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Rudolf Keller: drei Generationen Wellness an der Tessiner Sonne

Rudolf Keller hat die früheren Kurideen seines Grossvaters modernisiert. swissinfo.ch

Wellness ist nicht erst heute in: Sie ist schon seit hundert Jahren der Lebensnerv eines kleinen Tessiner Dorfes. 1914 eröffnete Adolf Keller auf der Sonnenterrasse des Malcantone in Cademario ein Kurhaus. Der Naturheilpraktiker, der eine spartanische Lebensweise predigte, trug jene Gäste, die nicht selber gehen konnten, huckepack in die Klinik. Heute ist sein Enkel Rudolf Keller Direktor des Kurhauses.

Dieser Inhalt wurde am 16. März 2001 - 07:42 publiziert

Meine Familie stammt aus dem Thurgau. Mein Vater ist aber bereits hier im Kurhaus zur Welt gekommen, und ich fühle mich trotz Vor- und Familiennamen voll und ganz als Tessiner. Im Dorf hiess mein Grossvater "Keller der Alte": Er kam 1910 ins Tessin und klapperte die ganze Gegend zu Fuss ab auf der Suche nach einem Standort, der sich für ein Kurhaus für Erholungsbedürftige eignete. Er glaubte an die Heilkraft der Sonne, und Cademario gehört zu den Gegenden mit der höchsten Sonnenscheindauer der ganzen Schweiz - damals dachte man noch nicht ans Ozonloch.

Reich war er nicht, seine Eltern waren Käser. Er besass jedoch den inneren Rückhalt jener, die an die strenge Disziplin einer gesunden Lebensführung glauben: eine vegetarische Kost und kein Alkohol, dafür viel Sonne und Bergluft. Er war eine sehr charismatische Persönlichkeit, ein Heiler mit aussergewöhnlichen Kräften und ein grosses Vorbild. Er orientierte sich jedoch auch an den Bedürfnissen des Marktes und wurde mit Zeit etwas milder. Das erste Schwimmbecken im Tessin hat er gebaut. Er war zweifellos ein Vordenker.

Als Kurhausdirektor gehe auch ich mit der Zeit. Ich habe mein "eigenes" Schwimmbassin gebaut, allerdings hinter Glas, auf 850 Meter Höhe, und mit einer wunderbaren Sicht auf den Luganersee und den Golfo di Agno. Nach dem Tod einer Persönlichkeit, wie sie mein Grossvater darstellte, war es nicht immer leicht, der Philosophie "heile Körper und Seele" eine moderne, aber ebenso attraktive Prägung zu geben. Heute bietet das Kurhaus neben den medizinischen Therapien auch Wellness und Ferienaufenthalte.

Manchmal frage ich mich, was mein Grossvater wohl zum Hallenbad und zur Pianobar sagen würde. Ob er zufrieden wäre? Ich weiss es wirklich nicht. Vielleicht finden meine beiden Söhne eine Antwort. Der eine hat sich für eine Ausbildung entschlossen, die ihn ins Hotelfach führen wird. Ich freue mich über seine Wahl. Der Tourismus braucht Unterstützung, vor allem hier. Das Tessin ist ein wunderbarer Ort: Wir haben prächtige Landschaften, Seen, Berge und Wälder. Ins Tessin muss man sich einfach verlieben.

Rudolf Keller

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