Schweizer in der Elfenbeinküste blockiert

Das Schweizer Aussenministerium (EDA) plant vorerst keine Evakuierung der knapp 270 Schweizer in der Elfenbeinküste.
Laut dem IKRK wurden bei den Unruhen in den letzten Tagen mehrere Hundert Menschen verletzt. Die Organisation forderte die Konfliktparteien zur Einhaltung des humanitären Völkerrechts auf.
Obwohl im afrikanischen Staat Elfenbeinküste in den letzten Tagen wieder Kämpfe ausgebrochen sind, ist eine Evakuierung der 267 dort lebenden Schweizer für das Schweizer Aussenministerium momentan nicht möglich. Der Grund: Der Flughafen ist von französischen Truppen besetzt und geschlossen.
Die Schweizer Botschaft in Abidjan stehe aber in Kontakt mit den Schweizer Bürgern im Land, sagte Daniela Stoffel, Sprecherin des Departementes für auswärtige Angelegenheiten (EDA) am Montag.
Alle wohlbehalten
«Es ist alles in Ordnung, weder Schweizer Bürger noch ihr Besitz wurden von den anti-französischen Gewaltausbrüchen betroffen.»
Angesichts der blutigen Kämpfe hielten sich die meisten Schweizer Bürger in ihren Häusern auf. Dies wurde ihnen von der Botschaft empfohlen. Einige, die an exponierten Orten wohnten, befänden sich zur Sicherheit auf französischen Militärstützpunkten.
Evakuation nur mit Franzosen
Laut Adolphe Haas, der seit 18 Jahren vor Ort lebt und arbeitet, sind die Schweizer blockiert: «Der Flughafen, der von französischen Truppen besetzt ist, ist geschlossen, und wir haben keine Fahrzeuge.»
Abwarten, wie sich die Situation entwickle, sei alles, was man momentan tun könne, sagt Daniel Chavet, Student am dortigen Schweizer Forschungszentrum (CSRS).
Appell des IKRK
Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK), das mit 38 Personen im Land vertreten ist, hat die Konfliktparteien in der Elfenbeinküste am Montag erneut aufgefordert, das humanitäre Völkerrecht zu respektieren. Die Bilanz der Kämpfe in Abidjan sei schwerwiegend.
Am Sonntagabend hätten in Abidjan nach Angaben der städtischen Gesundheitsbehörden 410 Verletzte versorgt werden müssen, schrieb das IKRK in einer Mitteilung. Einige der Verletzten hätten Schusswunden aufgewiesen. Die Zahl der Toten sei nicht bekannt. Man müsse aber befürchten, dass sie hoch sei.
Behinderungen
Hilfsoperationen seien durch die Tatsache verzögert, dass die Vertreter der französischen «Force Licorne» und der regierungsnahen «Jeunes Patriotes» wenig Bereitschaft zeigten, die Arbeit der humanitären Organisationen zu erleichtern.
Das IKRK habe den Konfliktparteien seine Besorgnis mitgeteilt. Das ivorische Rote Kreuz habe die Verletzten erst nach der Zusicherung versorgen können, dass das Rotkreuz-Emblem respektiert werde.
Offenbar Beruhigung
Nach den schweren Ausschreitungen vom Wochenende hat sich die Lage im westafrikanischen Staat am Montag offenbar beruhigt. Alle Seiten bemühten sich um eine friedliche Beilegung des Konflikts.
Frankreichs Präsident Jacques Chirac forderte eine Rückkehr zur «Versöhnung» in der früheren französischen Kolonie.
Der von der Afrikanischen Union (AU) als Vermittler eingesetzte südafrikanische Präsident Thabo Mbeki rief alle Konfliktparteien auf, die Feindseligkeiten zu beenden. Mbeki will in den nächsten Tagen in die Elfenbeinküste reisen.
Rückeroberung angekündigt
Der ivorische Staatschef Laurent Gbagbo seinerseits mahnte seine Landsleute zur Ruhe. Gleichzeitig kündigte er die Rückeroberung des seit 2002 von Rebellen gehaltenen Nordens des westafrikanischen Staates an.
Das Land blute ökonomisch aus, sagte er. Er verteidigte den ivorischen Luftangriff auf die Rebellen-Hochburg Bouaké.
swissinfo und Agenturen
In der Elfenbeinküste leben knapp 270 Schweizer Bürger.
Das IKRK hat 38 Vertreter vor Ort.
Das westafrikanische Land Elfenbeinküste ist seit einem Putschversuch vor zwei Jahren zweigeteilt.
In den letzten Tagen sind wieder blutige Unruhen ausgebrochen.
Ziel waren die Truppen der ehemaligen Kolonialmacht Frankreichs.
Französische Soldaten sichern zusammen mit UNO-Blauhelmen eine Pufferzone zwischen den Rebellen im Norden und den Regierungstruppen im Süden ab.
In der Rebellen-Hochburg Bouaké starben bei dem Angriff auf ein Lager von UNO-Soldaten neun Franzosen und ein Amerikaner.

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