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Presseschau vom 13.02.2004

Das Klonen von menschlichen Embryos in Südkorea dominiert die Presse bei den Auslandthemen. Auch die Schweiz-Analyse des britischen "Economist" gibt zu reden.

Geldthemen überwiegen im Inlandbereich: Der gute Jahresabschluss von Credit Suisse, die grossen Ausgabe-Fragezeichen in der Verkehrspolitik.

“Durchbruch bei der Stammzellenforschung”, titelt der BUND. Mit “Die Grenze ist überschritten” wird der Kommentar überschrieben. Ein geklontes Embryo sei jedoch kein geklontes Baby, um Allmachtsphantasien von Hasardeuren zu befriedigen.

Die südkoreanischen Forscher “legen denn auch Wert darauf, dass sie mit dem Klonen zu Zwecken der Fortpflanzung nichts am Hut haben”, so der BUND im weiteren. Der Embryo werde zum medizinischen Heilsbringer, zur unerschöpflichen Quelle von Stammzellen, für Ersatzgewebe gegen Volkskrankheiten wie Parkinson oder Diabetes (Stammzellen-Therapie).

Die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG schreibt dazu, dass die Veröffentlichung für die Fachwelt wohl kaum überraschend käme. Denn man habe diese Methode bei tierischen Embryonen schon mehrfach durchgeführt.

(Kein) Sonderfall Schweiz?

Ebenfalls aus dem Ausland erreicht eine Spezial-Analyse die Schweiz: Das jüngste Ländergutachten des britischen “Economist”, der heute in 900’000 Exemplaren weltweit herauskommt, trägt den Titel “A Special Case”. Heute sei die Schweiz kein Sonderfall mehr wie früher, ausser was die direkte Demokratie und den ausgeprägten Föderalismus betreffe, so der Economist.

Die Schweiz habe, so fasst die NZZ das Gutachten zusammen, “einen Teil ihrer Sonderstellung verloren und werde anderen Ländern ein wenig ähnlicher”. Genannt wird unter anderen die Erosion der wirtschaftlichen Sonderstellung.

Das britische Magazin zeige laut NZZ “auffallend viel Verständnis für das helvetische Eigenbrötlertum, wie es sich vor allem bei Thema EU-Mitgliedschaft herauskristallisiert”.

Anders sieht man dies in der Westschweiz. “La Suisse est présentée comme un cas spécial dont la spécifité décline – die Schweiz wird als Spezialfall vorgestellt, dessen Eigenheiten sich zurückbilden”, schreibt die Westschweizer LE TEMPS zum Supplement.

Das Westschweizer Blatt hält dem Economist zugute, die üblichen Fehler der ausländischen Presse zu vermeiden, wenn immer sie sich zur Schweiz äussert. Dennoch hätte der “Economist” weder Klischees noch den ironischen Ton vermieden.

Die Schweizer, die das Supplement lesen, so LE TEMPS, würden sicher bemerken, wie deformiert trotz allem das Image des Landes bleibt, das für die anderen derart schwierig zu verstehen sei.

“Die Börse boomt, der Rotstift streicht”…

…mit dieser Titelformel bringt die NEUE LUZERNER ZEITUNG die guten jüngsten Jahresresultate der Credit Suisse Group und der UBS auf den Punkt. “Milliardengewinne hüben und drüben”, schreibt sie im weiteren. Und: “Erst ein Jahr ist es her, seit die CSG mit ihrem Drei-Milliarden-Verlust für Aufsehen sorgte.”

Sowohl bei der CSG als auch bei der UBS hätten die Erträge insgesamt noch kaum zugelegt, sondern der Geschäftsaufwand sei zurückgefahren worden. Das Personal als Sparpotenzial sei noch nicht ausgeschöpft, die Verlagerung ins Ausland ebenfalls nicht.

Die Analysten gäben sich deshalb etwas enttäuscht, und der CSG-Aktienkurs fiel trotz der guten Ergebnisse. Auch die NZZ doppelt nach: “Will die Bank den Anschluss zu den Besten nicht verlieren, muss sie bestehende Ertragsquellen besser ausschöpfen und neue Potenziale anzapfen”.

“Beeindruckendes geleistet. Dennoch: Dem aus dem Boden gestampften Gewinn fehlt der Glanz” – zusammenfassend nochmals die NZZ. Die Wende zum Besseren sei auf der Kostenseite erzwungen worden. Und: “Die UBS bleibt vorne”, titelt die NZZ bei ihren “Reflexen”.

Mehr Transparenz, weniger Tricks

Weg von der transparenten Wirtschaft, hin zur stillschweigenden Innenpolitik: Der TAGES ANZEIGER berichtet, dass über eine stattgefundene Aussprache der Behörden mit den Erbauern des Jahrhundertprojekts NEAT Stillschweigen vereinbart wurde.

“Der Krach zwischen dem Bundesamt für Verkehr und den beiden Unternehmen, die am Gotthard und am Lötschberg die Neat bauen, hat sich in den vergangenen Tagen zugespitzt”, schreibt der TAGI. Der Nationalrat hätte diesen März die Aufstockung des Neat-Kredits beschliessen sollen, was er aufgeschoben hat.

Die Zeitung kommentiert, dass es “das Bundesamt für Verkehr, das Departement Leuenberger und letztlich der Bundesrat es versäumt haben, dem Volk rechtzeitig reinen Wein einzuschenken”. Der TAGI verlangt daher mehr Transparenz und weniger Tricks.

swissinfo, Alexander Künzle

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