ausstellung “Erdkrümmung” bildet das utopische Projekt “Globus Cassus”, welches der Künstler an der Architekturbiennale 2004 in Venedig präsentiert hat.

Dabei geht es um einen Entwurf des Umbaus der Erde. Zu einem besseren, friedlicheren Planeten, sicher. Aber der an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH) ausgebildete Architekturkünstler lässt es nicht beim Träumen bewenden, sondern macht sich sogleich ans Messen, Berechnen und Konstruieren.

Computergenerierte Fotos, Pläne, Texte und Modelle im gigantischen Massstab 1:200 Mio. illustrieren den utopischen Entwurf: Die Erdsubstanz soll ins Weltall befördert werden, um dort eine riesige Hohlkugel zu bilden. Diese wird nach und nach von Menschen bevölkert, und zwar auf ihrer Innenseite.

In seinem leicht verrückt anmutenden Projekt vereinigt Waldvogel die Präzision eines Tüftlers mit der Freiheit eines Künstlers. Im virtuellen Reich und im Kopf beginnt die Veränderung der Welt.

swissinfo, Susanne Schanda

Die Erde ist von der Sonne aus der dritte Planet im Sonnensystem und der uns bisher einzige bekannte belebte Ort im Universum.

Die Erde ist der grösste Gesteinsplanet im Sonnensystem. Alle noch grösseren Planeten der Sonne sind so genannte Gasriesen und bestehen wie Jupiter hauptsächlich aus Gas, das im Inneren des Planeten stark komprimiert ist.

Wie die Sonne und ihre anderen Planeten entstand die Erde vor etwa 4,6 Mrd. Jahren aus der Verdichtung des Sonnennebels.

Die Erdoberfläche ist die Grenzschicht zwischen der festen Erdkruste oder den Gewässern auf der einen und der Atmosphäre auf der anderen Seite.

Die Ausstellung “Erdkrusten, Erdkrümmungen, Ablagerungen” im Kunstmuseum Bern dauert bis 10. September 2006.
Öffnungszeiten:
Di 10-21 Uhr, Mi-So 10-17 Uhr.

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