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Preiskrieg um Telefonauskunft lanciert

Keiner will die Kunden verärgern, doch alle erheben sie: Die Minuten-Gebühr für Telefon-Auskünfte. Keystone

Der Preiskrieg um die Telefonauskunft ist lanciert. Nach dem Start der Nummer 1850 der Firma Conduit will die Firma Pearsoft im September eine weitere Konkurrenz zur Swisscom-Nummer 111 lancieren. Im Gang ist ein Kampf gegen die Swisscom um gleich lange Spiesse.

«Mit der 1850 bekommen die Konsumenten endlich eine Wahl beim Auskunftsdienst», sagte Conduit-Geschäftsführer Frank Beer in einer AP-Umfrage von Mitte Juni. Die international tätige irische Firma will in Kürze für ihr seit dem vergangenen 6. Juni laufendes Angebot in der Schweiz werben.

«Bei 1850 sind Auskünfte billiger, einfacher und persönlicher», sagte Beer. Conduit biete nationale und internationale Auskünfte unter einer Nummer und verzichte auf automatische Ansagen. Mit einer Grundtaxe von einem Franken und einem weiteren Franken pro Gesprächsminute sei 1850 in den meisten Fällen billiger als 111, sagte Beer.

Ärger Minuten-Gebühren

Etwas anders sieht dies die 111-Betreiberin Swisscom. Mit 1,60 Franken erhebt sie zwar eine höhere Grundgebühr. Die Gesprächszeit kostet in der ersten Minute aber nur 25 Rappen und wird später noch billiger. Hohe Minuten-Gebühren verärgerten erfahrungsgemäss die Kunden, sagte Swisscom-Sprecher Sepp Huber. Mit einem tieferen Minutentarif komme der Verdacht erst gar nicht auf, der Operator arbeite möglichst langsam, sagte Huber.

Keine Gratis-Auskünfte von Pearsoft

Die 111 dürfte bald weitere Konkurrenz erhalten. Unter 1811 will die Winterthurer Firma Pearsoft Anfang September auf den Markt. Gratis, wie Anfang Jahr versprochen, werden die Auskünfte aber nicht sein. «Der Schweizer Werbemarkt gab die notwendigen Millionen-Beträge nicht her», sagte Pearsoft-Geschäftsleitungsmitglied Beat Riner.

Der Preiskrieg wird trotzdem verschärft. Bei einer Grundtaxe von einem Franken will Pearsoft für die Gesprächsminute nur 50 Rappen verrechnen. Damit wäre die Gesprächszeit von 1811 nur halb so teuer wie bei 1850.

Klagen gegen Swisscom-Gebühren

Unter den 18 Firmen, die vom Bakom Anfang Jahr eine Auskunftsnummer bekommen haben, sind auch Orange und DiAx/Sunrise. Ein baldiger Start stehe aber nicht zur Diskussion, hiess es auf Anfrage. Mit ein Grund für die Zurückhaltung ist ein Streit um die Gebühren für Telefonbucheinträge.

Die Swisscom Directories, die über die Daten verfügt und sie verwaltet, hatte Ende letzten Jahres die bestehenden Nutzungsverträge gekündigt und neue Margen festgesetzt. Gegen die neue Gebühr von bis zu 30 Rappen je Abfrage erhoben mehrere Firmen Klage bei der Wettbewerbs-Kommission (Weko). Der Fall soll laut dem stellvertretenden Weko-Direktor Patrik Ducrey so schnell wie möglich abgeschlossen werden.

111 noch fünf Jahre auf dem Markt

Ungleiche Spiesse gegenüber der Swisscom beklagen verschiedene Anbieter auch bei den zugelosten vierstelligen Nummern. «Solange die 111 nicht vom Markt ist, kommt für uns ein Start nicht in Frage», sagte Hans Burren von der Firma My-Link, die mit der 1888 ebenfalls eine Auskunftsnummer im Köcher hat.

Gegen die 111 richte auch eine millionenschwere Werbekampagne nichts aus. Burren drängt deshalb auf ein baldiges Verbot der 111. «Streng nach Gesetz müsste die 111 mit dem In-Kraft-Treten der neuen Fernmeldeverordnung am 1. Oktober verschwinden», sagte der Jurist.

So schnell wird es allerdings kaum gehen. Der Ball liegt beim Bundesrat. Eine Abschaffung sei erst mittelfristig geplant, sagte Bakom-Sprecher Roberto Rivola und stellte klar: «Innerhalb der nächsten fünf Jahre wird die 111 kaum verschwinden.»

Swissinfo und Guido Schätti (AP)

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