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Qualität statt Quantität am Paléo

Das 26. Paléo Festival von Nyon hat 200'000 Personen angelockt. swissinfo.ch

Mit Globalisierungs-Rebell und Hitparaden-Stürmer Manu Chao ist am Sonntagabend (29.09.) das 26. Paléo Festival Nyon ausgeklungen. Während sechs Tagen strömten gegen 200'000 Personen an insgesamt über 100 Konzerte. Sie wurden nicht enttäuscht.

“Für uns war dieses Festival ein Glücksgriff”, sagte Organisator Daniel Rossellat vor den Medien. Die sechs Abende seien alle praktisch ausverkauft gewesen. Dementsprechend zufrieden ist Rossellat auch mit den Einnahmen. Es resultierte ein Gewinn von 150’000 bis 400’000 Franken, der in die Ausgabe vom kommenden Jahr investiert werden soll.

Das grösste Open-Air der Schweiz bewies auch in seiner 26. Ausgabe sein Flair für Neu-Entdeckungen: Nebst den Headlinern wie Pulp, Texas, Placebo, Ben Harper oder Vanessa Paradis konnte das gut gelaunte und neugierige Publikum auf den Neben-Bühnen auf musikalische Weltreisen gehen.

Zu den Höhepunkten in Sachen World Music gehörte etwa die “Temps des Gitanes” vom Samstagabend. Das dreistündige, tempo- und variantenreiche Set vereinigte fünf Formationen der Zigeunermusik – von der Wüste Rajastans über den Balkan bis in die Dörfer Andalusiens.

Einen schieren Tempo-Rausch entfachten dabei Taraf de Haidouks und die Blechkapelle Ciocarlia – beide aus Rumänien. Königin des Abends war jedoch Esma Redzepova, die stimmgewaltige Diva aus Mazedonien. Ein weiteres Highlight war die musikalische Begegnung der indischen Maharaja mit der spanischen Flamenco-Formation Gitanos de Jerez.

Alte Paléo-Bekannte

Mit den Genfer Young Gods und dem Kalifornier Ben Harper kehrten alte Bekannte auf die grosse Bühne des Paléo zurück. Mit ihrem tanzbarer gewordenen Industrial-Sound erinnerten die drei nicht mehr so jungen Götter daran, dass sie der Techno-Generation um Jahre voraus waren.

Ben Harper bewies innert fünf Jahren zum dritten Mal seine grossen Qualitäten als Songwriter und als Gitarrist. Vor allem im ersten, akustischen Teil des Sets überzeugte der Kalifornier, begleitet von den Innocent Criminals mit fein ziseliertem Gitarrensound, markantem Gesang und treibender Rhythmusgruppe.

Traditionsgemäss räumte das Paléo auch heuer dem französischen Chanson attraktive Programm-Plätze ein. Nebst Hochglanz-Stars wie Vanessa Paradis oder Pascal Obispo stiess der 83-jährige Charmeur Henri “le roi” Salvador auf die Gunst des frankophonen Publikums. Den Auftritt von Altmeister Claude Nougaro verpassten viele wegen des heftigen freitäglichen Gewitters.

Zum Global Village Mix des Paléo gehörten auch die DJ-Nächte im Club Tent. Nebst Electronic Grooves zum Abtanzen bot die kleinste Bühne auch den intimen Rahmen für Auftritte wie derjenige des zerbrechlich wirkenden britischen Songwriter Tom McRae.

Campingkonzept spaltet Meinungen

Alle sechs Abende des Festivals waren ausverkauft. Erstmals wurde die Zahl der Eintritte von 35’000 auf 32’000 pro Abend beschränkt sowie die Zahl der Konzerte reduziert, was die Festival-Qualität für das Publikum merklich erhöhte.

Gespalten waren die Meinungen der Besucher zum neuen Camping-Konzept, das nur noch Billett-Besitzern den Zugang zum Zeltplatz ermöglichte. Nach einer Vergewaltigung einer jungen Deutschschweizerin im vergangenen Jahr wollten die Verantwortlichen die Sicherheit erhöhen.

Während die einen die spezielle Ambiance des Campings gefährdet sahen – dieser hatte sich in den letzten Jahren zu einer Art Off- Festival entwickelt – lobten andere den zusätzlichen Platz. Wegen des drastisch gesunkenen Umsatzes hatten Standbesitzer am Mittwochabend vorübergehend gestreikt.

swissinfo und Agenturen

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