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Bangkok: Botschafterin begeistert Auslandschweizer

Ministre de la santé thaïlandais et ambassadrice de Suisse en Thaïlande
Anutin Charvirakul, stellvertretender Premierminister und Gesundheitsminister in Thailand im Gespräch mit Helene Budliger Artieda, Schweizer Botschafterin in Bangkok.

Sicher wollen alle diplomatischen Vertretungen der Schweiz ihren Mitbürgern den bestmöglichen Service bieten. Doch eine sticht aus der Masse heraus: Die Schweizer Botschafterin in Thailand hat die Herzen der Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer erobert.

Es begann im Juni 2020, als die Welt gerade die erste Welle des Coronavirus überstanden hatte. Die Schweizer Botschafterin in Thailand, Helene Budliger Artieda, startete damals eine Reihe von Online-Videokonferenzen, die man live auf Facebook verfolgen kann.

Die Idee kam auf Anhieb gut an bei den rund 11’000 Schweizerinnen und Schweizern, die im Konsularbezirk von Bangkok leben, also in Thailand, Kambodscha und Laos.

Hochkarätiger Gast

Unter dem Hashtag #AskTheEmbassyExterner Link fand dieses virtuelle Stelldichein nun schon zum achten Mal statt. Die Botschafterin wird auf Facebook jeweils von zwei Mitgliedern ihres Teams begleitet. Abwechselnd berichten diese im parallel laufenden Chat auf Deutsch, Französisch und Englisch über die Diskussion und beantworten Fragen der Teilnehmenden.

Bei der letzten Konferenz am 1. Februar empfing Botschafterin Budliger Artieda Thailands Vize-Premierminister und Gesundheitsminister Anutin Charnvirakul. Ein hoher Gast, aber nicht sonderlich beliebt.

Er hatte zuvor eine Kontroverse ausgelöst und mit gehässigen Bemerkungen über “Farangs” den Zorn vieler Expats in Thailand auf sich gezogen. Der Begriff wird in Thailand abschätzig für Westler verwendet.

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Die Teilnehmerzahl war dem Rang des Gasts angemessen, bis zu 300 Userinnen und User hörten zu. Themen waren die aktuelle Gesundheitssituation, die Aufenthalts- und Einreisebedingungen sowie auch Luftverschmutzung oder eine Krebsbehandlung. Das Thema der Stunde schlechthin war aber die Corona-Impfung.

Man muss wissen: In den sozialen Netzwerken der Expats in Thailand gibt es Gerüchte, dass nur Thais geimpft würden und ausländische Einwohnerinnen und Einwohner das Nachsehen hätten. Der Gesundheitsminister dementierte dies und beschwichtigte auch sonst bezüglich den meisten Themen, die während dieses #AskTheEmbassy besprochen wurden.

SE Helene Budliger Artieda
Botschafterin Helene Budliger Artieda vertritt ihr Land seit 2019 in Thailand.

Es gab also erfreuliche Botschaften für die Schweizer Gemeinde, doch das Lob fiel nicht dem Minister, sondern der Botschafterin zu. Unter den vielen begeisterten Kommentaren auf Facebook schrieb etwa Marc H. Dumur: “Exzellentes Interview. Es ist gut zu wissen, dass die Schweiz in Thailand immer noch einen guten Ruf geniesst und dass wir gehört werden. Herzlichen Glückwunsch, Frau Botschafterin.”

“Strategischer Geniestreich”

Von swissinfo.ch kontaktiert sagt Dumur, der seit 2012 Honorarkonsul in Chiang Mai (Nordthailand) ist, er habe bisher an allen Sitzungen von #AskTheEmbassy teilgenommen. Er findet diese sehr nützlich, zumal die Schweizer Botschaft seiner Meinung nach vor ein paar Jahren eher distanziert war. Er fügt hinzu: “Es ist extrem wichtig, gerade in diesen Zeiten der Unsicherheit über die Pandemie, Ängste zu zerstreuen und die Fakten transparent darzustellen.”

Ein anderer begeisterter Zuhörer war Auslandschweizer Heinz Mazenauer. Er schrieb auf Facebook zum Video: “Ein strategischer Geniestreich der Botschafterin, den nicht immer ausländerfreundlichen Gesundheitsminister in den Chat einzuladen. Und dass Anutin die Einladung auch tatsächlich angenommen hat, zeigt, welche Stellung die umtriebige Helene Budliger Artieda im Königreich hat.” Mazenauer lebt mehrere Monate pro Jahr in Phuket (Südthailand).

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Er ist auch sonst voll des Lobs über die Botschafterin, die er als “klar, konkret” empfindet und “die ihr Wort hält, aber auch offen zugibt, wenn sie in eine Sackgasse gerät”. Begabt mit “grossen Kommunikationsfähigkeiten”, müsse sie zwischen “nicht immer freundlichen Expatriates auf der einen Seite und komplizierten thailändischen Behörden auf der anderen Seite” jonglieren.

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Der ehemalige Journalist und Kommunikationsexperte ist überzeugt, dass Budliger Artieda “während der Pandemie viel für die Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer erreicht hat”. Als Beispiel nennt er die Tatsache, dass für Menschen aus der Schweiz nicht die strengsten Einreisebestimmungen gelten, obwohl das Land auf der thailändischen Liste der Hochrisikoländer steht.

Keine Gesamtstrategie für EDA

Findet die Initiative der Schweizer Botschaft in Bangkok schon Nachahmer? Oder ist sie gar Teil einer umfassenderen Strategie im Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA)?

Von swissinfo.ch dazu befragt, sagt ein Sprecher, dass “mehrere Schweizer Vertretungen verschiedene Formen von virtuellen Konferenzen eingeführt haben”. So prüfen etwa Ottawa (Kanada). Mexiko-Stadt und San Jose (Costa Rica) derzeit diese Möglichkeit.

Diese “Kundenbetreuung ist zwar Teil des Mandats der Konsularischen Direktion und wird vom EDA unterstützt”, sie sei aber nicht Teil einer umfassenderen Strategie zur besseren Betreuung von Auslandschweizerinnen und Auslandschweizern. Vielmehr sei es “Sache jeder Vertretung, das geeignete Format” für das jeweilige Land zu bestimmen.

Das Video zur Diskussion finden Sie hier:

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