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Presseschau vom 23.07.2002

Einmal mehr hat der Schweizer Verkehrsminister am Montag betont, die Kommunikationspolitik der Schweiz nach der Flugzeugkollision am Bodensee sei "katastrophal" gewesen. "Es gibt Verbesserungsmöglichkeiten",

wird Moritz Leuenberger am Dienstag im BUND zitiert. Der Verkehrsminister will von unabhängigen Experten einen Bericht zur Frage der Sicherheit erstellen lassen. Ausgelöst haben den öffentlichen Auftritt Vorwürfe von verschiedenen Parteien – Leuenberger halte Berichte unter Verschluss, interessiere sich nicht für die Flugsicherheit, und man solle ihm das Dossier entziehen.

Allen Kritikern voran stellte die CVP einen veritablen Forderungskatalog auf. Dieser kommt bei der AARGAUER ZEITUNG schlecht an. Es sei eine

“Breitseite mit wenig Treffern. (…) Weder mit (…) Unterstellungen noch mit einer Flut von zum Teil irrelevanten Fragen lässt sich Sicherheit in der Luftfahrt verbessern.”

Die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG spricht von einem

“Schaulaufen um die Flugsicherheit”,

und der TAGES-ANZEIGER ortet

“politische Luftschiffe am Himmel”.

Die Genfer Zeitung LE TEMPS titelt kurz und klar:

“De la fumée, un peu de politique – viel Rauch, wenig Politik.”

LE TEMPS stellt fest, dass es beim Engagement der CVP schon etwas darum gehe, das mediale Sommerloch auszufüllen. Und ein neues Thema sei dringend notwendig gewesen – letzthin standen ja die beiden CVP-Bundesräte Joseph Deiss (mit der Affäre Borer) und Ruth Metzler (mit dem umstrittenen Pensionskassen-Zins) im Visier.

Im Visier -aufs schärfste beobachtet von einer grösseren Gruppe als den Schweizerinnen und Schweizern – steht US-Präsident Bush. Die BERNER ZEITUNG:

“Mit der grössten Pleite in der US-Geschichte hat der Telekomkonzern WorldCom weltweit Anleger schockiert. Die Börsen stürzten gestern weiter ab – trotz Beruhigungsversuchen von Präsident Bush.”

Auch LE TEMPS betont, die Symptome seien bekannt – die Regierung aber noch daran, die beste Medizin zu suchen. Für den TAGES-ANZEIGER ist Bush ein

“Präsident mit Defiziten. (…) Bush ist zum Gefangenen seiner Vergangenheit geworden. Er kann an der Heimfront jene Eigenschaften nicht mehr delegieren, die der Kampf gegen kriminelle Buchhalter und Manager erfordern würde: Beharrlichkeit, Integrität und Mut.”

Einzig die NZZ konzentriert sich in ihrem Kommentar auf WorldCom selber und schreibt:

“Letztlich scheiterte das Unternehmen am Unvermögen, die fällig werdenden Schulden refinanzieren zu können. (…) Die Banken und Obligationäre ihrerseits wissen schon lange um die potenziellen Verluste ihrer Anlagen. Ihnen wird immerhin die Chance geboten, an einer wieder gesundenden WorldCom zu partizipieren. In diesem Sinne ist der Konkursantrag nicht nur der Schlusspunkt unter eine fatale Entwicklung, sondern auch der Startschuss für eine – hoffentlich nachhaltige – Sanierung.”

Unsicher, obs ein erfreuliches Ende gibt, das gilt auch für die Frontgeschichte im BLICK. Da ist die Rede von einem “sensationellen Geheimplan”:

“Nach Stéphane Chapuisat kann sich der Schweizer Fussball auf einen weiteren Superstar freuen. Denn BLICK weiss: Bayern-Star Ciri Sforza (32) soll zum FC Aarau wechseln – und zwar sofort¨”

Sforza – ein Schweizer Idol zurück in die Heimat. Und der Deal lohne sich auch finanziell, so der BLICK:

“Bayern zahlt seinen Lohn weiter.”

Eva Herrmann

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