Schweizer Perspektiven in 10 Sprachen

Stahl, Glas, Licht

Wohnsiedlung Regina-Kägi-Hof, Zürich-Oerlikon. Weishaupt Max GmbH/Ruedi Heer

Eine Ausstellung in der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich zeigt das Schaffen des Schweizer Architekten Theo Hotz.

Im Stadtbild von Zürich, wie auch in anderen Schweizer Städten, hat der unermüdliche Baumeister deutliche Spuren hinterlassen.

Wer auf der Autobahn A1 von Aarau, Bern oder weiter herkommend in Zürich einfährt, dessen Blick fällt unweigerlich auf das wahrscheinlich bekannteste Bauwerk von Theo Hotz: Das Fernmeldezentrum 3. Inmitten der ausufernden Vorstadt setzt der Bau (1972 – 1978 gebaut) ein unverkennbares Zeichen.

Die gelben riesigen Röhren scheinen unaufhörlich eine Botschaft auszusenden; welche, das ist ihr Geheimnis. Die Fassade, silbrig schimmernd, von kleinen Fenstern unterbrochen, lockt ins Innere. Was passiert da drinnen, wer arbeitet da? Doch bevor eine Antwort gefunden ist, fährt man schon weiter, stadteinwärts.

Architektur mit Anspruch

Exemplarisch zeigt die Fernmeldezentrale, diese einstige Vermittlerin von nationalen und internationalen Ferngesprächen, was die Qualität, das Markenzeichen von Theo Hotz ist. Die Hotzschen Bauten sind sichtbar, setzen Zeichen, bestechen erstmal durch ihre Aussenhülle, ihre Fassaden. Und verweisen auf ein Inneres, dass es zu entdecken gilt.

Hotz baut zeitgenössische Architektur mit Anspruch und Ambitionen. Da baut keiner, der die Auseinandersetzung scheut. Hier baut einer, der weiss, dass Architektur immer auch Dialog und Diskussion heisst. Einer, der eine klare Sprache spricht, fassbar sein will und trotzdem nicht alles preisgibt.

Hotz und Zürich

Theo Hotz, 1928 in Oberrieden, Zürich geboren, hat in der Limmatstadt gebaut, wie keiner zuvor. Überall finden sich seine Häuser, seine Gebäude. Eines der schönsten ist sicher das Apollo-Geschäftshaus (1986 – 1991). Einstmals das Kino Apollo beherbergend, erinnert heute der Bau mit seiner Eleganz, seiner luftigen, lichten Fassaden ein klein wenig an die Träume aus Zelluloid, die da abgespielt wurden.

Viel zu reden gab seinerzeit der Erweiterungsbau des Zahnärztlichen Instituts der Universität Zürich. Die lange Entstehungszeit (1983 -1995) spiegelt auch die politischen Kräfte der Stadt wieder, genauer deren Finanzpolitik. Heute besticht ein Teil der Fassade mit vorgeblendeten Glaslamellen.

Ökologisch, technisch, ökonomisch

Theo Hotz und seine Mitarbeiter sind immer am Puls der Zeit, ohne je geschmäcklerisch zu wirken. Ökologisch, technisch und ökonomisch. Die grossen, lichtdurchfluteten, mehrschichtigen Glasfassaden, die Differenzierung der Materialien, das Spiel mit den Innenräumen – Hotz will bewegen und bewegt.

Dass das sogenannte “Volksempfinden” zuweilen Mühe mit dem Baumeister Hotz hat, gehört zum Los eines jeden Architekten, der viel Platz einnimmt, sich positioniert. Es dauert seine Zeit, meist zwischen zehn bis zwanzig Jahre, bis Volkes Seele sich an Neues gewöhnt hat.

Leuchtende Modelle

Die Ausstellung in Zürich wird dem Architekten, Künstler und Kunstsammler Hotz gerecht. Auf einem Leuchttisch findet sich ein Verzeichnis aller Gebäulichkeiten. Sechs doppelseitig bespielte Leinwände (3×2 m) zeigen ausgewählte Bauten Innen und Aussen. Rund ein Dutzend Modelle lassen sich von allen Seiten begutachten.

Draussen vor der ETH steht jetzt Bernhard Luginbühls “Silver Ghost”, ein Geschenk von Theo und Elsi Hotz. Die Eisenplastik wurde 1964 vom Ehepaar Hotz erworben. Denn auch das gehört zu Theo Hotz, seine Sammler-Leidenschaft und seine Grosszügigkeit. Kunst und Architektur, für beides hegt Theo Hotz eine grosse Leidenschaft.

Grosse Gesten

So hatte Theo Hotz, als er die Generaldirektion der PTT in Bern (1956 – 1970) baute, die Vorstellung, dass zu diesem Bau auch Kunst gehören sollte. Jean Tinguely sollte eine Spritzwasserplastik, Max Bill eine Säule und Bernhard Luginbühl seinen “Tell” stellen.

Nun, die Behörden hatten kein grosses Herz für soviel Kunst. Einzig der “Tell” fand die Gnade der Kommission. Heute würde sich wahrscheinlich jede Schweizer Stadt um einen Tinguely, einen Bill reissen. Ein grosser Baumeister – und das ist Theo Hotz ohne jeden Zweifel – braucht auch grosse Gesten.

swissinfo, Brigitta Javurek

Theo Hotz. Bauten 1949 bis 2002. ETH Zentrum, Rämistrasse 101, Zürich. Bis 23. Januar 2003.

Monographie, broschierte Ausgabe 58.–, Lars Müller Publishers.

Theo Hotz, geboren am 2. August 1928 in Oberrieden, ZH.
Verheiratet, drei Kinder.
Bauzeichnerlehre in Zürich.
Selbständiger Architekt seit 1949.
Zahlreiche Auszeichnungen und Preise.
Seit 1998 Ehrendoktor der ETH, Zürich.

In Übereinstimmung mit den JTI-Standards

Mehr: JTI-Zertifizierung von SWI swissinfo.ch

Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!

Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft