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Schweizer Schulen in Mexiko geschlossen

Ein Mann steht vor einer geschlossenen Schule in Mexiko-Stadt. Reuters

Nach dem Ausbruch der Schweinegrippe in Mexiko vor rund zwei Wochen haben die mexikanischen Behörden die Schliessung der Bildungsinstitute beschlossen. Davon betroffen sind auch die drei Schweizer Schulen in Mexiko.

Der Campus in der mexikanischen Hauptstadt zählt 710 Schülerinnen und Schüler, derjenige in Cuernavaca 310 und die dritte Niederlassung in Queretaro deren 100. Die drei Schweizer Schulen in Mexiko werden von Schweizer Kindern, aber auch von Schülerinnen und Schülern anderer Nationalitäten besucht.

Denise Da Rin ist Generaldirektorin der drei Schulen. swissinfo hat nachgefragt und sie zu Folgen und Auswirkung der temporären Schulschliessung befragt.

swissinfo: Die Behörden in Mexiko haben vor einigen Tagen beschlossen, Schulen, Universitäten und Restaurants bis am 5. Mai zu schliessen. Warum waren die drei Schweizer Schulen in Mexiko als Privatinstitute davon überhaupt betroffen?

Denise Da Rin: Die Schweizer Schulen unterliegen den Weisungen des mexikanischen Erziehungs- und Gesundheitsministeriums.

swissinfo: Ist unter der Schüler- oder Lehrerschaft bisher ein Verdachts- oder Ansteckungsfall der Schweinegrippe aufgeteten?

D.DR.: Nein. Bisher nicht.

swissinfo: Was können Sie vor Ort präventiv unternehmen, damit die Schweizer Schulen von der Schweinegrippe verschont bleiben?

D.DR.: Die Schulen bleiben vorerst bis und mit 5. Mai geschlossen. Damit bleibt eine Ansteckungs- oder Ausbreitungsgefahr im Umfeld der Schweizer Schulen ausgeschlossen.

Sollten Angestellte der Schulen oder Familienangehörige von ihnen Symptome der Schweinegrippe aufweisen, müssten wir sie nach Hause schicken.

swissinfo: Auf welche Dauer des Unterrichtsunterbruchs stellen sich die drei Schweizer Schulen in Mexiko ein?

D.DR.: Voräufig gilt der staatlich verhängte Schliessungsbefehl wie gesagt bis und mit dem 5. Mai.

swissinfo: Erwägen Sie gegebenenfalls Massnahmen im Bereich des Fernunterrichts, wenn sich die verordnete Schulschliessung dahinziehen sollte?

D.DR.: Das ist schon geschehen. Die oberen Klassen haben von ihren Lehrpersonen Aufgaben per E-Mail erhalten. Sie lernen und arbeiten von Zuhause aus.

swissinfo: Wird der jetzt ausgerufene Krisenalarm der mexikanischen Behörden auch dazu führen, dass die Schweizer Schulen in Mexiko ihr Konzept der öffentlichen Gesundheit (Hygiene, Schwimmbäder, Douchen, WC) auf den drei Schularealen überprüfen oder anpassen?

D.DR.: An den Schweizer Schulen in Mexiko sehen wir diesbezüglich keinen Handlungsbedarf.

swissinfo: Wie gehen die Eltern, die Schüler, aber auch die Lehrerschaft mit dem Grippenalarm um? Entsteht Angst und Panik, oder bleibt es bei der Vorsicht und den Mundschutzmasken?

D.DR.: Die Reaktionen sind sehr individuell. Bisher ist keine Panik ausgebrochen.

Wir beobachten, dass viele Menschen Mund- und Nasenschutzmasken tragen, wenn sie öffentliche Gebäude wie Warenhäuser, Banken und Einkaufszentren betreten. Sie glauben, sie könnten sich damit vor einer Ansteckung schützen.

Zeigen sich die beschriebenen Symptome (Halsweh, Fieber, Kopfschmerzen und Muskelschmerzen), begibt man sich umgehend in ärztliche Behandlung.

swissinfo: Mit welchen Fragen gelangen die Eltern an die Schule?

D.DR.: Bisher haben wir seitens der Eltern keine Anfragen erhalten. Wir von der Schulleitung haben proaktiv informiert und halten die Eltern, Schüler und die Lehrerschaft auf dem Laufenden.

swissinfo: Handeln die mexikanischen Behörden gemäss ihrem Eindruck verhältnismässig? Hätten Sie es geschätzt, wenn jede Privatschule selbst hätte enscheiden können, ob man den Schulbetrieb einstellt oder nicht?

D.DR.: Ich denke, die Behörden haben korrekt gehandelt. Es geht darum, die Ausbreitung der Schweinegrippe einzudämmen. Individuelle Lösungen wären hier unangebracht gewesen. Die Behörden mussten flächendeckend handeln.

swissinfo: Öffen die drei Schweizer Schulen ihre Tore wieder, wenn die mexikanischen Behörden eine neue Weisung herausgeben? Oder warten sie aus Vorsicht noch weiter ab mit der Wiedereröffnung der Schulen?

D.DR.: Ich denke nicht, dass wir hier eigenverantwortlich handeln können. Wir müssen die Lage abschätzen und uns an die Weisungen der Behörden halten.

Wir werden die Massnahmen der Fernbetreuung ausbauen, sollte die Krise um die Schweinegrippe in Mexiko länger andauern.

swissinfo-Interview: Erwin Dettling

Die mexikanischen Gesundheitsbehörden gingen bisher von rund 2500 Verdachts- und 159 Todesfällen der Schweinegrippe aus.

Jetzt hat das Gesundheitsministerium die Zahlen nach unten korrigiert. Neu gehen die Behörden von 26 bestätigten und von 226 vermuteten Infektionen und von 8 Todesfällen in sieben Gliedstaaten aus (Mexiko Stadt, Nueo Leon, Oaxaca, Hidalgo, Michoacan, Guerrero, Zacatecas).

Die Diagnose des A/H1N1-Virus ist schwierig. Die Korrektur der in Mexiko registrierten Fälle der Schweinegrippe erfolgte, nachdem die mexikanischen Befunde in kanadischen Labors nachgeprüft worden waren.

Die 3000 Kilometer lange US-mexikanische Grenze bleibt bis auf weiteres offen. “Wir wollen nicht die Stallung schliessen, nachdem die Pferde schon durchgebrannt sind”, meinte Präsident Barack Obama.

Er spielte darauf an, dass inzwischen auf beiden Seiten der Grenze Fälle von Schweinegrippe diagnostiziert worden sind.

Das Bundesamt für Gesundheit BAG hat eine Hotline zu Fragen rund um die Schweinegrippe eingerichtet.

Sie ist unter der Nummer +4131’322’2100 von 08.00 Uhr bis 18.00 Uhr besetzt.

Über Bandansagen werden unter dieser Nummer auch die wichtigsten Informationen vermittelt.

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