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SBB setzt Rotstift an

Der alpenquerende Güterverkehr ist das grösste SBB Cargo-Wachstumspotenzial. Keystone

SBB Cargo streicht im Rahmen eines Kostensenkungs-Programmes 590 Stellen. 60 weitere Jobs fallen im SBB-Infrastruktur-Bereich weg.

Dieser Inhalt wurde am 28. Oktober 2005 publiziert

Der Entscheid, der ohne Entlassungen über die Bühne gehen soll, wird von der Eisenbahner-Gewerkschaft als Kahlschlag im Bahngüterverkehr bezeichnet.

Mit dem Kostensenkungs-Programm reagiert die zum SBB-Konzern gehörende SBB Cargo auf die unbefriedigende Geschäftsentwicklung. Von dem Programm erwartet die SBB Cargo ein um 85 Mio. Franken besseres Ergebnis pro Jahr; ab 2007 soll das Finanzergebnis wieder ausgeglichen sein.

Bereits im Halbjahr 2005 hatte die SBB Cargo trotz Zunahme der transportierten Gütermenge einen deutlichen Verlust bekannt gegeben. 2005 erwartet das Unternehmen nun ein Defizit im "hohen zweistelligen Millionenbereich".

Weniger Arbeitsplätze nötig

Von den 590 betroffenen Stellen bei der SBB Cargo werden 230 im Bereich der nicht direkt operativen Kosten abgebaut: In der Zentrale Basel sind rund 100 und im Kunden Service Center in Freiburg 50 Stellen betroffen. Die Fokussierung des Wagenladungs-Verkehrs führt zum Abbau von 360 Stellen.

Vom Abbau von 60 Stellen bei der SBB Infrastruktur wird vor allem der Standort Biel betroffen sein. Noch überprüft wird zudem eine Neupositionierung des Bereichs Service Rollmaterial: Die Auswirkungen auf das Personal seien hier noch nicht abzuschätzen.

Problemkind Wagenladungsverkehr

Der Bereich Wagenladungsverkehr bereitet der SBB Cargo bereits seit Jahren Kopfzerbrechen: Die durchschnittlichen Marktpreise haben in den vergangenen Jahren laufend nachgegeben. Sie liegen laut SBB Cargo derzeit rund 12% unter denjenigen des Jahres 2002.

Gemäss SBB Cargo wickeln heute 50% der Bedienungspunkte im Wagenladungsverkehr 97% des Umsatzes ab. Eine eingehende Prüfung habe ergeben, dass die optimale Grösse des Bedienungsnetzes bei 323 Punkten liegt. Die Reduktion der heute 650 Punkte auf das so genannte "Grundnetz Plus" erfolgt auf den kommenden 28. Mai.

Beim Wagenladungsverkehr handelt es sich um die Beförderung einzelner Güterwagen oder von ganzen Wagengruppen im Verkehr über Anschlussgleise oder Freiverladeanlagen. SBB Cargo bietet den Wagenladungsverkehr sowohl im schweizerischen Binnenverkehr als auch im Import- und Exportverkehr mit der Schweiz an.

Verschärfter Wettbewerb

Die Gründe für den Nachfragerückgang und den damit verbundenen Umsatzrückgang liegen laut den Verantwortlichen einerseits bei strukturellen Veränderungen und Optimierungsanstrengungen der Kunden.

Ein weiterer Grund für den Nachfragerückgang liegt laut SBB Cargo in dem sich rasch verschärften Wettbewerb zwischen Strasse und Schiene.

Die Strasse erreichte mit der Erhöhung der Gewichtslimite auf 40 Tonnen massive Produktivitätsfortschritte. Zudem fallen die Subventionen des Bundes von 47 Mio. Franken im Jahr 2005 auf 2008 ganz weg.

Internationales Wachstum angestrebt

Die SBB Cargo möchte ihren Wachstumskurs auf der Nord-Süd-Achse weiterführen und die internationalen Verkehre weiterentwickeln.

Bei der Verkehrsleistung auf der Nord-Süd-Achse erwartet die SBB-Fracht-Division eine anhaltend hohe Wachstumsrate. So betrug das Wachstum den ersten beiden Quartalen dieses Jahres 22,2 Prozent.

SBB Cargo will die Vertriebskapazitäten in Deutschland sowie Italien verstärken.

Unzufriedene Gewerkschaften

Der Schweizerische Eisenbahn- und Verkehrspersonal-Verband (SEV) und die Gewerkschaft transfair protestieren gegen die angekündigten Massnahmen.

Der SEV spricht von einem "nie dagewesenen Kahlschlag im Bahngüterverkehr". Der geplante Rückzug würde beim Wagenladungsverkehr mindestens 200'000 zusätzliche Lastwagenfahrten durch Gemeinden auslösen, warnt der SEV.

Die Ausdünnung der Verladestellen provoziere zudem einen markanten Umsatzrückgang. Die KMU würden auf die Strasse getrieben.

SBB Cargo gehöre dem Volk, das die Verlagerung des Gütertransports auf die Schiene und einen flächendeckenden Service public wolle.

Ganz ähnlich äusserte sich auch die Gewerkschaft transfair. Sie fordert daher von Parlament und Regierung Massnahmen. Jetzt sei die Politik gefragt.

Leistungsvereinbarung eingehalten

Das Eidgenössische Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) stellte sich hingegen hinter SBB Cargo. Mit dem angepassten Angebot würden die Anforderungen der Leistungsvereinbarung zwischen dem Bund und der SBB eingehalten.

Ob das neue Angebot als flächendeckend bewertet werde, sei eine "politische Ermessensfrage". Um das bisherige Angebot aufrechtzuerhalten, bräuchte es zusätzliche Mittel des Bundes.

swissinfo und Agenturen

Fakten

SBB Cargo ist die für den Güterverkehr zuständige Tochter der Schweizerischen Bundesbahn SBB.
Der Hauptsitz des Unternehmens ist in Basel.
Im Moment beschäftigt das Unternehmen über 4800 Mitarbeitende.
2004 transportierte die SBB-Tochter insgesamt 58 Millionen Nettotonnen.
Den Löwenanteil produziert SBB Cargo im alpenquerenden Verkehr auf der Nord-Süd-Achse durch die Schweiz.
Der Marktanteil der Schiene im schweizerischen alpenquerenden Verkehr beträgt 65%.
SBB Cargo beteiligt sich am internationalen alpenquerenden Güterverkehr mit ihren Tochterunternehmen SBB Cargo Deutschland und SBB Cargo Italia.

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