Heute in der Schweiz
Liebe Schweizerinnen und Schweizer im Ausland
Im Paradies ist es immer schön. In Bern drang die Sonne heute nur mit Mühe in mein Büro durch. Doch im Folgenden sehen Sie, dass die Schweiz ein veritables Paradies ist. Für zu vieles.
Beste Grüsse
Die Demokratie Schweiz mit dem Blick von aussen unter die Lupe nehmen: Das macht Politikanalyst Claude Longchamp für SWI swissinfo.ch in seiner neuen Serie.
Claude Longchamp steigt über den Zaun. Von ennet der Grenze schaut er auf die Demokratie, die er über 40 Jahre lang von innen ausgeleuchtet hat. Was dabei herauskommt? Das schreibt der Gründer des Forschungsinstituts gfs.bern in einer monatlichen Kolumne.
Den Auftakt macht die Folge “Die perfekte Demokratie? Man sucht sie auch in der Schweiz vergeblich”. Ok, einen Teil der Antwort haben Sie schon. Einen anderen Teil der Antwort liefert Longchamp im Text: “Überhaupt: Ausser in Sachen direkter Demokratie ist die Schweiz kein wirkliches Vorbild mehr.”
Woher diese Nüchternheit? Ein Teil ist der späten Einführung des Frauenstimmrechts 1971 geschuldet. Ein anderer der fehlenden Möglichkeit zu einem Machtwechsel. Konkordanz heisst eben aus, dass die Regierung nach wie vor von Mitte/rechts dominiert wird, auch wenn das Schweizer Volk bei den Parlamentswahlen vor wenigen Wochen die Grünen und die Frauen zu den grossen Wahlsiegenden machten.
- Die Kolumne von Claude Longchamp
- Bundesratswahlen mit einem Schuss Oligarchie: Lonchamps Einschätzung vom Dezember 2019
Die Schweiz ist auch ein Versicherungs-Paradies. Der obskursten Versicherung soll es jetzt an den Kragen gehen.
Krankheit, Diebstahl, Unfall, Naturgewalt bis hin zum Hagelwetter, und schliesslich für den Todesfall: Herr und Frau Schweizer können sich gegen alle Widerwärtigkeiten versichern lassen.
Kaum jemand dürfte wissen, dass es in der Schweiz eine Kriegsversicherung gibt. Anbieter ist niemand geringeres als der Bund himself. Gedacht ist sie für Firmen und Betriebe, die im Falle einer Krise oder eines Krieges die Schweiz mit lebenswichtigen Gütern und Dienstleistungen versorgen müssen.
Im Fokus stehen also Transportanbieter. Und hier kommt die eigene Schweizer Hochseeflotte ins Spiel. Weil sich diese als finanzielles Desaster entpuppte, hat die Schweizer Regierung die Reissleine gezogen. Damit wird auch die Kriegsversicherung obsolet. Die gute Nachricht: Weil sie nie beansprucht werden musste, schlummern 55 Mio. Franken in ihrem Topf. Die Begehrlichkeiten dürften geweckt werden.
- BerichtExterner Link in der Aargauer Zeitung
- Versicherungen und die “Big-Data-Revolution”: Hintergrund meines Kollegen Matthew Allen.
- Aus unserem Archiv: Das Ende der Kriegsversicherung in der Luftfahrt (2001)
Goldene Uhren, feine Schokolade, teure Hotels usw.: Die Schweiz ist ein Luxus-Paradies. Eines dagegen wird sie immer weniger: ein Kinder-Paradies.
Kinder! Tatsächlich: In der reichen Schweiz werden Kinder immer mehr zum – ich bitte um Verzeihung – Luxusgut!
Spät und wenig: So haben es Frauen in der Schweiz mit Kindern. Im Schnitt gebären sie 1,52 Kinder. Gründe dafür gibt es mehrere. Die französischen Nachbarinnen liegen auf Platz drei der Länderrangliste. Dort gehen les Gamins, die Kleinen, schon mit drei Jahren in die Vorschule – eine Erfindung, die es dort schon rund 100 Jahre gibt.
Ein Faktor ist in der Schweiz auch der lange Bildungsweg. Ein echter Stopper aber ist die Situation mit den Kindertagesstätten, Kitas genannt. Es gibt Wartelisten, und sie sind sauteuer. Wer kein Grossmami oder keinen Grosspapi um die Ecke weiss, ist aufgeschmissen.
Das Familien-Idyll mit zwei Kindern dominiert bis heute. An die 550’000 Franken kostet Eltern ein solcher Kinderspass, bis der Nachwuchs flügge wird.
- Kinder werden in der Schweiz zum Luxus, Beitrag von der swissinfo.ch-Datajournalistin Alexandra Kohler
- Zwei Kinder in der Schweiz? Macht 540’000 Franken – Artikel von Samuel Jaberg, Kollege und Vater zweier Kinder.
- Kinderkosten in der SchweizExterner Link – Information des Bundesamtes für Statistik
Combat 18: Dies der Name einer Neonazi-Organisation. In Deutschland wurde sie verboten. In der Schweiz gibt es sie nach wie vor.
Die 1 steht für A, die 8 für Buchstabe Nummer acht: H. Also AH – Adolf Hitler. Die Organisation zu Ehren des grössten Verbrechers des letzten Jahrhunderts ist seit gestern in Deutschland verboten.
Wer es bis heute nicht gewusst hat: Combat 18 gibt es auch in der Schweiz. Köpfe, die dem Nachrichtendienst und in den Medien bekannt sind: ein “Sänger” einer Neonazi-Band sowie eine Frau und ein Mann aus dem Kanton Zürich. Beide sind vernetzt mit der deutschen Neonazi-Bandszene.
Einer breiteren Öffentlichkeit bekannt machte sich der “Sänger” mit einem Angriff auf einen Juden in Zürich. Dafür kassierte er 2019 ein Jahr Gefängnis. Die Behörden schätzen die Neonazi-Szene in der Schweiz auf 300 bis 400 Personen. Das Land ist auch ein Paradies für Neonazis. Denn verboten wird hier nichts aus dieser finsteren Ecke.
- Bericht Externer Linkim Tages-Anzeiger
- Schweiz als sicherer Hafen für deutsche Neonazis Externer Link– Hintergrund des infosperbers
- Neonazi-Aufmarsch an der Fasnacht SchwyzExterner Link – Bericht des Blick
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