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Presseschau vom 03.11.2003

Das erste Wochenende mit den neuen Südanflügen auf den Flughafen Zürich-Kloten ging alles andere als reibungslos über die Bühne.

Die Schweizer Presse kommentiert aber auch die kommenden Bundesratwahlen und die Rückschläge der US-Armee in Irak.

“Nebel stoppte Südanflüge”, titelt die BASLER ZEITUNG. “Am Samstag landeten fünf Jets, vier mussten durchstarten. Am Sonntag kamen alle Flieger aus dem Norden.”

Die BERNER ZEITUNG kommt zum Schluss: “Neue Anflugregelung erweist sich als untauglich.” Für den Flugsicherungsdienst Skyguide sei klar, dass ein geregelter Flugbetrieb nicht möglich sei, das Prozedere müsse mit Deutschland neu ausgehandelt werden.

Skyguide am Anschlag

Der TAGES-ANZEIGER sieht Skyguide schon “am Anschlag”. “Auf Befehl aus Berlin und Geheiss aus Bern müssen die Fluglotsen Verfahren umsetzen, bei denen niemandem wohl ist. Um eine Ausnahmebewilligung für die sicheren Nordanflüge zu erhalten, muss der Tower in Zürich nach Frankfurt telefonieren. Das ist, als würde ein Gesetz die Autofahrer dazu verpflichten, vor dem Bremsen das Plazet des Strassenverkehrsamtes einzuholen.”

Gefordert seien jetzt, so der TAGI, Skyguide, die Airlines, der Flughafen, das Bundesamt für Zivilluftfahrt und die Politiker. Denn: “Die Flugpassagiere dürfen (…) erwarten, dass die Sicherheit wieder den Platz erhält, der ihr gebührt. Sonst nehmen sie lieber den Umweg über Genf oder Basel in Kauf, als in Zürich abzustürzen.”

CVP im Offside

Auch die kommenden Bundesratswahlen finden ihren Niederschlag in den Spalten der Kommentatoren:

“Trotz einer Flut von Stellungsnahmen hat sich der Nebel über den Bundesratswahlen auch am Wochenende nicht gelichtet”, meint die NEUE LUZERNER ZEITUNG zu den Ereignissen der letzten beiden Tage. “Taktische Geplänkel und das Rechnen um Stimmen am Wahltag standen im Vordergrund.”

Neuste Entwicklung: Die FDP drohte in der Sonntagspresse, der SVP in die Opposition zu folgen, sollte am 10. Dezember eine Regierung ohne SVP-Bundesrat gewählt werden. Und der Freisinn wehrt sich vehement gegen den Vorwurf der CVP, die bürgerliche Mitte verlassen zu haben, und sich der rechten SVP an den Hals zu werfen.

Für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG haben sich die Christdemokraten “emotional verrannt”. “Jetzt versucht die Bundesratspartei mit der eindeutig schwächsten Abordnung im Parlament, ihre zwei Regierungssitze mit ganz neuen Taktiken zu retten, die in weiten Kreisen mit bürgerlicher Grundeinstellung wachsendes Erstaunen und Stirnrunzeln auslösen.” Die NZZ fordert: “Noch sind fünf Wochen Zeit, um vor den Bundesratswahlen klüger und sachlicher zu werden.”

Irak als Fussangel für Wiederwahl von Bush?

Ins Ausland, nach Irak. “Hélicoptère militaire abattu en Irak: les Etats-Unis restent détermineés – Armeehelikopter in Irak abgeschossen: Die Vereinigten Staaten bleiben fest entschlossen”, schreibt die welsche Zeitung LE TEMPS.

“Der Angriff bedeutet nicht, dass sich die Opposition grundlegend geändert hat. Er zeigt nur einmal mehr, dass die USA nicht in der Lage sind, den Widerstand zu brechen”, kommentiert der BUND. “Eines der Hauptprobleme der USA ist die fehlende Truppenstärke (…). Doch Präsident Bush betont immer wieder, dass er nicht mehr Soldaten nach Irak schicken will – ein Versprechen, das er ein Jahr vor den Präsidentenwahlen kaum brechen wird.”

Der TAGES-ANZEIGER konstatiert einen Zerfall der Moral der Soldatinnen und Soldaten in Irak, auch wenn es um diese offiziell immer noch bestens bestellt sei. Der TAGI wirft aber auch einen Blick an die Heimatfront: “Anders als zu Zeiten des Kriegs in Vietnam hat in Amerika der Widerstand gegen den Einsatz am Golf noch keine organisierte Form angenommen. Doch bereits gibt es Stimmen die mutmassen, der diffuse Frust der G.I.s im Irak werde bald stärker artikuliert, was George W. Bush bei der Präsidentenwahl 2004 Stimmen kosten könnte.”

swissinfo, Philippe Kropf

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