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Presseschau vom 12.07.2003

Schon die Zeitungs-Aushänge am Kiosk machen klar, was die Schweizer Medien am Samstag beschäftigt: Das Urteil gegen den Arzt Guido A. Zäch.

Auch der neue Swiss-Winterflugplan sorgt für Schlagzeilen und bittere Kommentare.

Am meisten Mitgefühl für den “Paraplegie-Pionier” bringt der BLICK auf: “Zwei Jahre Knast – Schock für Zäch”, titelt das Blatt und zitiert den Doktor: “Damit kann ich nicht leben”. Es sei “Guido Zächs schlimmster Tag gewesen”, weiss der BLICK.

Dass Zäch eine ganz spezielle Persönlichkeit ist, attestiert ihm auch die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG: “Überzeugt von sich und seiner Mission beziehungsweise Vision, glaubte Zäch sich über Grenzen hinwegsetzen zu dürfen, hat er getan, was er für richtig hielt, auch wenn es rechtswidrig war.”

Feldherr über sein Imperium

Dass das Lebenswerk des Machers, des Alleingängers mit – so seine Verteidiger – “Feldherren-Mentalität” trotz hartem Urteil durchaus gewürdigt wurde, greift der TAGES-ANZEIGER auf:

“Das Strafgericht (…) hat die Augen nicht verschlossen vor Zächs Leistungen. Doch gleichzeitig haben die Richterinnen und Richter klar gemacht, dass gute Taten nie und nimmer strafbare Handlungen rechtfertigen können.”

Schwere Vorwürfe in erster Instanz bestätigt

Und diese Handlungen waren – vorerst erstinstanzlich bewiesen – keineswegs schöne, wie der BUND zusammen fasst: “Famililäre und freundschaftliche Interessen verknüpfte er schamlos mit geschäftlichen, und er kannte keine Skrupel, Millionen Franken an Spendengeldern über Anlagerichtlinien und warnende Stimmen hinweg in fragwürdige Immobilien zu investieren.”

Nationalrats-Rücktritt honoriert

Zäch habe jetzt, so die BERNER ZEITUNG, das “Vertrauen verspielt”:
“Das Imperium Zäch, das derzeit schwerem Sturm ausgesetzt ist, ist damit leckgeschlagen. Eine richtige Konsequenz zog der Angeklagte bereits mit seinem sofortigen Rücktritt aus dem Nationalrat.”

Das hält ihm auch der welsche LE TEMPS zu gute: “Guido Zäch a eu l’elegance de démissioner de son mandat de conseiller national, ce qui évite d’ajouter aus difficultés du PDC – Zäch zeigt die Grösse, als Nationalrat zurückzutreten, was der CVP weitere Probleme erspart.”

Bitterkeit nach “Swiss-Kahlschlag”

Die grössere Geschichte allerdings als der gefallene Guido A. Zäch ist für LE TEMPS die schlingernde Swiss: “Adieu Pékin, Dehli, Rio!” zählt er drei von 25 gestrichenen Destinationen auf, welche die ehemalige Swissair ab Oktober nicht mehr anfliegen wird.

“Eine solche Swiss hilft wenig”, kommt die BERNER ZEITUNG zum Schluss. Sie stösst sich besonders daran, dass auch die Hauptstadt Bern aus dem Flugplan gekippt wurde.

Auch der Flughafen EuroAirport in Basel muss Swiss-Flieger lassen, was der BASLER ZEITUNG sauer aufstösst: “Swissair hat das Potential der Region Basel noch nie erkannt, warum sollte das heute bei Swiss anders sein? Der EuroAirport muss sich selber helfen. Zur Not gegen Swiss.”

Und der TAGES-ANZEIGER konstatiert nur noch “Fatalismus nach Swiss-Kahlschlag”.

swissinfo, Philippe Kropf

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