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Presseschau vom 04.10.2003

In zwei Wochen wird in der Schweiz das nationale Parlament neu gewählt. Doch das prägende Thema der Zeitungen vom Samstag ist der Abgang von GC-Trainer Marcel Koller.

Einige Zeitungen blicken nochmals zurück auf die abgelaufene Legislatur, einige befassen sich mit den Neuwahlen.

Nach 5 Niederlagen in Serie verlässt Trainer Marcel Koller die Grasshoppers. Auch der Sportchef muss seinen Hut nehmen. Und die Schweizer Sportwelt fragt sich, wie GC innert weniger Monate so tief im Elend landen konnte.

Das Boulevard-Blatt BLICK beschreibt die Situation in gewohnt straffer Manier in einigen Sätzen folgendermassen:

“GC-Koller weg, Zürcher Fussball im Elend, Basel jubelt – das ist die neue Fussball-Schweiz.”

Für Entwarnung sei es nach dem Abgang Kollers und des Sportchefs Mathias Walther noch zu früh, zeigt sich der Kommentator überzeugt. Denn mit Koller und Walther sei auch fussballerisches Fachwissen über Bord geworfen worden.

Tiefer Fall



Der Zürcher TAGES-ANZEIGER schreibt von einem tiefen Fall:

Gut oder schlecht, richtig oder falsch – dies zähle bei einem Trainer nicht. Nur eines zähle: Erfolgreich oder nicht. Und Marcel Koller sei es eben nicht mehr.

“Der Fall ist erschreckend tief. Erst vier Monate ist es her, da wurden die Grasshoppers gross gefeiert. Schon unzürcherisch emotional war es (…).”

Dann habe die neue Meisterschaft begonnen – in der eine Niederlage auf die andere folgte. Der Trainer habe viel versucht und nichts mehr erreicht.

“Es blieb zuletzt, für ihn, nur die Resignation. Ein Gefühl von Machtlosigkeit”, so der TAGI weiter.

Dass Koller selbst seinen Abgang angeboten habe und auf eine Abfindung verzichte, spreche für ihn. Mit der Trennung von Koller und Walther sei aber noch nichts gewonnen, ist auch der TAGI-Kommentator überrzeugt.

Auch das dritte Blatt auf dem Platz Zürich, die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG, widmet der GC-Misere unter dem Titel “Radikaler Schnitt” einen Kommentar.

“Die Entwicklung im Sinne eines dramatischen Einschnitts im Hardturm kann nicht mehr überraschen. In die Enge getrieben durch Medien und kritische Stimmen aus den eigenen Reihen, aber auch aufgrund der spielerischen Hilflosigkeit (…)”, habe GC keine Basis mehr gesehen für eine weitere erspriessliche Zusammenarbeit mit Koller.

Mitleid mit Koller

“Wer den dynamischen Jungtrainer mit seinem Herzblut, das ein halbes Leben lang für den GC floss, in seiner akribischen Arbeit verfolgt hat, empfindet zum Abgang durchaus auch Mitleid. (…) Gefordert sind nun die Spieler.”

Die BERNER ZEITUNG setzt über ihren Beitrag zu den Fussball-Ereignissen in Zürich den Titel “Köpferollen beim Nobelklub”, der BUND schreibt vom “Zeichen des Trainers”.

Auch die BASLER ZEITUNG fragt sich, ob der Abgang Kollers und Walthers die Lösung für das Fiasko von GC sei und verweist darauf, wie emotional es bei GC am Freitag zu und her ging.

“Das war eine sehr emotionale Sache. Es flossen gar Tränen; die Spieler liefen noch lange danach wie geschlagene Hunde durch die Katakomben.”

“Marcel Koller, so etwas wie das Herz des Grasshoppers-Clubs, sieht sich nach 27 Jahren im Verein schweren Herzens zum Abgang gezwungen. Nichts macht die Krise von GC deutlicher. Sein Absturz in den ersten vier Monaten trägt rätselhafte Züge.”

Wahlen vor den Toren

Mit den anstehenden Parlamentswahlen befasst sich der TAGES-ANZEIGER und versucht, doch noch etwas Wahlstimmung ins Land zu bringen, die über Zahnbürsten und andere Gags hinausgeht.

Zu vier Themenkreisen – AHV, Wirtschaftslage, Asyl- und Ausländerpolitik sowie Umwelt – präsentiert das Blatt die Einstellung der grossen Parteien.

Und der Berner BUND befragt Bundespräsident Pascal Couchepin zu einigen derselben Themen. Im Interview zeigt sich Couchepin unbeeindruckt von den Protesten gegen das von ihm aufs Tapet gebrachte Rentenalter 67.

So erklärt Couchepin etwa: “Ich verstehe nicht, weshalb sich die CVP gegen Rentenalter 67 sträubt. Der Vatikan hat soeben einen 82-jährigen Schweizer zum Kardinal ernannt.”

Und weiter erklärt der Sozialminister in dem Gespräch: “Populär zu sein ist nicht mein oberstes Ziel.”

swissinfo, Rita Emch

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