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Triumph der Linken im Kanton Waadt

Géraldine Savary und Luc Recordon feiern ihren Einzug in den Ständerat. Keystone

Wie der Kanton Genf wird künftig auch die Waadt im Ständerat von Rot-Grün vertreten. Der Grüne Luc Recordon eroberte am Sonntag im zweiten Wahlgang überraschend deutlich den Sitz der FDP.

Diese kann sich zumindest mit dem Wahlausgang in Neuenburg etwas trösten: Dort gewann der Freisinnige Didier Burkhalter einen Sitz von der SP zurück.

Im Kanton Waadt holten die Sozialdemokraten (SP) und die Grünen beide Sitze. Gewählt wurden Géraldine Savary von der SP und Luc Recordon von den Grünen. Géraldine Savary erreichte mit 88’056 Stimmen das Spitzenergebnis. Sie löst Michel Béguelin ab, der auf Ende der Legislatur zurückgetreten war.

Luc Recordon folgte mit 86’350 Stimmen auf Rang zwei und distanzierte die bürgerlichen Verfolger um 24’000 Stimmen. Er eroberte den Sitz der ebenfalls in den Ruhestand gegangenen Christiane Langenberger von der Freisinnig-Demokratischen Partei (FDP).

Beide linken Kandidaten erreichten mit 57 respektive 55,9% sogar das absolute Mehr und übertrafen das Resultat aus dem ersten Wahlgang deutlich.

Abgeschlagene Rechte

Charles Favre (FDP) erzielte diesmal 62’116 Stimmen und Guy Parmelin von der Schweizerischen Volkspartei (SVP) 62’092 Stimmen. Wie am 21. Oktober lag Favre knapp vor Parmelin. Die Stimmbeteiligung lag bei 41,1% und damit nur 3% unter dem Wert des ersten Wahlgangs.

Mit der Nichtwahl Favres setzt sich der Niedergang der ehemals staatstragenden FDP fort. Seit Jahren verlieren die Freisinnigen in ihrer früheren Hochburg Waadt Wähleranteile.

Bei den Nationalratswahlen vom Oktober hatten sie knapp 4% eingebüsst. Nun verlieren sie auch den Ständeratssitz. Doch auch die SVP, die stärkste Partei der Waadt, konnte diesmal nicht vom Niedergang der FDP profitieren.

Rechte enttäuscht über CVP-Wähler

“Unsere klare Haltung, die den Finger auf die wirklichen Probleme legte, war nicht von Erfolg gekrönt. Die Mehrheit der Waadtländer hat es vorgezogen, der Linken zu vertrauen”, räumte Favre die Niederlage ohne Wenn und Aber ein.

Für die 39-jährige Géraldine Savary rührt dies daher, dass “die Waadtländer einen Ausgleich zwischen links und rechts wollen”. Zudem habe sie persönlich vom Frauenbonus profitiert, sagte die strahlende Wahlsiegerin, die nun von der grossen in die kleine Kammer wechselt.

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Ständerat

Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht Der Ständerat ist die Schweizer Parlamentskammer (Legislative) der Kantonsvertreter (Senat, Kleine Kammer). Er zählt 46 Mitglieder, welche die Kantone vertreten. Jeder Kanton ist ungeachtet seiner Einwohnerzahl mit zwei, die Halbkantone mit einem oder einer Abgeordneten vertreten. Als Halbkantone gelten Obwalden, Nidwalden, Basel-Stadt, Basel-Landschaft, Appenzell Ausserrhoden und Appenzell Innerrhoden. Das einzelne Ratsmitglied wird “Ständerat” oder “Ständerätin”…

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“Linke gut, wenn Rechte zu rechts”

“Die Linke erzielt in der Waadt immer gute Resultate, wenn die Bürgerlichen eine sehr rechte Liste präsentieren”, erklärte sie weiter. Luc Recordon (52) sagte seinerseits, dass sich auch rechte Wähler, die republikanischen Werten verpflichtet seien, nicht mit dem Zweiervorschlag Favre/Parmelin hätten identifizieren können.

Durch die Wahl von Savary und Recordon rücken Ada Marra (SP) und Christian van Singer (Grüne) in den Nationalrat nach.

In Neuenburg schlägt FDP die SP

Im Kanton Neuenburg erzielte der FDP-Kandidat Didier Burkhalter bei einer Wahlbeteiligung von 41,2% mit 28’710 Stimmen das beste Resultat und setzte dem SP-Doppelmandat ein Ende. Vor vier Jahren eroberten Jean Studer und Gisele Ory für die SP beide Sitze und warfen damit die Neuenburger FDP aus dem Stöckli.

Ory verteidigte ihren Sitz mit 27’617 Stimmen. Pierre Bonhote, der im Dezember 2005 für Studer in den Ständerat nachgerückt war, schaffte die Wiederwahl mit 24’050 Stimmen nicht.

Burkhalter führte seinen Erfolg unter anderem auf den Verzicht der SVP zurück, im zweiten Wahlgang mit einem eigenen Kandidaten anzutreten. Die SP muss damit nach der Abwahl von Nationalrätin Valerie Garbani im Kanton Neuenburg erneut einen Sitzverlust verschmerzen.

swissinfo und Agenturen

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Ständeratswahl

Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht Wahl der kleinen Kammer der Bundesversammlung. Sie wird nach kantonalem Recht und deshalb nicht in allen Kantonen am selben Tag und auch nicht immer gleichzeitig mit den Nationalratswahlen durchgeführt. (Quelle: Glossar Bundesbehörden)

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Bis jetzt sind 41 von 46 Ständeratssitzen verteilt.

Die Christlichdemokratische Volkspartei (CVP) hat 13 erobert, die Freisinnig-Demokratische Partei (FDP) 10, die Sozialdemokratische Partei (SP) 9, die Schweizerische Volkspartei (SVP) 7 und, erstmals die Grünen 2.

Während der letzten Legislatur besetzte die CVP 15 Ständeratssitze, die FDP 14, die SP 9 und die SVP 8.

Die restlichen fünf Sitze werden an den Wahlen vom 17. November im Kanton Tessin und am 25. November im Kanton Zürich bestimmt.

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