Diplomaten-Geschenke für alle

Geschenke ausländischer Politiker an die Schweiz lagern normalerweise in einem Keller des Bundes. Nun sind einige im Kunstmuseum Thun zu bestaunen.
Würde eine Präsidentin oder ein Staatsmann ein Geschenk ablehnen, verstiesse dies gegen jede diplomatische Regel. Wertvolle Präsente dürfen von den Beschenkten auch nicht nach Hause genommen werden.
So landen denn teilweise Kuriositäten ersten Ranges in einem Depot. In Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Kultur zeigt das Kunstmuseum Thun bis am 1. April rund 170 Geschenke aus dem Fundus des Bundes.
Von Kohl bis Ogi
Präsentiert werden die «Cadeaux diplomatiques», so der Titel der Ausstellung, von den beiden Schweizer Künstlern Christoph Büchel und Gianni Motti.
Dazu gehören ein Silbergefäss des kambodschanischen Königs Sihanouk, ein Porträt von Helmut Kohl, ein Keramik-Pferd des chinesischen Premiers Li Peng oder eine Krippe aus Bethlehem, die Yassir Arafat der Schweizer Regierung mitbrachte.
Ein Geschenk der Taliban?
Das Prunkstück der Ausstellung, ein Wandteppich mit dem Porträt von alt Bundesrat Adolf Ogi, gibt Rätsel auf. Künstler Motti sagte gegenüber der Informationssendung «10vor10», beim Präsent handle es sich um ein Geschenk Afghanistans. Dieses sei 1996 überreicht worden, als in Kabul die Taliban herrschten.
Der ehemalige Protokollchef vom Departement des Äusseren, Gaudenz von Salis, beantwortete die Frage nach der Herkunft mit «Zentral-Asien». Auch die Site des Kunstmuseums deklariert lediglich «Teppich mit Ogi-Porträt, aus Zentral-Asien».
Yvonne Ziegler und Agenturen

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