Vorläufig auf freiem Fuss
Der Von-Roll-Manager René Lüthy, der in deutscher Untersuchungshaft sass, ist auf Kaution freigekommen. Lüthy wird Beihilfe zur Bestechung vorgeworfen.
Nachdem die Kaution in Höhe von 200'000 Euro (knapp 300'000 Franken) am Freitag bezahlt worden waren, wurde Lüthy freigelassen, wie der Bonner Oberstaatsanwalt Fred Apostel zuvor angekündigt hatte. Die Kautionssumme wurde Lüthy vom Von-Roll-Konzern vorgestreckt. Eine weitere Bedingung der Freilassung: Lüythy muss sich bei einem allfälligen Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft Bonn zur Verfügung halten.
Rechtshilfeverfahren
Falls Lüthy nach seiner Freilassung in die Schweiz kommt, wird er im Rahmen des Rechtshilfeverfahrens befragt. Dies erklärte der zuständige Zürcher Bezirksanwalt Ivo Hoppler auf Anfrage. Die Behandlung des Rechtshilfegesuchs sei noch nicht abgeschlossen.
Zu Anschuldigungen oder Anklagen in der Schweiz werde es aber nicht kommen, sagte Hoppler. Die Ergebnisse der Untersuchungen würden an die Bonner Staatsanwaltschaft weiter geleitet.
Beihilfe zur Bestechung
Lüthy wurde aufgrund eines deutschen Haftbefehls am 6. Juli am Amsterdamer Flughafen Schiphol festgenommen und am 16. Juli in deutsche Untersuchungshaft überstellt.
Dem Von-Roll-Manager wird Beihilfe zur Bestechung in mindestens einem schweren Fall vorgeworfen. Von Roll hatte stets erklärt, es gebe keinen Zusammenhang zwischen der Untersuchungshaft und der Firma.
Mittlerweile habe eine unabhängige Revisionsgesellschaft mögliche Geldtransfers via Konten der Von Roll Inova überprüft. Mit negativem Befund, wie die Von Roll weiter mitteilte.
Schmiergeldaffäre
Offenbar geht es bei den Vorwürfen um die Schmiergeldaffäre der Bonner Stadtwerke. Lüthy gilt als Schlüsselfigur im Bestechungsskandal um den CDU-Politiker Reiner Schreiber.
Im Zusammenhang mit der Modernisierung des Kraftwerks Bonn wird Schreiber, der ehemalige Chef der Bonner Stadtwerke, verdächtigt, Schmiergelder angenommen zu haben. Lüthy soll Bindeglied gewesen sein zwischen Von Roll und Schreiber. Bei Durchsuchungen wurde in der Schweiz im Frühling ein Schwarzgeldkonto Schreibers mit 15, Mio. Euro gefunden.
Seit 1998 wurden in Deutschland mehrere Affären bekannt, in die auch Schweizer Unternehmen verwickelt sind. Deutsche Firmen sollen Geld in die Schweiz überwiesen haben, das hier in Schwarze Kassen transferiert wurde und als Schmiergeld zurück nach Deutschland floss. In die Affären verwickelt sind auch Politiker der SPD und CDU.
swissinfo und Agenturen

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